Wo einst gemahlen wurdeAm Mühlentag führt die Enkelin durch die Mühlen ihrer Familie in Much

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Der vom Wahnbach gespeiste Mühlteich an der Altenhofer Mühle wurde zum Schwimmteich umfunktioniert, berichtet Besitzerin Elisabeth Diederichs.

Der vom Wahnbach gespeiste Mühlteich an der Altenhofer Mühle wurde zum Schwimmteich umfunktioniert, berichtet Besitzerin Elisabeth Diederichs.

Elisabeth Diederichs ist Enkelin des Gründers Martin Eduard Ludwig, heute mahlen die Mühlen nicht mehr, aber erhalten ist noch viel.

Es war einst ein Müller, der hatte acht Töchter – was sich wie der Anfang eines Märchens anhört, entwickelte sich zu einer eindrucksvollen Mucher Familiengeschichte. „Alle Mädchen, geboren in den Jahren von 1908 bis 1920, erlernten einen Beruf und ein Instrument“, berichtet Elisabeth Diederichs, eine Enkelin des Gründers Martin Eduard Ludwig, die beim gestrigen Mühlentag Hunderte Besucher empfing. Ein Bild ihrer Mutter hängt im goldenen Rahmen, daneben ein Meisterbrief von 1940. Maria Ludwig war die erste Müllermeisterin in der Rheinprovinz.

Mühlen mahlen längst nicht mehr

Als der Vater starb, übernahm seine Zweitälteste den Betrieb, und führte ihn bis zu ihrem frühen Tod 1954. Da war Töchterchen Elisabeth gerade vier Jahre alt. Der Mühlenbetrieb wurde eingestellt. „Ich wuchs bei den Tanten auf“, erzählt Diederichs. Luise, gelernte Köchin, und Agnes, Mezzosopranistin, hatten nach dem Tod des Patrons das Ausflugslokal übernommen. Tante Therese, die ebenfalls Müllerin gelernt hatte, führte die Altenhofer Mühle, die der Vater 1912 gekauft hatte. Im Mühlteich schwammen Forellen, die den Gästen in der knapp zwei Kilometer entfernten Reichensteiner Mühle aufgetischt wurden.

Das Rad, unterschlächtig angetrieben, klappert hier seit den 1950er Jahren nicht mehr. Es ist noch da, liegt aber für Außenstehende nicht sichtbar unter der Terrasse und hat reichlich Rost angesetzt. Das Gestänge ist gut erhalten, ebenso einige Mühlsteine, die den Garten zieren.

Vom oberschlächtigen Rad in der Reichensteiner Mühle ist nur noch die Nabe erhalten, der Raum nebenan sieht aber noch so aus vor 70 Jahren, mit viel Technik und einigen Mehlsäcken.

Weiße Schürzen

Die Familie hielt zusammen: An den Wochenenden, als der Betrieb brummte, die Sommerfrischler aus Köln zum Frühschoppen und zum Nachmittagstanz herbeiströmten, zogen sich alle Schwestern die weißen, gestärkten Schürzchen an, berichtet Elisabeth Dederichs. Tante Lisbeth arbeitete unter der Woche als Fräulein vom Amt bei der Post, Käthe und Gerta waren in der Hauswirtschaft tätig. Die Jüngste, wieder kein Junge, aber dafür „Friedel“ genannt, wie ein Bub, war Pianistin.

Die kleine Elisabeth, fürs Hotelfach vorgesehen, wurde später Steuerberaterin, sie hat seit 40 Jahren ihr Büro in Much. „Das fanden die Tanten auch gut“, sagt sie.

Mit ihrem Mann, einem Fliesenlegermeister, hält sie die Anwesen in Schuss, die teils für Wohnzwecke genutzt, teils für private Feiern vermietet werden. Dann öffnet Elisabeth Diederichs auch die Schankstube wieder, hinter der Theke stehen die polierten Gläser, es sieht noch genauso aus wie früher. „Hier fanden sich viele Paare, tauschten im lauschigen Sommergarten wohl auch erste Küsse“, so erzählten es ihr Besucher. Seit 1980 ist das Ausflugslokal Geschichte. Die Enkelin des Gründers hat noch einen ganzen Koffer voller Fotos und Dokumente im Keller. Genug Stoff für etliche Kapitel der Familiengeschichte.

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