Die einen besuchen sie voller Freude – andere sehen sie als Tiergefängnisse: Zoos sind ein umstrittenes Thema in Deutschland. Was denken Sie? Stimmen Sie ab!
Rundschau-DebatteSind Zoos ein Ort des Artenschutzes oder ein Tiergefängnis?

Junge Wildkatzen spielen in einem Zoo in Frankreich miteinander.
Copyright: AFP
Schutz als Pflichtaufgabe
Laut Bundesumweltministerium hat sich Deutschland dazu verpflichtet, Tierarten innerhalb und außerhalb ihrer Lebensräume zu schützen. Damit seien vor allem Erhaltungszuchtprogramme in Zoos sowie Wiederansiedelungsprojekte im In- und Ausland gemeint, bei denen Tiere bedrohter Arten ausgewildert werden. Zudem sei die Erforschung der Tierarten die Grundlage für Schutzmaßnahmen, heißt es. Dies könnten vor allem wissenschaftlich geführte Zoos in Zusammenarbeit mit Universitäten liefern. Auch für die Naturschutzorganisation World Wildlife Fund (WWF) spielen Zoos „eine wichtige Rolle für Bildung, Artenschutz und Forschung“, wie Sprecher Tobias Arbinger sagte. Arten wie das Wisent wären demnach ohne Zoos ausgestorben.
Kritik an der Haltung
Der Deutsche Tierschutzbund sieht zwar positive Aspekte mit Blick auf den Artenschutz, bewertet Zoos aber kritischer. Es sei bei den verschiedenen Tierarten unterschiedlich, ob eine artgerechte Haltung möglich sei, sagte Sprecherin Hester Pommerening: „Tierarten, deren anspruchsvollen Bedürfnissen man in Gefangenschaft grundsätzlich nicht gerecht werden kann, haben heutzutage in Zoos nichts verloren.
Dazu zählen Eisbären oder Delfine.“ Auch andere Tiere litten in Zoos: Großkatzen entwickeln demnach in zu kleinen Gehegen Verhaltensstörungen, Elefanten vermissen ihre Familiengruppen, Vögeln werden teils die Flügel beschnitten, um sie flugunfähig zu halten. Einige Zootiere liefen im Kreis oder fräßen ihre Exkremente.
Um die Umfrage angezeigt zu bekommen, müssen Sie den Inhalt der Kölnischen Rundschau einmal gestatten. Das Laden der Umfrage kann einen Moment dauern.
Aus Tierschutzsicht sei die Haltung im Zoo nur dann zu rechtfertigen, „wenn Haltung, Fütterung, Sozialstruktur und Beschäftigungsmanagement optimal auf die Bedürfnisse der jeweiligen Tiere angepasst sind und die Haltung nachweislich einen pädagogischen Mehrwert mit sich bringt sowie zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Arten beiträgt“, sagte die Sprecherin. „Nach wie vor findet man in nahezu jedem Zoo Haltungen vor, die unzureichend oder veraltet sind oder nicht einmal den vorgegebenen Mindestanforderungen genügen.“ Wiederansiedlung im Sinne des Artenschutzes sei wegen der schwindenden Lebensräume oft nicht möglich – und bei „Vorzeigearten“ wie Elefanten, Tigern, Pinguinen, Kängurus oder Giraffen auch nicht vorgesehen.
Artenvielfalt in der Natur
Zwar seien 50 weltweit mithilfe von Zoos gerettete Tierarten ein Erfolg, dies sei im Vergleich zu den vom Aussterben bedrohten Arten jedoch nur ein „Tropfen auf den heißen Stein“. Laut Weltnaturschutzunion wurden – Stand Dezember 2022 – mehr als 150000 Arten für die Rote Liste überprüft, mehr als 42100 Arten davon seien bedroht. „Statt in Zoos auf lange Sicht nur lebende Museumstiere zu „erhalten“, müssen wir Artenvielfalt vor allem in der Natur bewahren“, forderte die Sprecherin. Zoos sollten es sich „zur Aufgabe machen, ihre Haltungsbedingungen stetig an neue, wissenschaftliche Erkenntnisse anzupassen und den Fokus auf weniger, aber dafür besser gehaltene Arten zu legen“. Die Tierrechtsorganisation Peta lehnt Zoos in ihrer derzeitigen Form ab, „weil sie keinen effizienten Beitrag gegen das Artensterben leisten, oftmals ein falsches Bild von Tieren und ihrer Lebensweise vermitteln und Bildungsmaßnahmen sehr gut ohne das Einsperren von Tieren funktionieren“, betonte Peta-Biologin Yvonne Würz. Tiere in Zoos seien „reine Ausstellungsstücke, die so gut wie nie ausgewildert werden“. Auch kämen Medikamente wie Psychopharmaka zum Einsatz, um Tiere ruhigzustellen und Verhaltensstörungen zu überdecken.
Viel verbessert
Der Verband der Zoologischen Gärten, der 71 wissenschaftlich geführte Zoos vereint, sieht das anders. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich laut Sprecherin Astrid Falter viel verbessert – gemeinsame Haltung verschiedener Arten, Gestaltung der Gehege nach Landschaftsvorbildern, Beschäftigung der Tiere durch Futterverstecke, Gerüche und medizinisches Training. „Es gibt aber noch sehr viel Forschungsbedarf“, sagte sie.
Die Sprecherin betonte, dass der Profit bei Zoos im Hintergrund stehe. Häufig betrieben Städte die Zoos, oder sie seien gemeinnützige Betriebe. Dennoch unterstützten die Zoos im Verband 2021 laut Falter Naturschutzprojekte mit etwa neun Millionen Euro. Die Zoos im Verband registrieren zudem jährlich mehr als 40 Millionen Besuche und zählen damit laut Falter „zu den besucherstärksten und bedeutsamsten außerschulischen Bildungsorten im grünen Bereich.“
Das Fazit
Mit Ausnahme von Peta sind die befragten Tier- und Naturschützer für den Erhalt von Zoos. Sie sind sich aber auch einig, dass Zoos sich stärker an wissenschaftlich festgestellten Bedürfnissen der Tiere orientieren und auf einige nicht artgerecht zu haltende Tiere verzichten sollten. (dpa)