Umwelt im Veedel schützenGebrauchte Dinge wieder schätzen

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Wenn die Sonne scheint, dann macht ein Flohmarktbesuch wie hier in Longerich nicht nur Spaß, sondern hilft auch, das Wegwerfen einzuschränken.

Wenn die Sonne scheint, dann macht ein Flohmarktbesuch wie hier in Longerich nicht nur Spaß, sondern hilft auch, das Wegwerfen einzuschränken.

Stadtteile – „Flohmärkte sind etwas für Sammler und Liebhaber von alten, verstaubten Dingen! – Was soll ich mit dem gebrauchten Zeug?!“ Zugegeben, ein ausgedachtes Zitat. Sicher ist aber, dass im Zeitalter der Billigmodeläden und Plastikwaren Angebote wie Flohmärkte und Tauschbörsen ein wenig aus der Mode gekommen sind – trotz Angeboten wie ebay. Wer alte Dinge aufbewahrt oder gebrauchte Klamotten kauft, gilt bei manchen sogar als ein wenig aus der Zeit gefallen.

Das könnte sich in den kommenden Jahren jedoch wieder ändern. Digitale Angebote in lokalen sozialen Netzwerken deuten darauf hin, dass unser aktuelles Konsumverhalten in Teilen der Gesellschaft hinterfragt wird. Gebrauchte Dinge scheinen wieder angesagter zu sein. In lokalen Facebook-Gruppen wie „Südstadt verkauft/verschenkt“ und „Meine Südstadt“ werden zumindest alle denkbaren gebrauchten Alltagsdinge zum Kauf oder Tausch angeboten. Ein fast neuer Soda-Streamer, gebrauchte Fahrräder, Balkonmöbel oder nicht mehr genutzte Kochbücher – den Angeboten sind da im Grunde keine Grenzen gesetzt.

Mit dem Veedel vernetzt dank des Internets

Auch im Nachbarschafts-Netzwerk „nebenan.de“ ist der Gebraucht- und Tausch-Handel ein Schwerpunkt in den Chat-Foren. „Suche Kinder-Fahrradhelm ab 50 cm“ fragt zum Beispiel Sophia L. (Name geändert) in „nebenan.de“ in die Runde. Sie bekommt umgehend mehrere Antworten. Sogar ein Treffer ist dabei, auch wenn die Helmgröße noch geklärt werden muss. Und der Vorteil gegenüber Angeboten wie der weltweit agierenden Tauschbörse ebay: Beide im Chat kommen aus demselben Veedel und könnten den Helm vorbeibringen oder abholen.

Angebote im Internet und Flohmarkt-Termine

Digitale Angebote für Tauschbörsen und den Kauf- und Verkauf von gebrauchten Alltagsdingen gibt es diverse Online-Plattformen für die Veedel. Mit den Stichworten „Facebook“, „Flohmarkt“ und der jeweilige „Stadtteil“ googlen oder direkt in Facebook über die Sucheingabe den jeweiligen Stadtteil eingeben und nach Veedel-Netzwerken Ausschau halten.

Eine andere Möglichkeit sind sind private Startup-Nachbarschafts-Netzwerke wie zum Beispiel das Online-Angebot „nebenan.de“ (www.nebenan.de).

Wer es eher traditionell mag und sich über die aktuellen Flohmarkt-Termine in den Kölner Stadtteilen informieren möchte, kann das am besten ebenfalls im Internet tun – zum Beispiel auf der Seite „Meine Flohmarkt Termine“ oder der Webseite der Stadt Köln tun. Aber auch Tageszeitungen wie die Rundschau haben regelmäßig in ihren Terminleisten die aktuellen Termine zu den Flohmärkten im Blatt. Hier die kommenden Flohmärkte im Bezirk Porz im Überblick:

Second Hand Fashion Flohmarkt in der Poller Strandbar, Alfred-Schütte-Allee 34, heute von 17 bis 20 Uhr

