Square Foot GardeningGemüseanbau auf kleinstem Platz

Ein Quadrat, unterteilt in neun Felder: Das ist das Beet für das Square Foot Gardening.
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Der Gemüseanbau im eigenen Garten war lange Zeit ein notwendiges Muss zum Überleben. Das hat sich geändert. Umso verblüffender ist es, dass das Aufziehen von Tomate, Gurke & Co. aktuell voll im Trend liegt. Der Verbraucher will einfach wissen, woher das Gemüse auf seinem Teller stammt. Es gibt inzwischen jede Menge Konzepte, auch noch so kleine Ecken des Gartens effektiv für den Gemüseanbau zu nutzen. Das sogenannte "Square Foot Gardening", das zu deutsch als "Gärtnern im Quadrat" bezeichnet wird, ist eines davon.
Die Methode erfand der US-Amerikaner Mel Bartholomew in den späten 70er Jahren. Der Garten ist ein quadratischer Kasten, der etwa 20 Zentimeter hoch und in gleich große Felder eingeteilt ist. "Man muss sich dieses Beet quasi als ein niedriges Hochbeet vorstellen", erklärt Folko Kullmann, Buchautor und Ingenieur der Gartenbauwissenschaften aus Stuttgart. In jedem Feld wächst eine andere Gemüseart.
"Wenn man Gemüse in Reihen anbaut, wird häufig zu viel gesät oder gepflanzt." Und in einem normalen Beet ist zwischen den Pflanzen viel freie Erde vorhanden. "Da wächst Unkraut und man braucht viel Zeit, es zu entfernen", erklärt Kullmann. Also experimentierte der Erfinder Bartholomew mit dem Anbau. Er verringerte die Reihen- und die Pflanzabstände bis ein quadratisches Beet übrigblieb, das drei englische Fuß im Quadrat misst. Umgerechnet ist es knapp einen Meter mal einen Meter groß, unterteilt in neun Quadrate. Das bringt einen weiteren Vorteil: "So kommt man von allen Seiten bequem an die Pflanzen bei der Ernte", erklärt der Gartenbau-Ingenieur Kullmann. Seine persönliche Empfehlung für die Größe weicht etwas von Bartholomew ab: "Ein Kasten mit einer Kantenlänge von einem Meter und 30 mal 30 Zentimeter großen Beeten ist für Pflanzen wie beispielsweise Zucchini eindeutig zu klein", erklärt Kullmann. Er rät zu einer Kantenlänge von 120 Zentimetern.
So hat der Hobbygärtner entweder ein Raster zum Unterteilen in 30 mal 30 Zentimeter oder 40 mal 40 Zentimeter große Pflanzeinheiten. In dem kleineren Raster kann man vor allem Kräuter, Blattsalate oder Radieschen optimal anbauen. Das größere Raster ist ideal für Gemüsearten mit einer längeren Kulturdauer wie Tomaten, Paprika, Zucchini und Kohl. "Die Einfassung sollte im Durchschnitt 20 Zentimeter hoch sein", erklärt der Buchautor. Je höher die Einfassung ist, desto mehr Substrat ist notwendig. Kullmann rät, den Kasten mit einem Kupferband zu versehen, das Schnecken abhält.
Der Vorteil des Gärtnerns im Quadrat ist vor allem die Tatsache, dass der Hobbygärtner nicht in Versuchung kommt, zu viel auszusäen. "Die Mengen, die man aufzieht, reichen für eine gängige Haushaltsgröße vollkommen aus", erklärt Kullmann. Hinzu kommt, dass man eine bunte Mischkultur hat, verknüpft mit dem Vorteil der Topfkultur, unabhängig von der Qualität des Bodens gärtnern zu können. Gleichzeitig sei das Substratvolumen im Kasten so groß, dass man nicht so viel gießen muss.
Zum Bau verwendet der Hobbygärtner am besten Leimholzbretter, die zusammengeschraubt werden. Dieser Kasten wird auf die Erde im Garten oder auf eine gepflasterte Fläche gestellt. Ist der Untergrund betoniert, ist es ratsam, einen Holzboden am Kasten zu haben. Durch Löcher kann das Wasser ablaufen. Die Höhe der Einfassung kann dann auch bis zu 30 Zentimeter hoch sein, damit das Gemüse ausreichend Raum für seine Wurzeln hat. "Wie bei einer guten Blumenerde muss das Substrat luftig, krümelig und strukturstabil sein", erklärt Joachim Mayer, Agraringenieur und Buchautor aus Gau-Algesheim (Rheinland-Pfalz). Weder Unkrautsamen noch Krankheitskeime sollten in dem Substrat sein, und es muss gut Wasser speichern können. "Ein gewisser Nährstoffgehalt ist von vornherein im Substrat vorhanden." Doch die Ansprüche der Pflanzen sind ganz unterschiedlich: "Tomaten und Kohl sind anspruchsvoll, während mediterrane Kräuter wenige Nährstoffe benötigen." Auch der pH-Wert muss zu den Pflanzen passen. Erdbeeren und Heidelbeeren bevorzugen beispielsweise ein eher saures Substrat.
Ein geeignetes Substrat sollte einen nennenswerten Anteil strukturstabiler Inhalte wie Lehm, Ton und Sand enthalten. Torf, der aus Gründen des Umweltschutzes nicht zu empfehlen ist, wird entweder durch reifen Kompost, Holz, Rindenreste oder Kokosfasern ersetzt. "Eine gute Qualität erkennt man am RAL-Gütezeichen, der Gütegemeinschaft für Substrate für Pflanzen", sagt Mayer.
Alternativ kann man das Substrat selber zusammenstellen. "Dafür mischt man Gartenboden, abgelagerten Kompost und Sand zu gleichen Teilen", erklärt Mayer. Wo es an geeignetem Boden fehlt, empfiehlt der Agraringenieur Dachgartenerden, die sich speziell für die Intensivbegrünung eignen, oder Trogerden, denen man je nach Nährstoffbedarf der Pflanzen bis zu ein Viertel Kompost untermischt. Experte Kullmann rät, gegebenenfalls mehrere Kästen anzulegen und sie thematisch zu bepflanzen. "In einem wachsen die klassischen Küchenkräuter und in einem anderen die mediterranen." Wo die Pflanzen hinkommen, bestimmt ihre Größe und ihre Standdauer. An den Rand kommen beispielsweise Fruchtgemüse, die höher gesetzt werden.
Das Gartenjahr beginnt im März mit der Aussaat von Salaten, Radieschen, Rucola und Spinat, die dann bald abgeerntet werden. Nach den Eisheiligen Mitte Mai erobert die ganze Vielfalt des Gemüsegartens den Kasten, von Kartoffeln über Hülsenfrüchte, Wurzel- und Fruchtgemüse. Im Herbst ziehen Wintersalate und Spinat in die vielen kleinen Felder, damit man sich auch in der kalten Jahreszeit aus der quadratischen Gemüsekiste selbst versorgen kann. (dpa)