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Kartenspielen in KölnBridge ist die Königin der Kartenspiele

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In den Räumen des Kölner Bridge-Clubs Egmont von Dewitz in Bayenthal zieren seltsame Apparaturen die Tische. Es gibt knallrote Kartenhalter aus Plastik, die an Kinder-Lük-Kästen erinnern. „Das sind die Bridge-Boards. Darin werden in vier Fächern die jeweils 13 Karten für die einzelnen Spieler aufbewahrt“, erklärt Heilke Saacke, Vorsitzende des Clubs und selbst passionierte Bridge-Lady.

Unterschied zum Skat-Spiel

Die an jeden der vier Spieler ausgeteilten Karten wandern nach einer Partie unverändert wieder in die Bridge-Boards und werden an die Runde am nächsten Tisch weitergegeben. Anders als beim Skat werden die Stiche also nicht komplett abgeräumt, die einzelnen Karten gehen an den jeweiligen Spieler zurück. „Es geht darum herauszufinden, wer mit der gleichen Hand das bestmögliche Ergebnis erzielt hat“, erklärt die 72-Jährige das Prinzip, das auch bei Turnieren angewendet wird.

Was die 140 Mitglieder des Bayenthaler Bridge-Clubs eint, ist der sportliche Anspruch. Cordelia Junge und Ilona Schweiger etwa haben früher privat gespielt. „Das war uns aber eines Tages nicht mehr genug. Wir wollten besser werden und sind dann in den Club eingetreten. Am Anfang haben wir uns blutige Nasen geholt, denn das Niveau ist tatsächlich ein anderes als bei reinen Hobby-Spielern“, erzählt Schweiger.

Bridge-getarnter Denksport

Bridge ist ein als Kartenspiel getarnter Denksport, der regelmäßiges Training erfordert. „Das Schöne ist, dass man nie fertig ist, man kann sich immer noch verbessern“, sagt Heilke Saacke, gebürtige Hamburgerin, die das Spiel schon als Kind von ihrer Großmutter in Lübeck lernte.

Kommunikation ohne Sprache

Zur Standard-Ausrüstung gehört ein weiterer Container aus Plastik. Darin gibt es Karten mit Zahlen und einer bestimmten Spielkartenfarbe oder auch dem Wort Pass. „Das ist die Bidding-Box, darin befinden sich die Reizkarten.“

Die besondere Herausforderung beim Bridge ist es, sich während einer dem Spiel vorgeschalteten Reiz-Runde mit seinem Partner über die Qualität der eigenen Karten auszutauschen – und zwar ohne miteinander zu sprechen, sondern nur mit Hilfe der Reizkarten.

Das auf Sieg spielende Team versucht vorherzusagen, wie viele Stiche es gewinnen wird. Zusammen spielen beim Bridge immer diejenigen Spieler, die sich gegenübersitzen. Je nach Exaktheit der Vorhersage werden anschließend nach einem komplizierten Schlüssel die Punkte verteilt. Beim Errechnen der Punkte hilft der Bridgemate, ein Gerät, das aussieht wie ein zu groß geratener Taschenrechner.

Bridge ist international

Claus Daehr, mehrfacher deutscher Meister und Bridge-Lehrer bei Egmont von Dewitz, ist die allseits respektierte Club-Koryphäe. Vor mehr als 20 Jahren wechselte er vom Schach zum Bridge. „Wie Schach wird Bridge auf der ganzen Welt gespielt. Es ist wie eine universelle Sprache“, schwärmt der 59-Jährige, der schon in Ungarn und Istanbul mit Einheimischen gespielt hat. Tatsächlich seien Italien und die USA große Bridge-Nationen, aber auch in Osteuropa und China gebe es eine große Tradition. „Der große Vorsitzende Deng-Xiao Ping spielte Bridge, entsprechend populär ist das Spiel in China“, weiß Daehr.

„Wer Bridge spielt, braucht keine Sudokus mehr“

Daheim im Bayenthaler Club stehen den Spielern an fünf Tagen die Woche zwei Räume zur Verfügung. Es gibt Unterricht, Turniere und feste Spieltermine. Dass Bridge kein Spiel ist, das sich im Handumdrehen lernen lässt, geben Saacke und Daehr gerne zu. „Aber es spricht nichts dagegen, früh einzusteigen“, so Daehr. Schon Kinder ab neun Jahren etwa könnten mit dem Kartenspiel beginnen.

Konzentrationsfähigkeit und logisches Denken werden so früh gefördert. „Wer Bridge spielt, braucht keine Sudokus mehr“, sagt Claus Daehr.