Wandertag, Folge 69Durch schattige Wälder und Täler

Wald und Wiesen prägen die Landschaft, spektakulär ist die Riesenschüssel des Radio-Observatoriums.(Bild: Jessen)
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Der große Wanderparkplatz am Dorfrand von Effelsberg bei Bad Münstereifel verrät es: Das 100-m-Radio-Observatorium des Max-Planck-Instituts für Radioastronomie Bonn ist auch in seinem 40. Jahr noch eine Attraktion für Tagesausflügler, die sich aber meist zwischen Parkplatz und Aussichtsplattform bewegen.
Der Bauplatz wurde Ende der 1960er Jahre wegen der Abgeschiedenheit des Tals des Effelsberger Baches und der besonders niedrigen irdischen Radiostrahlung gewählt, die den Empfang von sehr schwachen Signalen aus dem Weltall stark überlagert. Das Mobilfunk-Zeitalter hat den Strahlungs-Smog weiter ansteigen lassen: Daher wird auch darum gebeten, das Handy in der Umgebung der Parabolantenne auszuschalten - Empfang gibt es im Tal ohnehin kaum.
Gerade die von Mensch und Technik wenig beeinflusste Landschaft mit Fernblicken und tiefen, stillen Bachtälern ist eine Einladung zu einer sommerlichen Wanderung mit viel Schatten in den Wäldern südlich der Wasserscheide zwischen Erft und Ahr. Während der Wanderung passieren wir sechs Mal die Landesgrenze zwischen NRW und Rheinland-Pfalz. Das entschuldigt vielleicht auch die leider nicht optimale Markierung der Wanderwege. Daher bitte diesmal besonders auf die Wegbeschreibung achten!
Uns erwartet eine Tour auf durchgehend guten Wegen, die vom Parkplatz zunächst sanft ins Tal des Effelsberger Baches südlich des Radio-Teleskops führen. An der Mündung in den Sahrbach liegt Binzenbach im Kreis Ahrweiler. Der Ortsname ist bundesweit bekannt, denn 1995 widmete die Deutsche Post dem "Binzenbacher Hof" eine Wohlfahrts-Sondermarke. Das ist nicht die Dorfgaststätte, sondern ein Gehöft aus dem 17. Jahrhundert, das 1960 abgetragen und im Rheinischen Freilichtmuseum Kommern wieder aufgebaut wurde!
Vom Sahrbachtal geht es durch schattigen Wald wieder hinauf auf die Eifelhöhe mit saftigen Wiesen und traumhaften Fernblicken in die Vulkaneifel und Richtung Rhein. Fast eben nähern wir uns dem markanten, genau 500 Meter hohen Basaltkegel des Hochthürmen. Ein Rundumblick, wie ihn Karten zum Teil noch ausweisen, erwartet uns hier oben leider nicht (mehr); der Gipfel ist vom Wald dicht umstanden und erlaubt nur eine vage Ahnung der umgebenden Landschaft.
Der Abstecher lohnt sich einzig wegen einer archäologischen Besonderheit: Rund um die Bergkuppe liegen die Reste von Steinmauern aus römischer Zeit, die als geschichtetes und von Holzkonstruktionen gehaltenes Viereck einst eine Fläche von rund 30 x 30 Metern schützten.
Bodenfunde, die dem römischen Militär zugeordnet werden können, belegen, dass es sich wohl um einen Wachturm gehandelt hat, von dem aus das weite Land und wichtige römische Straßen überblickt werden konnten. Möglicherweise hat sich hier oben auch eine Signalstation befunden, die mit optischen oder Rauchzeichen wichtige Informationen für die römischen Truppen weitermeldete. Der Name Hochthürmen erinnert an diese Wachstation, die vielleicht sogar bis in die vorrömische Zeit zurückreicht.
Bei der Houverather Mühle erreichen wir dann wieder den Sahrbach und folgen dem stillen Limbachtal bis zum namengebenden Ort. Dahinter geht es nochmals bis auf 400 Meter Höhe und dann hinab ins Tal des Effelsberger Baches, der sich hier durch die Feuchtwiesen schlängelt.
Gigantisch, fast bedrohlich, wirkt dann die plötzlich vor uns auftauchende Parabolschüssel des Radio-Observatoriums. Je nach Beobachtungsausrichtung schwebt der untere Rand scheinbar zum Greifen nahe über unseren Köpfen - von keiner anderen Position kommen Besucher dichter an dieses technische Wunderwerk heran.
Mit etwas Glück kann man aus nächster Nähe beobachten, wie das Teleskop in eine neue Position gefahren wird - ein lautes Aufsummen der Motoren verrät den Startimpuls. Knapp zwölf Minuten dauert eine komplette Umdrehung; in weniger als sechs Minuten ist die 3200 Tonnen schwere Schüssel um 90 Grad gekippt.
Beim Aufstieg von der Besucherplattform passieren wir noch das Infozentrum, in dem ein spannender Film über die radioastronomische Forschung gezeigt wird. Die letzten knapp 1000 Meter über die Asphaltstraße werden durch den "Planetenweg" verkürzt: Die neun Planeten unseres Sonnensystems werden im richtigen Abstandsmaßstab auf Infotafeln vorgestellt. Kurz hinter Pluto ist der Ausgangsparkplatz erreicht.