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Internationale SpieltageAuf zum Spielegipfel in Essen

6 min

Am Donnerstag beginnen in der Messe Essen die Internationalen Spieltage. Für die gut 150 000 Besucher sind sie mehr ein viertägiges Spielefest als eine klassische Messe. An den Ständen, in den Gängen, auf dem Boden, überall wird gespielt.

Im Rahmenprogramm finden viele Turniere und Meisterschaften statt. Außerdem feiert eine Ausstellung das 100-jährige Jubiläum von „Mensch ärgere Dich nicht“, es gibt eine große Kinderhalle und ein riesiges Manhattan-Puzzle mit 32 256 Teilen.

Aber im Mittelpunkt stehen die Abertausenden Spiele, darunter mehr als 850 Neuheiten, die der Besucher direkt ausprobieren kann. Das Angebot der vergangenen Jahre war geprägt von deutschen Verlagen und Autoren. Sie zeigten gemäßigt komplexe Spiele mit wenig aggressiven Themen für die Familie, wie zum Beispiel „Die Siedler von Catan“.

Aussteller aus 41 Nationen

Heute bieten Verlage weltweit interessante Spiele an. In Essen sind Aussteller aus 41 Nationen vertreten. Und deutsche Verlage nehmen verstärkt ausländische Spiele und Autoren in ihr Programm. Die Tendenz geht zu den Extremen. Einerseits gibt es äußerst aufwendige Simulationen aus den Themenbereichen Militär, Fantasy und Science Fiction, die oft viele Stunden dauern. Andererseits setzen die Verlage auf ganz einfache, kurze Spiele, die man sofort begreift. Das klassische Familienspiel tritt dagegen immer mehr in den Hintergrund.

Wir konnten für Sie viele Spiele vorab ausprobieren. Daraus haben wir sechs ganz einfache, dennoch sehr spannende Titel ausgewählt. Viel Spaß beim Spielen und vielleicht auch auf der Messe.

Machi Koro

Wörtlich übersetzt bedeutet der japanische Titel „Stadt würfeln“ und das beschreibt treffend das Geschehen. Ziel ist es, als Erster seine Großprojekte wie einen Bahnhof oder den Funkturm zu bauen. Dazu braucht es aber viel Geld, das nur mit den anderen Unternehmen erwirtschaftet werden kann. Die Unternehmen wie „Markthalle“, „Bergwerk“ oder „Restaurant“ sind auf Karten dargestellt. Vor jedem Zug wird gewürfelt. Das Ergebnis aktiviert bestimmte Karten. Alle starren gebannt auf den Würfel, ob sie wohl Geld kassieren. Wer sich eine geschickte Mischung von Unternehmen zusammenstellt, streicht oft Geld ein. Mit einigen Firmen greift er sogar der Konkurrenz in die Tasche. Da schlägt der Ärger hoch. Mit viel Würfelglück wird so das Geld für den Bau der Großprojekte erwirtschaftet. „Machi Koro“ ist sehr einfach zu lernen und alle Spieler sind ständig am Geschehen beteiligt, so dass es bis zuletzt spannend bleibt.

Machi Koro - von Masao Suganuma, 2-4 Personen ab 8 Jahren, ca. 45 Min., Kosmos, ca. 13 Eurowww.kosmos.de

Hamsterbacke

Das Spiel ist mehr als nur ein „Lückenfüller“! Auf dem Tisch liegen offen zufällig ausgelegte Kartenreihen, die immer länger werden. Reihum nimmt man sich eine beliebige Reihe auf die Hand. Um zu punkten, muss man diese Karten aber auch wieder auslegen. Das ist nicht so einfach, denn wer z. B. die „2“ auslegen möchte, muss auch zwei gleiche Karten haben, bei der „4“ sind es vier gleiche. Lange Reihen zu sammeln ist nicht einfach, bringt aber viele Punkte. Dumm nur, dass die Gegner nicht nur die passenden Karten vor der Nase wegschnappen. Sie können einem auch noch Karten aus der Hand klauen. Wer am Ende noch eine volle Kartenhand hat, kassiert kräftig Minus. „Hamsterbacke“ ist ein ganz einfaches, lustiges Ärgerspiel voller Spannung und Schadenfreude.

Hamsterbacke - von Francesco Berardi, 3-5 Personen ab 8 Jahren, ca. 20 Min., Amigo, ca. 8 Eurowww.amigo-spiele.de

Hook!

