Himmlische MusikDie Weihnachts-CDs der Saison

Rod Stewart wird auf seine alten Tage besinnlich.
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Köln – Alle Jahre wieder, wenn am Weihnachtsbaume die Lichter brennen, erklingen dazu auch immer neue Lieder von musikalischen Menschen, die unsere Festtagsstimmung unter dem Motto "Es ja nicht immer ,Last Christmas' sein versüßen wollen. Dies gelingt. Wie immer in der Popmusik, dem einen besser als dem anderen.
Den ersten Platz in der Hitparade der Weihnachtsneuerscheinungen verdient CeeLo Green. Seine CD "CeeLo's Magic Moment" (Warner) ist wirklich magisch: mal kitschig, mal tanzbar, mal ergreifend - und immer mitreißend. Sogar einer fast abgenudelten Nummer wie Mariah Careys "All I want for Christmas" haucht die exzellente Produktion neues Leben ein. Seine Stimme ist vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig, aber hat jede Menge Soul und genauso viel Seele!
Unter CeeLos Gesangspartnern ist auch Rod Stewart, und die gemeinsame Nummer "Merry Christmas Baby" findet sich auch auf dem gleichnamigen Weihnachtsalbum des Schotten (Verve). Nach seinen "American Songbook"-CDs schmust er sich nun souverän durch bekanntes Material, was zum Alterswerk passt und vor allem bei "Auld Lang Syne" wirklich berührt. Da klingt der alte Haudegen, als würde er Silvester am liebsten in den schottischen Highlands feiern.
Kleine Mogelpackungen
Und auch die US-Country-Superstars Lady Antebellum reihen sich mit ihrem ruhigen, sehr harmonischen Album "On This Winter's Night" (EMI) in den Reigen ein. Ein zweites "Need you now" (ihr großer Grammy-Hit) ist leider nicht dabei, aber stimmige Versionen solcher Klassiker wie "Silver bells". Aber Fans der Band werden bemerken, dass fünf der zwölf Songs schon vor zwei Jahren auf einer EP veröffentlicht worden sind. Apropos Mogelpackung: Michael Bublé zur Zeit großflächig beworbene CD "Christmas" (Reprise/Warner) ist zwar nur eine Wiederveröffentlichung vom letzten Jahr - mit drei Bonustracks, die es bislang nur auf der Ausgabe für eine US-Warenhauskette gab. Die Platte hat sich weltweit schon sieben Millionen Mal verkauft, dieses Jahr werden also noch ein paar Exemplare hinzukommen. Zurecht, denn Bublé swingt in Topform auf den Spuren von Sinatra und Co. und hat eine Platte abgeliefert, die seinen anderen Alben in nichts nachsteht.
Ganz brandneu, mit einer n Reihe selbst geschriebener Songs ist Colbie Caillats "Christmas In The Sand" (Universal). Die Kalifornierin verortet das Fest musikalisch am Strand, zwischen Sonnenbräune, Brandung und Surfern - und stellt sich (auf den Spuren ihres Hits "Bubbly") ihren ganz persönlichen Santa Claus in Badeshorts vor. Charmant.
Zum dritten Mal hat sich Nils Landgren Freunde zum gemeinsamen weihnachtlichen Musizieren eingeladen - und schafft auch mit "Christmas With My Friends III" (ACT) ein Kleinod. Der Posaunist und seine Gäste schaffen mit der Mischung aus schwedischen Volksliedern und amerikanischen Popsongs eine ganz intime Athmosphäre, ein Weihnachtsfest mit guten Freunden eben - auf dem allerhöchsten Niveau gesungen und gespielt. Und die schwedische Version von "Kommet, ihr Hirten" sorgt bei deutschen Hörern für einen kleinen Aha-Effekt.
Dass die Baseballs ihren Elvis mögen, hört man auf ihrer Weihnachtsplatte "Good ol' Christmas" (Warner). Zwischen Rockabilly und Swing croonen sich die Drei durch Klassiker wie "Let it snow", "Rudolph, the red-nosed reindeer" oder "Winter wonderland" und schießen mit ihrer Eigenkomposition "Ring Ring (a lovely sound)" den Vogel ab.
Am unteren Ende
Am anderen Ende der Qualitätsleier ist die Reunion von Olivia Newton-John und John Travolta anzusiedeln. Auf "This Christmas" (Warner) klingt sie nur noch kurzatmig, während er sowieso nie ein begnadeter Sänger war. Gaststars wie Barbra Streisand machen das nur noch deutlicher. Und sogar der 86-jährige Tony Bennett singt das ehemalige "Grease"-Traumpaar locker an die Studiowand. Der Trost: Man singt für einen guten Zwecken.
Kinderchöre gehören einfach zur Weihnachtszeit. Bei Scala singen, unter der Leitung Kolacny Brothers, Mädchen zwischen 14 und 24 seit Jahren engelsgleich Songs, die im Original von Indie- oder Rockbands stammen. Das Konzept behalten sie auch für ihr Album "December" (Pias/Rough Trade) um, und so erklingen "2000 Miles" von den Pretenders oder Coldplays "Christmas lights" glasklar. Über eine komplette Albumlänge fehlt zwar die Variation, aber für ein, zwei Stücke hat das durchaus seinen Reiz.
Schon in ihrer Zeit mit Ben Watt beim Duo Everything But The Girl hat Tracey Thorn immer wieder Songs, in denen es um Weihnachten ging, aufgenommen. Nun gibt es ein ganzes Album, "Tinsel And Lights" (Pias/Rough Trade) mit einer eher ungewöhnlichen Titelauswahl. Neben zwei eigenen Liedern covert die Britin unter anderem Nummern von Indie-Stars wie Sufjan Stevens oder Stephin Merritt. Das ist spröde, niemals kitschig und für die eher stillen Momente geeignet.
Während sich Anglo-amerikanisches in unseren Breiten in Sachen Weihnachtsmusik durchgesetzt hat, bleibt das Französische immer noch Geheimtipp. Wie "Des Pas Dans La Neige" ("Einige Schritte im Schnee", Local Media/Alive) von Maryse Letartes. Die Kritiken in ihrer Heimat Kanada sind überschwenglich, und die Fans von neuem französischem Pop werden begeistert sein. Im wahrsten Sinne des Wortes haucht Maryse Letartes dem Fest eine kühle, frankophone Brise zu.
Bunte Musik-Pakete
Als vor 25 Jahren der Sampler "A Very Special Christmas" (Universal) veröffentlich wurde, war das eine kleine Sensation: Stars wie die Eurythmics, Whitney Houston, Bon Jovi, U2 oder Madonna sangen Klassiker in sehr poppigem Gewand und das auch noch für einen guten Zweck. Mit den Erlösen dieses und der folgenden sechs Alben wurden und werden die Special Olympics unterstützt. Zum Jubiläum werden die tollen Lieder von damals noch einmal veröffentlicht - mit einer. leider eher beliebig zusammen-gewürfelten Bonus-CD.
Auch Indie-Bands haben das Fest der Feste für sich entdeckt. Auf den beiden Sampler "Christmas Rules" (Universal) und "Isn't This World Enough" (Nettwerk, nur als Download!) tummeln sich Fun, Sixpence None The Richer, Jay Brannan, Rufus Wainwright, Calexico oder auch the Shins - und ganz überraschend Paul McCartney, dessen Version von "The Christmas Song" aus den Sessions mit Diana Krall stammt. Unter den restlichen Songs findet sich manche Perle, aber viele Stücke, die Oma leicht verstören könnten, wenn die Platten am Heiligenabend laufen.