InterviewBarbara Wussow wird die neue Chefhostess auf dem „Traumschiff“

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Traumschiff

Kreuzfahrtdirektor Oskar Schifferle (Harald Schmidt), Dr. Wolf Sander (Nick Wilder), Hanna Liebhold (Barbara Wussow), Kapitän Viktor Burger (Sascha Hehn).

36 Jahre lang war Heide Keller als Chefhostess Beatrice auf dem "Traumschiff" tätig. Am 1. Januar 2018 verabschiedete sie sich vom ZDF-Traditionsformat. Nachfolgerin wird Barbara Wussow, der Tochter von Klausjürgen Wussow und Ida Krottendorf. Mit ihr sprach Frank Rauscher über ihre Rolle als Hoteldirektorin Hanna Liebhold . Am Ostersonntag ist sie als solche in der Folge "Traumschiff: Malediven" erstmals in dieser Rolle zu sehen.

Sie sind noch bis Mai mit dem "Traumschiff" unterwegs - das klingt rekordverdächtig!

Ja, vier Monate am Stück: So lange war ich noch nie beim Drehen, so lange Zeit war ich überhaupt noch nie von zu Hause weg - obwohl ich in den vergangenen Jahren exzessiv Theater gespielt habe. Die Tournee mit meinem Kollegen Peter Bongartz hatte 300 Termine, nur war ich zwischendurch immer mal daheim. Ich gebe zu, ich ging mit gemischten Gefühlen auf die Reise.

Hatten Sie Bammel vor dem Drehmarathon?

Es schlugen zwei Seelen in meiner Brust: Ich freute mich zum einen ungemein aufs Reisen und die tolle Aufgabe an Bord des Traumschiffs, zum anderen war mir sehr bewusst, dass ich auch Heimweh und Sehnsucht nach meiner Familie, nach meinem Mann und meinen Kindern, haben werde.

Was sagte Ihr Mann?

Der sah das ähnlich: So eine Chance gibt es nur einmal - wir haben das eingehend besprochen und dann in der Familie sozusagen demokratisch entschieden. Abgesehen davon, dass mit dem Engagement auch Geld in die Kasse kommt, passt es halt gut: Ich reise gerne und liebe alles auf der Welt, wo es über 30 Grad warm ist, mein Mann ist als leidenschaftlicher Skifahrer Winterfan. Ansonsten schmerzt die Trennung natürlich, aber da kann man nichts machen - außer skypen, mailen, chatten, facebooken, telefonieren. Sagt der größte Technikmuffel, den Sie sich vorstellen können (lacht). Ich schreibe lieber Ansichtskarten und Tagebuch.

So schlimm wird's an Bord schon nicht sein. Immerhin schwärmte der Traumschiff-Vater Wolfgang Rademann doch stets in höchsten Tönen von seiner Familie...

Und er tat das mit vollem Recht. Die Atmosphäre ist wirklich sehr familiär. Ich war ja schon mehrmals an Bord - zweimal in den 90er Jahren und 2017 für die erste Episode in meiner neuen Rolle der Hoteldirektorin Hanna Liebhold.

"Das Traumschiff: Malediven" wurde Ende 2017 gedreht.

Ja, und seitdem kann mich nichts mehr schrecken, denn bei diesem Dreh erlebte ich das größte Abenteuer meines Lebens (lacht).

Es stimmt also, dass es Sie versehentlich auf eine falsche Insel verschlug?

Richtig. Am Set auf den Malediven lief noch alles glatt. Doch danach, als ich zum Dreh der Schiffsszenen auf die Kapverdischen Inseln geflogen wurde, ging alles schief: Ich landete mit meiner Kostümbildnerin zwar auf einer Insel, aber es war die falsche. Kein Traumschiff weit und breit - auch kein Mensch, mit dem wir uns verständigen konnten. Da standen wir also an einem Sonntag, auf einem afrikanischen Kleinstflughafen und wussten nicht, was tun.

Wie ging es weiter?

Nach einigem Hin und Her wurden wir an den Strand gebracht, wo es was zu essen und zu trinken gab und man sich mit Händen und Füßen verständigen konnte. Stunden später, es war schon spät am Abend, kam tatsächlich ein klappriges Fischerbötchen und holte uns ab. Ich gebe zu, dass ich da auch eine Entführung für nicht ausgeschlossen hielt ... Aber Gott sei Dank: Irgendwann tauchte am Horizont ein leuchtender Punkt auf - unser Traumschiff, die MS Amadea. Damit war es nur noch nicht ausgestanden. Stellen Sie sich eine kleine Nussschale in der Nacht auf offener See vor, daneben einen 200 Meter langen und 40 Meter hohen Luxusdampfer. Und mich an einer Strickleiter!

Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren beim Traumschiff am meisten verändert?

Abgesehen davon, dass das Schiff moderner und weniger verschnörkelt ist als früher die MS Berlin und die MS Deutschland, gibt es nur eine Sache, die mir spontan einfällt: das Fehlen von Wolfgang Rademann, das sich an allen Ecken und Enden bemerkbar macht. Als ich nach seinem Tod zum ersten Mal die Traumschiff-Melodie hörte, kamen mir die Tränen. Man spürt es noch täglich, dass er uns fehlt - als Produzent, als Regisseur, aber vor allem als Seele der Produktion.

Können Sie als neue gute Seele an Bord schon sagen, was genau den Erfolg des Dauerbrenners ausmacht? Das Traumschiff ist ja vermutlich nicht umsonst seit dem Jahr 1981 unterwegs auf den Weltmeeren.