Wenn es mal so richtig chaotisch und turbulent sein soll, dann ist „Hook!“ genau das richtige Spiel. Es ist ganz einfach. Über die Zielkarten verteilt sind verschiedene Symbole: Papagei, Rumflasche, Fässer, Matrosen oder Bomben. Auf Kommando decken alle gleichzeitig je eine Karte auf. Nun beginnt eine hektische Suche nach der Karte, die man erobern will. Dazu gibt es verschiedene Schablonen mit je drei Löchern an unterschiedlichen Stellen. Schnell legt jeder eine Schablone auf das ausgesuchte Zielplättchen. Dann wird geschaut, welche Symbole durch die Löcher der Schablonen zu sehen sind. Im besten Fall hat man Schätze gesammelt, im schlechtesten Fall kassiert man böse Treffer. Das ist chaotisch, kaum berechenbar, aber sehr lustig.

Hook! von Marco Teubner, 3-6 Personen ab 8 Jahren, ca. 30 Min., Pegasus, ca. 15 Eurowww.pegasus.de

Scharfe Schoten

„Das ist wie Skat!“ war die erste Reaktion. „Ist es nicht!“ Es gibt vier Farben, jede mit den Werten 1 bis 12. Welche vier Karten Trumpf sind und welche Wertigkeit die Farben haben, wird zu Beginn einer Partie ausgelost. Jeder Spieler sagt nun, von welcher Farbe er die wenigsten und von welcher er die meisten Karten am Ende haben will. Dann beginnt ein klassisches Stichspiel. Farbe muss bedient werden. Höherer Kartenwert, bessere Farbe oder Trumpf machen den Stich. Das Besondere am Spiel? Die Kartenrückseite zeigt die Farbe, so dass man sieht, wer noch Farbe bedienen kann. Das ergibt ein ganz neues Spielgefühl und gestandene Kartenspieler müssen komplett umdenken. Die äußerst witzige Grafik rundet dieses tolle, spannende Spiel ab.

Scharfe Schoten - von Arve D. Fühler, 3-4 Personen ab 10 Jahren, ca. 30 Min., Zoch Verlag, ca. 12 Euro www.zoch-verlag.com

Five Tribes

Wir versetzen uns in die Welt von 1001 Nacht und wollen Sultan von Naqba werden. Dazu reisen wir durch das Land und gewinnen Verbündete in der Bevölkerung. Wesire und Stammesälteste steigern die Macht, Baumeister füllen die Kassen und Kaufleute bringen wertvolle Waren. Ein richtig eingesetzter Meuchelmörder kann die Verhältnisse im entscheidenden Moment verschieben. „Five Tribes“ ist trotz des Themas und der reichen, stimmungsvollen Ausstattung im Grunde abstrakt. Mit jedem Zug wechselt die Spiel-Situation. Man analysiert die aktuellen Handlungsmöglichkeiten und versucht den optimalen Zug. Das ist sehr spannend und herausfordernd, sollte aber nicht in eine lange Grübelei ausarten. Die Regeln sind recht einfach und gut erklärt. Aber um optimal zu taktieren, bedarf es einiger Überlegung und Erfahrung.

Five Tribes - von Bruno Cathala, 2-4 Personen ab 13 Jahren, ca. 60 Min., Days of Wonder Spiele, ca. 54 Eurowww.daysofwonder.com

7 Steps

Abstrakte Spiele wie Schach oder Go gelten als furchtbar schwierig. „7 Steps“ steht für das Gegenteil. Die Regeln sind schnell gelernt. Etwas Gehirnschmalz braucht man schon zum Sieg, ohne dass die Partie in eine langwierige Grübelei ausufert. Punkte gibt es für Holzscheiben, die man auf dem Plan platziert. Die Regeln dafür sind einfach: Farbe auf gleiche Farbe, jede Scheibe neben die vorhergehende, nie mehr als eine „Etage“ höher als die vorhergehende. Trotz der wenigen Regeln ist das Spiel eine echte Herausforderung. Die Situation auf dem Plan ändert sich ständig, so dass man nicht langfristig vorausplanen und grübeln kann. Schadenfreude kommt auf, wenn ein Konkurrent eine wertvolle Position blockiert. „7 Steps“ bietet die perfekte Mischung aus geistiger Anspannung und spielerischer Entspannung.

7 Steps - von M. Kiesling und R. Staupe, 2-4 Personen , ab 10 Jahren, ca. 30 min, Kosmos, ca. 33 Eurowww.kosmos.de