17 Meter hochErster Bogen für das große Schaugewächshaus in der Flora gesetzt

Als sei er ein Leichtgewicht bringt der Kran den Stahlbogen in Position. Das Gerüst eines Nebenhauses steht bereits.
Copyright: Thomas Banneyer
Köln – 1,7 Tonnen schwer ist der Stahlbogen, der an zwei Trossen wie in Zeitlupe über die Baustelle schwebt. Mit einem dünnen Seil wird vom Boden aus ein bisschen nachjustiert, dann sitzt er perfekt in der Verankerung. An seinem Scheitelpunkt überspannt das Konstrukt 17 Meter und gibt einen Eindruck von der beeindruckenden Dimension, die die neuen Schaugewächshäuser in der Kölner Flora haben werden.
Die Endplatte des riesigen Bogens wird an sechs Stahlstangen verankert, die mittels Lasermessung im noch feuchten Beton exakt gerade gerichtet wurden. „Richtig stabil wird die Konstruktion dann durch die Querverstrebungen zwischen den Bögen“, erklärt Hariz Ferati, Projektleiter der Gebäudewirtschaft. Auch wegen seiner parabelförmigen Konstruktion werde das Gewächshaus sogar einem Sturm in Orkanstärke standhalten können. 34 Bögen hat das große Gewächshaus, jeweils zehn überspannen die beiden kleineren, bei einem ist die Stahlkonstruktion schon fertig. Die neuen Häuser werden bei gleicher Grundfläche fast doppelt so hoch wie die alten.
Erste Pflanzen kommen 2022
Wenn bei der aufwendigen Verglasung und dem Innenausbau alles nach Plan läuft, werden im zweiten Quartal 2022 die ersten Pflanzen im großen Tropenhaus und den kleineren Häusern für Nutz- und Wüstenpflanzen gesetzt. Dabei wird im Inneren vieles anders. Ein Baumwipfelpfad soll im Tropenhaus ungewohnte Perspektiven ermöglichen, die Wüstenlandschaft gilt es durch einen kleinen Canyon zu entdecken.
Lichteinfall und Temperatur müssen passen
38 Millimeter dick, drei Meter hoch und einen Meter breit sind die Scheiben der Gewächshäuser. Sie besteh aus zwei je zwölf Millimeter dicken Sicherheitsgläsern mit einer Luftschicht dazwischen.
Durch Weißglasscheiben gelangt 90 Prozent der UV-Strahlung ins Innere, damit die Pflanzen Photosynthese betreiben können. Normales Fensterglas absorbiert dagegen bis zu 50 Prozent der UV-Strahlung.
m die Innentemperatur bei großer Hitze zu regulieren, sind Schächte oben und im unteren Bereich der Glaskonstruktion vorgesehen, die für einen durchgehenden Luftaustausch sorgen sollen. An den Glaswänden werden hitzeunempfindliche Pflanzen stehen, die empfindlichere die Gewächse beschatten. Zudem wird ein feiner Sprühnebel für Abkühlung sorgen.
Per Computer wurden alle Faktoren berechnet und simuliert; danach werde man wohl ohne Sonnenschutz auskommen, so Architekt Ulrich Königs.
Die neuen Möglichkeiten erfordern auch ein Umdenken bei der Bepflanzung. „Wir werden etwa das Tropenhaus so gestalten, dass die Besucher bei manchen Bäumen auf Höhe der Blütenstände entlanggehen. Oder auf Pflanzen, die von oben spannend sind, herabschauen können“, schildert Dr. Stephan Anhalt, Direktor des Botanischen Gartens.
Nelkenbaum als Wunsch
Neben den Besuchern bereits bekannten Nutzpflanzen wie dem Kakaobaum oder dem Kaffeebusch sollen auch neue Gewächse in den Schauhäusern zu sehen sein. Ein Wunschkandidat des Flora-Direktors wäre ein Nelkenbaum, der rund sieben Meter hoch wird. „Aber die sind sehr empfindlich, so dass wir den Transport besonders sorgfältig planen müssen“, so Anhalt.
Gekauft werden sollen möglichst Bäume, die schon einige Meter hoch sind, um das Tropenhaus attraktiv gestalten zu können. Dazu wird auch der über 200 Jahre alte Brotpalmfarn beitragen, der derzeit in der Stadtgärtnerei untergebracht ist.
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Verzichten müssen die Besucher in Zukunft auf die 150 Jahre alte Libanon-Zeder vor dem Neubau, die Mitte August während eines Sturms auseinanderbrach. An ihrer statt könnte in Zukunft ein subtropischer Schlafbaum Schatten spenden.
Die Kosten des Projektes sind von rund elf auf 14 Millionen Euro gestiegen. Doch immerhin sollen die neuen Schaugewächshäuser 90 Jahre halten; ihre Vorgänger waren bereits nach 50 Jahren marode.