Das Erfolgsrezept hat sicherlich mit Rademanns altbekanntem Credo zu tun: keine Experimente! Natürlich gab und gibt es kleine Veränderungen, gerade werden wir etwas moderner, spannender, lockerer, auch in der Bildsprache. Aber man sollte immer den bewährten Rahmen einhalten. Was leicht klingt, ist eine Riesenherausforderung: Es geht darum, die älteren Fans nicht zu vergrämen und gleichzeitig jüngere Zuschauer zu gewinnen.

Was ist eigentlich die besondere Herausforderung für Sie als Schauspielerin beim Drehen auf einem Schiff?

Dass man sich nicht auskommt. Man muss es mögen, dass man auf relativ beengtem Raum immer wieder den gleichen Menschen begegnet - man trifft nicht nur Schauspieler, sondern auch die ganz normalen Passagiere, die ja mit an Bord sind und sich gerne zu uns gesellen. Wenn's mir doch mal zu viel ist, habe ich immer noch meine Kabine zum Rückzug. Der O-Ton hätte übrigens auch von Harald Schmidt kommen können, der hält das nämlich genauso wie ich.

Sie haben schon mehrfach unterstrichen, dass Sie Heide Keller nicht ersetzen wollen...

Ja, weil es mir sehr wichtig ist, das zu erklären: Ich ersetze die absolut unersetzbare Heide Keller nicht - ich folge ihr nach. Meine Rolle ist auch anders als die einer Chefstewardess. Sie lebt zwar auch von ihrem Charme, aber eben nicht nur. Die Hoteldirektorin ist spontan, kompetent und deutlich mehr in Aktion, folglich lassen sich über sie auch mehr Geschichten erzählen. Außerdem bin ich ein anderer Typ als Heide Keller.

Mit Sascha Hehn ratschen Sie an der Bordbar schon auch mal über die alten Schwarzwaldklinik-Zeiten, oder?

Ja, klar, wir schwelgen gerne in Erinnerungen. Wir hatten damals ja eine sehr schöne Zeit. Tolle Kollegen, eine tolle Produktion an einem schönen Ort, tolle Geschichten.

Es gab zwar schon mal ein misslungenes Revival, aber denken Sie, eine Serie wie die Schwarzwaldklinik hätte heute noch eine Chance?

Absolut. Wenn die Bücher gut sind und man es gut macht, also nicht so verkrampft auf modern getrimmt, dann sprächen die Geschichten noch heute ein breites Publikum an. Formate wie die Schwarzwaldklinik, oder nehmen wir so etwas wie die Serie "Liebe, Lügen, Leidenschaften", die ich vor 15 Jahren drehen durfte, sind weitaus weniger seicht als ihr Ruf, und immer ganz nah am Leben.

Die Frage ist nur, warum das so ist.

Weil wir - wie in allen Bereichen - eben auch im Fernsehen eine Wegwerfgesellschaft geworden sind. Ganz schnell wird heute etwas hingestellt, aber wenn die Quote nicht passt, wird es eben genauso schnell wieder entsorgt. So bekommt man kein gutes Fernsehen. Gutes Fernsehen muss sich bewähren können. Man müsste den Formaten viel mehr Zeit geben. Würde heute jemand das Traumschiff erfinden, er hätte keine Chance mehr. Leider. Aber das Traumschiff hat sich zum Glück schon ein bisschen länger etabliert.

Wird es das Traumschiff in 20 Jahren noch geben?

Auf jeden Fall! Ich gehe fest davon aus, dass die Sendung auch in zwei Jahrzehnten noch ein großes Publikum haben wird. Und warum sollte ich dann eigentlich nicht mehr dabei sein? Heide Keller hat es mir doch vorgemacht.

Was ist eigentlich so wunderbar an der Schauspielerei?

Da gibt es ein berühmtes Max-Reinhardt-Zitat: "Ein Schauspieler ist ein Mensch, dem es gelungen ist, die Kindheit in die Tasche zu stecken und sie bis an sein Lebensende darin aufzubewahren." Ich habe meine Kinderseele immer mit dabei und kann sie jederzeit hervorholen, wenn ich spiele - auch auf dem Traumschiff. Die Schauspielerei ist eine Therapie, ein Traum.

Zur Person: Barbara Wussow –die neue beim Traumschiff wurde durch die Schwarzwaldklinik bekannt

Wussow

Barbara Wussow ergänzt die Traumschiff-Besatzung.

Barbara Wussow wurde am 28. März 1961 in München geboren als Tochter des Burgschauspielerehepaares Klausjürgen Wussow und Ida Krottendorf. Sie ist seit 1990 mit dem Schauspieler Albert Fortell verheiratet und hat zwei Kinder. 1984 debütierte sie an der Seite des Schauspielers Helmut Qualtinger im Theater in der Josefstadt in Wien in der Theaterfassung des Rosenkavalier. Bekannt wurde sie als Lernschwester Elke an der Seite ihres Vaters Klausjürgen Wussow in der Serie Die Schwarzwaldklinik. Ab Ostern wird sie die Nachfolgerin von Heide Keller, die seit 1981 die Chefstewardess Beatrice spielte und am 1.1. ihren Abschied nahm, auf dem Traumschiff als Hoteldirektorin Hanna Liebhold. Das Traumschiff: Malediven ZDF, 1. 4. 2018, 20.15 Uhr

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