Trödelmarkt im Autokino Porz, Rudolf-Diesel-Straße 36, am Freitag und Samstag, 6. und 7. September, von 6 (am Samstag ab 8 Uhr) bis 14 Uhr

Trödelmarkt am Engelhof, Oberstraße 96, Sonntag, 15. September, 11 bis 17 Uhr

Neben den regelmäßigen Flohmärkten, gibt es aber auch Geschäfte, die gebrauchte Möbel, Kleidung oder Deko-Sachen anbieten. Einfach mal unter diesen Stichworten im Internet googlen. (dhi)

Im Internet-Zeitalter geht der Kontakt zwischen Käufer und Verkäufer eben viel einfacher und schneller als das früher in der Zeit der Zeitungskleinanzeigen oder beim Suchen auf Flohmärkten der Fall war. Manchmal bekommt man im Netz innerhalb von Minuten das, was man sucht. Der Grund liegt auf der Hand: In den genannten Facebook-Gruppen und dem Nachbarschafts-Netzwerk schließen sich Menschen oft mit denselben Interessen und Lebenssituationen zusammen. So gibt es daher viele Dinge, die auch die anderen Gruppen-Mitglieder interessieren. Gerade Kinderkleidung und Spielzeug sind beliebte Tauschwaren im Netz. Die früher beliebte Gewohnheit, dass die jüngeren Geschwister die Klamotten und Spielsachen der älteren nutzen, wird nun in moderner Form auf Familien angewandt, die sich zumeist nur aus dem Netz kennen oder per Klick „befreundet“ sind.

Das Bewusstsein ändert sich

Wer nicht nur im Netz schauen, sondern die Sachen lieber real sehen und anfassen möchte, dem stehen natürlich nach wie vor eine Reihe von Wochenflohmärkten offen. Bei schönem Wetter kann man dort das Schöne mit dem Nützlichen verbinden und eine gute alte Tradition aus der Zeit mit wenig Geld in der Tasche wieder ein wenig aufleben lassen. Heute werden Kreislaufsysteme für haltbare Dinge auch nicht mehr belächelt. Denn das Bewusstsein gegenüber der Wegwerfgesellschaft scheint sich zu ändern. Alltagsgegenstände, deren Verfallsdatum bereits eingepreist ist, könnten damit mehr und mehr ein schlechtes Image bekommen. Vielleicht ist diese Einstellung noch nicht bei der Mehrheit der Konsumenten angekommen, aber der Anteil derjenigen, die bewusster einkaufen, wächst – trotz Kleidungsdiscountern wie Primark oder Ein-Euro-Läden.

Dialog:  Welche Erfahrungen haben Sie zum Thema gemacht? Oder haben Sie Tipps, wie man in seinem Veedel umwelt- und klimafreundlich aktiv werden kann? Wir freuen uns über Ihre Zuschriften an die Kölnische Rundschau, Stolkgasse 25-45, 50667 Köln oder per E-Mail.

kr.stadtteile@kr-redaktion.de

Drei Fragen an...

Olivér Szabó, von der Agentur greencentive über Nachhaltigkeit.

Erkennen Sie denn ein Umdenken beim Konsumverhalten in der Gesellschaft?

Zum Teil. Ich stelle fest, dass sich zunehmend mehr Leute damit beschäftigen und es in Köln immer mehr tolle Projekte, Initiativen und auch Unternehmen gibt die etwas zum Umdenken beitragen möchten. Man sollte auch mit etwas anfangen was einem leicht fällt. Im Netzt findet man gute Tipps.

Was können die Sozialen Netzwerke dazu beitragen?

Insbesondere die Nachbarschafts-Netzwerke fördern das Miteinander – mit vielen damit verbundenen Chancen. Das oft besungene „Veedel“ wird so gestärkt.

Welche Angebote könnten in Zukunft noch zur Wegwerfvermeidung beitragen?

Es muss kein explizites Angebot geben. Jeder entscheidet selbst. Oft ist weniger mehr. Also einfach bewusster leben!

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