Möbelmesse imm KölnNeue Trends und alte Klassiker

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Köln – Um ein rundes Atrium sind Wohnraum, Essbereich, Schlafzimmer und Bad angeordnet. Und alle Räume haben es in sich. Wie in einem Brennglas zeigt die Ausstellung "The Rooms" auf der Kölner Möbelmesse imm von der Decke über die Wand bis zum Boden die aktuellen Wohntrends. Für einen Trend steht schon die Anordnung der Räume. Sie sind miteinander verbunden, um zu zeigen, dass die Wohnbereiche zusammenwachsen. Für Küche und Wohnraum gilt das ja schon länger, neu ist, dass Schlafzimmer und Bad eine Einheit bilden.
Die Sanitäranlagen sind dabei nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Die Dusche liegt hinter einem Wandwinkel, die Wanne versteckt sich in "The Rooms" unter einer Matratze und einem Lattenrost. Das Bad dient nicht nur der Körperpflege, betonen die Schöpfer des Raumes rund um Projektleiter Dick Spierenberg. Es wird ein Raum zum Entspannen. Die Wand besteht hier aus Pflanzen: Vertikale Kleingärten sind ebenso gefragt wie Wandpaneelen, die es jetzt auch aus Steinimitat gibt oder Wandtattoos, so Ursula Geismann, die Trend- und Designexpertin des Verbandes der Deutschen Möbelindustrie. "08/15-Tapeten haben ausgedient", so Geismann.
Im Schlafzimmer gewinnen die Boxspringbetten weiter an Boden. Bei ihnen liegen zwei Matratzen aufeinander, was für ein anderes Liegen sorgt, betont Oschmann, ein deutscher Hersteller. Das sorgt für eine andere Druckentlastung. Er bedient ein mittleres Preissegment mit einem Einstieg bei etwa 1000 Euro bis zu 7000 Euro in der Spitze. Hersteller aus dem Ausland, wo diese Art Betten schon länger gefragt sind, verlangen Spitzenpreise von über 30 000 Euro.
Die Möbelmesse imm ist bis Samstag von 9:00 bis 18:00 Uhr geöffnet, am Sonntag von 9:00 Uhr bis 17:00 Uhr. Bis einschließlich Donnerstag ist die Messe einem Fachpublikum vorbehalten, ab Freitag können sich auch Verbraucher über neue Trends informieren.
An den Publikumstagen kosten Eintrittskarten für Schüler und Studenten zehn Euro. Eine normale Tageskarte kostet im Vorverkauf ebenfalls zehn Euro. An der Tageskasse werden dafür 20 Euro fällig. Die Messe bietet auf ihrer Internetseite aber auch Gutscheine an, die den Eintritt an der Tageskasse von 20 auf fünf Euro reduzieren. Darüber hinaus gibt es Familientickets für maximal zwei Erwachsene und Kinder von 7 bis 16 Jahren im Vorverkauf bei Köln Ticket für 25 Euro. An der Tageskasse kostet die Familienkarte 35 Euro.
Ergänzt wird die Möbelschau durch die Living Interiors - eine Sonderschau mit innovativen Produkten für Bad, Boden, Wand sowie Licht. Küchen gibt es wieder nächstes Jahr.
Für bequemeres Liegen soll auch der so genannte Wirbelscanner sorgen. Mit einem Handgerät wird dabei die Wirbelsäule im Stehen und im Liegen abgefahren. So zeigt sich, ob Matratze und Lattenrost die richtige Härte haben und ausreichend stützen. 40 Fachhändler nutzen bislang diese Weltneuheit, sagt der Hersteller. "Auf das eigene Gefühl beim Probeliegen kann man sich nicht verlassen", heißt es. Dafür kaufe man zu selten Matratzen. Deshalb soll der Scanner, dessen Ergebnissen auf einem Bildschirm dem Matratzenkäufer demonstriert werden, die Fachberatung unterstützen. Ersetzen könne er sie nicht.
