Raus aus dem PflegeheimMit 95 Jahren wieder nach Hause

Symbolbild Pflegeheim
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To Diesvelds Kinder waren schon dabei, ihre Beerdigung zu regeln. Den Hausrat aus ihrer Wohnung hatten sie längst verkauft. Alle warteten auf den Tod von To Diesveld, der jederzeit eintreten könne, so die Prognose ihres Arztes. Ein Jahr lang lag die 95-Jährige in einem Pflegeheim in Utrecht, ausgemergelt und abgemagert. Sie aß nur noch Haferbrei. Wenn ihre Enkel zu Besuch kamen, fragten sie: "Oma, wie lang dauert das Sterben?" Aber To Diesveld wollte noch nicht sterben. Sie wollte leben. Sie begann, wieder mehr zu essen. Sie ließ sich von einem Physiotherapeuten behandeln. Sie stand wieder auf. Und dann wollte sie raus aus dem Pflegeheim. Sie wollte nach Hause.
Heute sitzt To Diesveld wieder zu Hause. Fidel und munter. Ihre Wohnung war glücklicherweise noch nicht neu vermietet oder verkauft. Aber sie war fast völlig leer. Bis auf einen Tisch, ein paar Stühle und einem Bett stand dort nichts mehr, als Diesveld aus dem das Altersheim zurückkam. Gestärkt und fit, obwohl sie doch eigentlich dort hätte sterben sollen.
Diesveld nahm auch das pragmatisch: "Ich habe mir eine neue Waschmaschine, einen neuen Fernseher, einen Staubsauger, einen Kühlschrank und Töpfe, Pfannen, Tassen und Teller für die Küche gekauft. Es war ja alles weg." Jetzt sei die Wohnung wieder gemütlich, und vor allem: das neue TV-Gerät sei viel größer und schöner als das alte.
"Ich fange jetzt noch einmal ein neues Leben an", so die 95-Jährige. Dass sie das Pflegeheim überhaupt wieder verlassen durfte, hat sie dessen Direktorin Truus Wonink zu verdanken. ,,Wir haben gesehen, dass es Frau Diesveld wieder besser geht, dass sie wieder normal isst, und haben dann die Entscheidung getroffen, sie aus dem Pflegeheim zu entlassen. Es ist bisher noch nie vorgekommen, dass eine 95-Jährige das Heim wieder verlassen konnte und wieder selbstständig wohnen konnte."
Zweimal die Woche kommt eine Pflegerin
Nur zweimal die Woche muss jetzt eine Pflegerin zu To Diesveld kommen, um ihr ein wenig im Haushalt zu helfen. Meist kommt sie allerdings nur zum Staubsaugen, zum Einkaufen und zum Saubermachen. Kochen und sich selbst versorgen, das alles kann To Diesveld wieder alleine. Sie macht sich jetzt auch regelmäßig wieder ihre Lieblingsgerichte wie Gurkensalat oder einen Rinderbraten.
"Alt werden ist schon ein bisschen verrückt. Im Kopf bin ich noch ganz fit, aber die Beine wollen manchmal nicht mehr so wie ich will," beschreibt Diesveld ihre körperliche Verfassung. Trotzdem hofft To Diesveld, vor über einem Jahr bereits für so gut wie tot erklärt, dass sie das gesegnete Alter von 100 Jahren erleben darf.