RatgeberMit Sicherheit zu Hause alt werden

In der jeweiligen Notrufzentrale des Hilfsdienstes geht ein Notruf ein. Die Systeme werden immer ausgeklügelter und benutzerfreundlicher.
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Insgesamt 92 Prozent der Senioren ab 60 Jahren leben laut einer aktuellen Forsa-Studie selbstständig in der eigenen Wohnung. Die gesundheitlichen Einschränkungen nehmen mit zunehmendem Alter zwar zu. Dauerhaft auf Hilfe oder Unterstützung angewiesen sind der Umfrage zufolge, die im Auftrag der Johanniter-Unfall-Hilfe und dem F.A.Z.-Institut durchgeführt wurde, jedoch nur vergleichsweise geringe fünf Prozent der Älteren. Der Großteil lebt daher auch bis ins hohe Alter in den eigenen vier Wänden - oder wird dort ambulant betreut. In Zukunft werden es dank des demografischen Wandels immer mehr werden.
Damit steigt aber auch die Zahl der Menschen, die zu Hause leben und durch Behinderung, chronische Krankheit oder altersbedingte Beeinträchtigung gefährdet sind und in Notlagen das Telefon nicht rechtzeitig erreichen würden, um Hilfe zu holen. Eine praktische Möglichkeit, sich in solchen Situationen trotzdem bemerkbar zu machen, bieten Hausnotrufgeräte - elektronische Meldesysteme, die mit einer Notrufzentrale verbunden sind. "Hausnotrufgeräte sind im Prinzip für alle diejenigen sinnvoll, die allein leben und eine Sicherheit haben wollen - für den Fall, dass etwas passiert", sagt Heike Nordmann von der Verbraucherzentrale NRW.
Der Notruf lässt sich über einen Funksender, den der Nutzer um den Hals oder als Armband trägt, auslösen. Über ein Gerät mit Freisprechanlage, das an die Telefondose und ans Stromnetz angeschlossen wird, kann der Hilfesuchende die Notrufzentrale kontaktieren. "Persönliche Daten des Kunden wie Adresse und Zugang zur Wohnung, Gesundheitszustand und Vorerkrankungen sowie Kontaktdaten von Angehörigen und Bezugspersonen sind dort bereits hinterlegt", sagt Jens Budde von der Johanniter-Unfall-Hilfe. "Im Normalfall fährt der Einsatzdienst des jeweiligen Hausnotrufs dann zu den Betroffenen raus. Je nach Situation werden aber auch Pflegedienstmitarbeiter, Angehörige, Rettungsdienst oder Notarzt verständigt."
Die Zahl der Angebote ist groß
Alternativ gibt es die Variante, dass sich der Nutzer mittels Knopfdruck in einer bestimmten vereinbarten Frist meldet. Geschieht das nicht, erfolgt ein Kontrollanruf der Zentrale.
Die Zahl der Angebote für die zu Hause lebenden Senioren ist inzwischen groß und unübersichtlich. "Sie sollten auf Tarife achten, die die Aufstellung der Geräte sowie die Einweisung in das System beinhalten", sagt Nordmann. Außerdem sollte das Gerät bei Mängeln unverzüglich repariert oder ausgetauscht werden, sowie die Wartung kostenlos erfolgen. Ein weiteres wichtiges Qualitäts-Kriterium sei, dass der Anbieter sowohl in der Notrufzentrale als auch beim Hilfepersonal vor Ort qualifizierte Fachkräfte beschäftige und so eine optimale Versorgung garantiere. Beim Vertragsabschluss sollten Kunden vor allem auch auf ein flexibles Kündigungsrecht achten: "Man sollte einen Vertrag wählen, der innerhalb eines Monats gekündigt werden kann", rät die Expertin von der Verbraucherzentrale. Kommt es zum Vertragsabschluss, zahlt der Kunde in der Regel eine einmalige Anschlussgebühr (zwischen ca. 10 Euro und 50 Euro) sowie eine monatliche Gebühr von ca. 18 Euro bis 20 Euro (für den Basistarif) - je nach Region und Anbieter. Kommen zusätzliche Leistungen wie zum Beispiel Weckdienst, Erinnerung an Medikamenteneinnahme oder Menüservice hinzu, erhöhen sich auch die monatlichen Gebühren entsprechend.
Krankenkassen beteiligen sich grundsätzlich nicht an den Kosten für einen Hausnotruf. Menschen mit geringem Einkommen können beim Sozialamt finanzielle Unterstützung beantragen. Pflegebedürftige Personen (Pflegestufe 1) haben darüber hinaus die Möglichkeit, ein Hausnotrufgerät als technisches Pflegehilfsmittel bei der Pflegekasse zu beantragen. "Voraussetzung für die Bewilligung ist, dass die Pflegebedürftigen größtenteils alleine leben und ein begründetes Risiko für eine Notfallsituation besteht", sagt Heike Nordmann. Dann übernimmt die Pflegekasse die Kosten - allerdings nur für den Hausnotruf, nicht für eventuelle Zusatzleistungen wie Menüservice oder Ambulante Pflege.