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HochschulenImmer mehr Studenten ohne Abitur

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Noch ist die Zahl derjenigen, die es versuchen, klein, aber: Es gibt auch ohne Abitur einen Weg ins Studium an deutschen Hochschulen. Foto: Uwe Anspach

Gütersloh – Nirgendwo in Deutschland studieren so viele Menschen ohne Abitur wie in Nordrhein-Westfalen. Im bevölkerungsreichsten Bundesland liege der Anteil dieser Studienanfänger mittlerweile bei 4,2 Prozent, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Studie des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. Damit ist die Quote doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt (2,1 Prozent). Während sich die Quote im Bund seit 2007 nahezu verdoppelt hat, hat sie sich in NRW mehr als vervierfacht. Schlusslicht ist das Saarland mit 0,4 Prozent.

Hauptgründe für den Aufwärtstrend sind leichtere Zugangsbedingungen und eine größere Zahl spezifischer Studienangebote für diese Zielgruppe. In NRW haben Menschen mit Meistertitel und ähnlichen hoch qualifizierten Berufsbildungs-Abschlüssen die Hochschulreife. Das bedeutet, sie können sich für jeden Studiengang an jeder Hochschule bewerben. Auch Menschen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und mehrjähriger Berufspraxis haben es demnach heute zumindest leichter, den Weg in die Hochschule zu finden. Sie sind dann aber auf Studienfächer aus ihrem Fachgebiet beschränkt.

Die beliebtesten Hochschulen für ein Studium ohne Abitur in NRW sind die FernUniversität Hagen, die Fachhochschule für öffentliche Verwaltung mit Standorten in Bielefeld, Duisburg, Gelsenkirchen, Hagen, Köln, Münster und Dortmund sowie die FOM Fachhochschule für Ökonomie und Management in Essen. Hagen ist mit 2502 Studienanfängern ohne Abitur im Jahr 2010 deutschlandweit die mit Abstand beliebteste Hochschule bei dieser Zielgruppe.Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) sagte der Nachrichtenagentur dpa, die Bemühungen der Landesregierung für mehr Durchlässigkeit im Bildungssystem trügen Früchte. Wenn es nach ihm ginge, könne der Anteil der Studierenden ohne Abitur noch deutlich wachsen. In Schweden seien es um die 30 Prozent. „Ich wäre schon froh, wenn es hier in den nächsten Jahren 7 oder 8 Prozent wären.“

Mehr Durchlässigkeit in den Bildungssystemen sei ein Beitrag gegen den Fachkräftemangel, sagte Schneider. „Realschüler sollten verstärkt in die betriebliche Berufsausbildung gehen, statt Kurven an den Berufskollegs zu drehen, um dort einen Studienzugang zu erreichen.“ Zudem werbe die Regierung bei Stiftungen und der Wirtschaft um Stipendien für Berufstätige, die studieren wollen. Die Möglichkeiten für ein Studium ohne Abitur seien insgesamt noch nicht bekannt genug.