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Gesunde ZähneNach dem Essen nicht sofort putzen

4 min

Wer die ersten und zweiten Zähne gut pflegt, braucht später keine dritten.

Nach dem Essen das Putzen nicht vergessen

Der alte Spruch ist so nicht richtig. Lebensmittel, die Säuren enthalten, greifen nämlich den Zahnschmelz an. Wer dann auch noch putzt, hilft diesen Säuren bei ihrem zerstörerischen Tun. Besser ist es, haben Untersuchungen gezeigt, nach dem Essen säurehaltiger Lebensmittel (wie etwa Obst, Säfte, Wein oder auch verschiedene Salatdressings) lieber noch ein wenig mit dem Zähneputzen zu warten. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Düsseldorf empfiehlt aufgrund der Forschungslage, eine "Karenzzeit von 20 Minuten bis einer Stunde" einzuhalten. In der Zeit kann der Speichel mit seinen Inhaltsstoffen wie Kalzium, Fluorid und Phosphat die Zähne umspülen und mit den wichtigen Nährstoffen wieder stärken. Vor allem abends vor dem Zubettgehen sollte man das Zähneputzen aber auf keinen Fall vergessen, denn sonst haben Speisereste die ganze Nacht über Zeit, die Zähne zu malträtieren.

Von Rot nach Weiß putzen

Früher einmal rieten Zahnärzte ihren Patienten, immer schön vom Zahnfleisch (rot) aus zur Zahnkrone (weiß) hin zu putzen. Heute weiß man, dass das alleine nicht ausreicht. Ausschließlich nur "von rot nach weiß putzen" bedeutet nämlich, dass die Zahnbürste nicht unter den Zahnfleischrand gelangt und so mit herkömmlichen Zahnbürsten auch die Zahnzwischenräume nur schlecht erreicht werden können. Gerade dort aber sitzen nun einmal die gefährlichen Bakterien, die eigentlich mit dem Zähneputzen entfernt werden sollten. Effektiver ist es, wissen Dentisten heute, die Zahnbürste in einem 45-Grad-Winkel anzusetzen und dann mit einem leichten Druck von etwa 150 Gramm (was dem Gewicht einer Orange entspricht) mit vorsichtig rüttelnden und kreisenden Bewegungen mindestens zwei Minuten lang zu putzen.

Mundgeruch wird durch Speisen verursacht

Das stimmt nicht, haben Studien gezeigt. Nur in den wenigsten Fällen sind etwa Knoblauch und Zwiebeln Schuld am Mundgeruch. In den meisten Fällen sind Bakterien dafür verantwortlich, die sich in Zahnfleischtaschen, Zahnzwischenräumen, Entzündungen und am Zahnersatz oder auch auf der Zunge breitgemacht haben. Eine gründliche Mundpflege, durchaus auch mit Zahnseide, Mundwasser und Zungenschaber, ordentliches Zähneputzen sowie regelmäßige Zahnarztbesuche, notfalls sogar mit professioneller Zahnreinigung, können dem Spuk aber ein Ende bereiten.

Hauptsache ordentlich schrubben

Hin- und herschrubben ist zwar immer noch die erste Wahl aller Grobmotoriker, Zahnärzte aber sehen das gar nicht gerne. Wer zu stark schrubbt, kann den schützenden Schmelz beschädigen und darüber hinaus noch das Zahnfleisch zurückschieben. Wer unbedingt schrubben will, darf das, wenn überhaupt, nur noch direkt oben auf den Kauflächen tun, aber auch nur mit Vorsicht, mahnen Dentisten.

Jeder braucht im Alter ein Gebiss

Heinz Erhard hat sich einmal so schön zusammengereimt: "Die alten Zähne wurden schlecht, und man begann, sie auszureißen. Die neuen kamen grade recht, um mit ihnen ins Gras zu beißen." Auch wenn das lustig ist und viele von uns noch das Bild des Opas vor Augen haben, wie der seine Dritten in einem Glas auf dem Nachttisch aufbewahrte, so ist es doch keineswegs so, dass jeder im Alter irgendwann einmal einen umfassenden Zahnersatz bräuchte. Ganz im Gegenteil ist gute Pflege alles, wissen Experten. Wer seine Zähne immer gut pflegt und regelmäßig zum Zahnarzt geht, hat gute Chancen, niemals ein künstliches Gebiss zu brauchen, denn unser eigenes ist für das ganze Leben gemacht.

Ein Apfel am Abend ersetzt den Zahnarzt

Äpfel sind gesund, gar keine Frage, aber das Zähneputzen oder gar den Zahnarzt ersetzen sie deshalb noch lange nicht. Ganz im Gegenteil greifen die Fruchtsäuren des Apfels den Zahnschmelz an, und auch der enthaltene Zucker stellt eine ideale Nahrungsquelle für die Kariesbakterien dar. Darum also nach dem Apfelessen das Zähneputzen nicht vergessen - allerdings nicht unmittelbar danach, sondern lieber erst noch ein Weilchen warten (siehe oben).

Wer keine Zähne hat, braucht nicht zu putzen

Wer keine Zähne hat, braucht auch nicht zu putzen. Das stimmt zwar, dennoch ist es keine gute Idee, einfach alle Zähne herauszureißen. Diesem Irrtum erlag einst schon der französische König Ludwig XIV., der sie sich auf Anraten seines Leibarztes Antoine d'Aquin hin kurzerhand allesamt ziehen ließ. Ohne Narkose entfernte d'Aquin daraufhin dem Sonnenkönig "sowohl sämtliche Zähne des Unterkiefers, wobei der Kiefer zerbrach, sowie auch alle Zähne des Oberkiefers, wobei ein Teil des Gaumens herausriss", wie d'Aquin später penibelst in sein Tagebuch notierte. Die Folgen waren fatal, die Schmerzen mag man sich gar nicht erst vorstellen. Der einzige Vorteil der Tortur: Das Thema Zahnpflege hatte sich für den Monarchen erledigt. Dafür gab es ein neues Problem mit der Mundhygiene.

Nach dem Putzen lange nachspülen

So lecker ist Zahnpasta dann auch wieder nicht, dass man den Geschmack länger als irgend nötig im Mund behalten möchte. Dennoch: Wer nach dem Zähneputzen zu oft mit zu viel klarem Wasser nachspült, etwa um den Geschmack der Zahnpasta loszuwerden, spült gleich alle kariesprophylaktischen Inhaltsstoffe der Zahnpasta mit weg, die eigentlich auch nach dem Zähneputzen noch ihre Wirksamkeit entfalten sollten.