In die Schlafzimmer zieht auch immer mehr Unterhaltungselektronik. Dabei zeigt ein deutscher Hersteller von Massivholzmöbeln, dass sie nicht nur ausgesprochen modern daher kommen können. Er integriert auch Flachbildfernseher in die Schränke. Selbst in eine Schiebetür ist ein Fernseher integriert, was eine pfiffige Lösung für die Kabel erforderlich macht.
Im Essbereich gibt es viel Holz. Mit gutem Grund. Denn Tische aus Massivholz liegen weiter voll im Trend. Vitamin-Design aus Litauen hat etwa einen Tisch in der Übergröße mit einer Länge von 1,80 Metern und einer Breite von 1,40 Metern an seinem Stand. Diese Form erinnert an das iPad. Die Füße haben dagegen die Form von Bleistiften. 3200 Euro kostet der im Laden. Der Anbieter zeigt aber auch Ausziehtische, die um 1,17 Meter wachsen können ab 2000 Euro. Das Holz, oft Eiche, sei aus Litauen, erklärt er. Und hier ließe sich noch recht günstig produzieren. Dabei haben alle Tischelemente die gleiche Maserung, weil sie ursprünglich aus einer Platte gesägt wurden.
Am Stand von Gan, Janna und Freifrau können dagegen sieben Zentimeter dicke Eichenplatten mit einer Länge von bis zu drei Metern und einer Breite von einem Meter bewundert werden. Dafür müssen schon die Bäume besonders sorgfältig ausgesucht werden. Nur zwei Platten lassen sich aus einem Stamm schneiden. Die werden dann in Handarbeit weiter verarbeitet und letztlich gekohlt, also gebrannt. So entstehen Unikate, die so strapazierfähig sind, dass man sie ins Freien stellen könne, verspricht der Hersteller. Die haben dann aber auch ihren. Preis. 10 500 Euro werden dafür fällig.
Neben Massivholz halten weitere natürliche Materialien Einzug in die Wohnung. Aus Uganda kommt etwa eine Baumrinde, die sich zu textilen Flächen verarbeiten lässt. Eine Fikus-Art erneuert ihre Rinde und lässt sich einmal im Jahr schälen. Die Rinde wird dann mit einem Holzhammer zu einem Textil geklopft und lässt sich zu größeren Stücken vernähen.
Aber auch Glas, Metall oder Dekore bleiben gefragt. Kettnaker bietet sogar Wechselelemente für seine Tische. Falls der Nachwuchs etwa mit dem Bobbycar die Tischbeine umkreist und dabei gelegentlich trifft, lassen sich die beschädigten Blenden mit wenigen Handgriffen austauschen. Das kostet dann 70 bis 100 Euro.
Um den Esstisch gruppieren sich verschiedene Sessel, die auch gerne von einem anderen Hersteller kommen können als der Tisch. Unterschiedliche Modelle in einer Farbe sind dabei ebenso möglich wie völlig verschiedene Entwürfe. Nebeneinander können auch Einrichtungsgegenstände aus unterschiedlichen Kulturen stehen. Global-Mix nennt Geismann diesen Trend.
Es gibt aber auch noch die Klassiker auf der Messe. Das Sofa Conseta von Cor wird 50 Jahre alt. Es war das erste, das elementar aufgebaut wurde, so Firmeninhaber Leo Lübke. Und es habe sich "wie ein Chamäleon" immer weiter entwickelt bei Sitzkomfort und Design. Normale Kunden würden so Teil des Gestaltungsprozesses. Bestimmte Radien oder Proportionen habe man allerdings beibehalten. Immer mehr Varianten verlangt der Kundenwunsch nach Individualisierung. "Ein kleines Sofa hat beispielsweise 400 Möglichkeiten einer persönlichen Auswahl", so auch Geismann.
Und manche Klassiker werden auch neu entdeckt. VS produziert jetzt die Möbelentwürfe im Bauhaus-Stil von Richard J. Neutra, der von 1892 bis 1970 gelebt hat.