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Interview„Unsicherheit wird größer“

Lesezeit 2 Minuten

Herr Winkler, der Pferdefleisch-Skandal rückt uns ins Bewusstsein, wie undurchsichtig die Transportwege unseres Essens sind. Regional beworbene Produkte scheinen da einen Ausweg zu bieten. Sind sie einer?

Das Problem ist, dass es Dutzende Siegel gibt mit blumigen Namen wie "Aus unserer Region" oder "Mit heimischen Früchten" - aber keine eindeutigen Kriterien, was unter "regional" oder "heimisch" zu verstehen ist. Als Verbraucher weiß man nicht: Welches Label ist seriös, welches ein reiner Marketing-Gag? Mit dem "Regionalfenster" hat das Bundesverbraucherministerin jetzt eine weitere Kennzeichnung auf den Weg gebracht. Doch dadurch wird die Verunsicherung nur größer.

Was ist so schlecht am Regionalfenster?

Statt eines weiteren freiwilligen Labels bräuchten wir eine klare gesetzliche Regelung zur Herkunftskennzeichnung auf Lebensmitteln. Weil es freiwillig ist, werden Hersteller, die mit falschen Regionalangaben schwindeln, die Kennzeichnung einfach nicht nutzen und so weitermachen wie bisher. Und den sogenannten "Schwarzwälder Schinken", für den das Fleisch aus Niedersachsen oder Polen herangekarrt werden kann, weiterhin mit Schwarzwald-Fotos auf der Packung dekorieren.

Ist Ihre Forderung nicht auch ein wenig lebensfern? Schließlich würde eine verpflichtende Kennzeichnung für viele mittelständische Hersteller einen hohen bürokratischen Aufwand bedeuten. Viele kaufen ihre Rohstoffe ja tagesaktuell aus verschiedenen Regionen und müssten ihre Produkte dann laufend umetikettieren.

Es geht um riesige Chargen! Man müsste nicht jede Tomate etikettieren. Zudem fordert nach dem aktuellen Skandal auch die Politik eine verbindliche Herkunftskennzeichnung. Und wer mit dem Label "regional" wirbt, sollte dazu verpflichtet werden.

Warum dürfen Hersteller überhaupt mit Regionalität werben, ohne genau zu sagen, was sie damit meinen?

Weil Slogans wie "Bestes aus der Heimat" keine rechtlich geschützten Begriffe sind. Die können Sie als Hersteller einfach nutzen, um Kunden zu locken.

Und warum ist Verbrauchern Regionalität eigentlich so wichtig?

Offenbar verbinden viele mit Produkten aus der Region etwas Positives: eine bessere Klimabilanz wegen kürzerer Transportwege zum Beispiel oder einfach ein Qualitätsmerkmal. Viele glauben sicher auch, mit ihrem Einkauf gezielt Unternehmen aus der Region zu fördern.

Was raten Sie Verbrauchern?

Das ist gar nicht so einfach. Wir könnten natürlich alle im Hofladen beim Bauern einkaufen. Oder wir fragen im Supermarkt jedes Mal nach, was genau mit "regional" gemeint ist. Beides geht aber wohl an der Lebensrealität der meisten vorbei. Deswegen ist es so wichtig, dass wir gesetzliche Regeln bekommen. Sonst sind wir ziemlich allein gelassen.