SchuleLernstörungen erkennen und helfen

Manche Schüler leiden unter einer Lernstörung. Dagegen muss man angehen.
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Schlechte Noten, Vorwürfe von Lehrern und Eltern und häufig auch noch Spott oder mitleidige Blicke der Mitschüler - Kinder mit einer Lernstörung geraten leicht in einen Teufelskreis. Wird die Lernschwäche nicht erkannt, führen die schlechten Noten meist auch zu schlechter Stimmung in Schule und Elternhaus und in vielen Fällen zu einem negativen Selbstbild des Schülers. Oft litten die Schüler still, sagt die Schulpsychologin Ellen-Glanz Born. "Sie denken dann »Ich bin dumm, ich lern das nie«". Die Kinder oder Jugendlichen beginnen, an sich selbst zu zweifeln. "Sie üben und üben, bekommen trotzdem keine besseren Noten und resignieren irgendwann", sagt Lerntherapeut Torsten Landwehr. Daher ist es wichtig, dass Eltern und Lehrer möglichst frühzeitig reagieren.
Grundsätzlich spricht man von einer Lernstörung oder -schwäche, wenn ein Kind bei normalem Aufwand nicht den gewünschten Erfolg erzielt. Die Ursachen dafür können jedoch sehr unterschiedlich sein. "Zum einen können sie auf der kognitiven Ebene liegen", sagt Ellen Glanz-Born vom Schulpsychologischen Dienst der Stadt Köln. Das heißt, es fällt dem Schüler schwer, bestimmte Denkprozesse oder Zusammenhänge zu verstehen - das Kennzeichen einer allgemeinen Lernschwäche.
Schwäche hat nichts zu tun mit Intelligenz
Daneben gibt es die sogenannten Teilleistungsstörungen, wie LRS, Lese-Rechtschreib-Schwäche und Rechenschwäche. Legastheniker haben trotz normaler oder auch überdurchschnittlicher Intelligenz und stabilem familiären und schulischen Umfeld große Probleme mit dem Lesen und Rechtschreiben. "LRS kommt in sehr unterschiedlichen Ausprägungen vor", so Glanz-Born. "Von einer Lese-Rechtschreib-Schwäche, bei der ein Kind sich schwerer tut als seine Mitschüler, das regelgerechte Rechtschreiben zu lernen, bis hin zur Lese-Rechtschreib-Störung, die man oft in der ersten Klasse daran erkennen kann, dass das Kind schon beim lautgetreuen Schreiben große Schwierigkeiten zeigt."
Einer solchen schweren LRS liege oft eine auditive Wahrnehmungsstörung zugrunde, die einer logopädischen Behandlung und anderer Behandlungen und Förderungen in und außerhalb der Schule bedürfe. Wird LRS frühzeitig erkannt, können die Probleme meist kompensiert werden. Das gilt in der Regel auch für die Rechenschwäche: "Schüler, die unter einer Dyskalkulie leiden, sind häufig schon im Vorschul-Bereich aus der Mathematik ausgestiegen", erklärt Torsten Landwehr vom Rechentherapiezentrum Köln. "Meist haben sie nie wirklich verstanden, was Zahlen und Mengen miteinander zu tun haben". Sie könnten dann alle Themen der Mathematik nicht verstehen, sondern nur auswendig lernen.
"Man muss versuchen, an den Punkt zurückzugehen, an dem ein Schüler die Grundlagen nicht mehr verstanden hat - und von da an das Wissen wieder aufbauen", sagt Torsten Landwehr. In den meisten Fällen könne Menschen, die unter einer Dyskalkulie litten und normal begabt seien, so geholfen werden.
Ursachen können vielfältig sein
Die Ursachen für eine Lernstörung können aber auch auf der emotionalen, physischen oder der Verhaltensebene liegen, meint die Schulpsychologin Ellen-Glanz-Born. So können zum Beispiel auch Belastungen im Elternhaus, generelle Schwierigkeiten der Arbeitsorganisation oder Einschränkungen der Aufmerksamkeit, wie zum Beispiel bei einer AD(H)S, dazu führen, dass ein Kind in der Schule keine optimalen Leistungen bringt. Auch daraus könne sich eine Lernstörung entwickeln.
Doch auch wenn es wichtig sei, die Ursache für die Lernstörung herauszufinden - ebenso entscheidend für ihre Besserung sei, dass sich neben dem Schüler und den Lehrern auch die Eltern das Problem bewusst machten und ihre Kinder unterstützten, so Glanz-Born. "Schüler mit einer Lernschwäche müssen für gute Leistungen mehr tun als ihre Altersgenossen", sagt die Expertin. "Eltern sollten sie für ihren zusätzlichen Einsatz belohnen." Außerdem sollten sie unbedingt Geduld mitbringen und versuchen, dem Kind keinen Druck zu machen. Denn gerade das führe oft dazu, dass Kinder irgendwann ganz abblockten - und sich aus einer anfänglichen Lernschwäche in einem Bereich eine generelle Lernblockade entwickle, die sich dann auch auf andere Fächer auswirke.