Demenz-DiagnoseVerunsicherung statt Früherkennung
Für wen ist die Leistung gedacht?
Demenz ist ein Damoklesschwert, vor dem sich vor allem viele ältere Menschen fürchten. Denn das Risiko, an der tückischen Hirnkrankheit zu erkranken, steigt mit dem Alter an: Sind bei den Über-65-Jährigen sieben Prozent aller Menschen betroffen, ist es bei Menschen über 85 schon jeder Dritte. Noch ist unklar, wie eine Demenz genau entsteht. Auch gibt es keine Heilung, Medikamente können das Fortschreiten der Krankheit bisher nur verlangsamen. Bei Verdacht auf eine beginnende Demenz setzen Ärzte zur Diagnose Gedächtnistests, Verhaltensuntersuchungen oder auch Gentests ein. Auch eine Kernspin- oder Magnetresonanztomografie (MRT) wird von den gesetzlichen Kassen bezahlt. Ohne solche Verdachtsmomente – also zur reinen Früherkennung – ist eine MRT dagegen eine Individuelle Gesundheitsleistung (Igel).
Wie funktioniert’s?
Bei einer MRT wird, anders als bei Röntgenaufnahmen, keine Strahlung verwendet. Um detailreichere Bilder des Gehirns zu erhalten, bekommen Patienten jedoch vor einer Aufnahme meist Kontrastmittel gespritzt. Dann werden sie bei geschlossenen MRT-Systemen in eine Röhre geschoben, in der ein starkes Magnetfeld erzeugt wird. Vor allem wasserreiche Gewebe lassen sich auf diese Art gut darstellen. Bei der Diagnose einer Demenz sollen die Aufnahmen klären, ob es behandelbare Ursachen wie etwa einen Tumor gibt und um welcher Art der Krankheit es sich handelt.
Was sagt die Forschung (Igel-Monitor)?
„Ein Kernspin zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz bewerten wir als tendenziell negativ“, lautet das Urteil des Igel-Monitors, einer Bewertungsplattform des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen. Bei der Analyse der Forschungsliteratur zum Thema habe sich zwar gezeigt, dass sich auf MRT-Bildern tatsächlich frühzeitig Gehirnveränderungen erkennen lassen, die mit leichten geistigen Beeinträchtigungen einhergehen. Menschen mit dieser sogenannten vorklinischen Demenz entwickeln auch tatsächlich häufiger eine echte Demenz.
Das Problem aber ist die mangelnde Sicherheit: „Es lässt sich bei einem einzelnen Menschen nicht vorhersagen, ob und wann er eine Demenz entwickeln wird.“ Weil die Treffsicherheit gering ist, könnte die Untersuchung deshalb zum einen falschen Alarm auslösen. Auch korrekte Diagnosen eines frühen Krankheitsstadiums können unnötig sein, wenn die Krankheit dann nicht zum Ausbruch kommt.
Aber sogar, wenn die Krankheit richtig vorausgesagt wird, hilft die Untersuchung dem Patienten nicht: Weil sich eine Demenz bislang nicht verhindern lässt, führe eine Früherkennungs-MRT nur zu Verunsicherung, so der Igel-Monitor.
Was sagen die Ärzte?
Laut einer sogenannten S3-Leitlinie ist es in der Fachwelt jedoch umstritten, ob zur Diagnose einer Demenz routinemäßig eine MRT durchgeführt werden soll. Auch eine Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin hält die Datenlage nicht für ausreichend, um ein generelles Demenz-Screening zu empfehlen.
Was kostet sie?
Zwischen 250 und 460 Euro.
Fazit
Zur Früherkennung einer Demenz sorgt eine Kernspintomografie als alleiniges Diagnoseinstrument nicht für Klarheit, sondern im Gegenteil zu Verunsicherung. Nicht zu empfehlen. (ma)