Wandern im Bergischen LandHölzerne Riesen in Morsbach

Zwischen Aussichtsturm, Baumriesen, Hängebrücke und einem kuriosen Brunnen im Ortskern von Morsbach bietet sich von der Hohen Hardt ein grandioser Ausblick.
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Morsbach – Knapp 25 Jahre nach dem Mauerfall sind wir auf dem Baumweg in Morsbach, einem von 24 neuen Streifzüge im "Bergischen Wanderland", und damit in einer eigenen "Republik" mitten in Deutschland unterwegs. Natürlich gehört Morsbach im äußersten Zipfel des Oberbergischen staatsrechtlich zur Bundesrepublik, wegen seiner abgeschiedenen Lage und seiner selbstbewussten Bewohner jedoch erhielt die heute rund 11 000 Einwohner zählende Gemeinde noch vor der deutschen Teilung den Beinamen "Republik". Nach dem Zweiten Weltkrieg galt Morsbach, das an der Grenze zwischen britischer und französischer Besatzungszone lag, als "Armenhaus des Regierungsbezirks Köln" und war zum förderungswürdigen Notstandsgebiet erklärt worden. Als eines Tages der Kommandant der britischen Besatzungstruppen, Oberst C. S. Taylor, mit dem Landrat des Oberbergischen Kreises, Dr. August Dresbach, den Ort besuchte, fiel auf, dass sich die Morsbacher nicht immer an die Militärvorschriften gehalten hatten. Als der Kommandant dies bemängelte, soll Landrat Dresbach gesagt haben: "Lassen Sie die Leute. Das hier ist sowieso eine Republik für sich!" Dass sich dieser Beiname bis heute erhalten hat, ist auch den örtlichen Karnevalisten zu verdanken, die alljährlich einen Karnevalsprinzen der "Republik" Morsbach ausrufen.
Von der Starttafel des Baumwegs hinter dem Morsbacher Rathaus wandern wir zunächst durch den Kurpark, um dann dem Wisser Bach talab zu folgen. Schon nach wenigen hundert Metern gibt es für die jüngeren Wanderer kein Halten mehr: Eine Hängebrücke muss unbedingt ausprobiert werden. Aber auch alles, was die Bäume am Wegesrand jetzt im Herbst so abwerfen, findet beim Nachwuchs Interesse: Bucheckern gesellen sich in Kinderhänden zu Eichenlaub und Ahornblättern. In Niederdorf lernen wir auf einer der auch mit kindgerechten Texten versehenen Infotafeln, dass unter Dorflinden früher nicht nur häufig Gericht gesprochen, sondern auch gern gefeiert wurde. "Kaffeetrinkerlinden" werden daher manche stattlichen Exemplare in der Region auch genannt.
Bevor wir uns einen Kaffee genehmigen können, geht's steil hinauf zur Hohen Hardt, auch Jähhardt, genannt. Oben bietet ein noch höherer Aussichtsturm einen herrlichen Überblick über die "Republik Morsbach" und bei gutem Wetter eine Fernsicht bis zum Siebengebirge. Die Wiese am Fuß des Turms ist zudem ideal für eine Rast mit Aussicht, bevor uns ein steiler Abstieg zur Abschlussrunde durch den Morsbacher Ortskern führt. Dort wartet noch ein im Herbst bei Kindern besonders beliebter Baum: Unter der Rosskastanie lässt sich schließlich herrliches Bastelmaterial sammeln. Da ist das Kinderprogramm daheim schon gesichert . . .