Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Abels Män“Am Rande des Milieus – über das Leben als Schwester eines Kölner Zuhälters

Lesezeit 2 Minuten
Friesenwall Fischer

Das Friesenviertel war in den 1960er und 70er Jahre Kölns Rotlichtszene.

Köln – „Abels Män“ war in den siebziger Jahren eine der schillerndsten Figuren des Kölner Rotlicht-Milieus. Seine Schwester, Dagmar Kober, gibt nun in ihrem Buch „Wer hat schon einen Zuhälter als Bruder?“ Einblicke in ihr Leben an der Seite des Halbbruders, der mit Schlangenlederanzug und schneeweißem Rolls-Royce einen Kontrast zum bürgerlichen Leben ihrer Familie in Humboldt darstellte.

„Ich liebte meinen Bruder, aber bei Geld hörte für ihn der Spaß auf“, blickt Kober zurück auf die Zeit „Män“ zurück, der 2011 verstarb.

Problematische Kindheit

In der autobiografischen Erzählung geht es aber um mehr: Ihre kaltherzige Mutter („Hätte es die Pille gegeben, hätte ich nur zwei Kinder“) machte ihr und ihren beiden Schwestern das Leben schwer. Mit 16 lief Kober von Zuhause weg, heiratete früh und brachte drei Kinder zur Welt. Mit ihrem Mann Kurt lebt sie auch heute noch zusammen.

Bei der Entstehung des Buches war er ihr größter Kritiker: „Mein Mann sagte immer ich solle nicht so bitter sein und auch mal etwas Humor einbringen“, so Kober. Und so erzählt die Hobby-Autorin in ihrem Erstwerk auch von ihrem Onkel, der einst in den Dom eingebrochen war und mit der gestohlenen Krone der Jungfrau Maria seine Zeche in der Kneipe zahlen wollte. Oder die Geschichte ihrer Schwiegermutter, die sich 40 Jahre lang in den eigenen vier Wänden eingesperrt hatte. „In meiner Familie gab es so viele Verrückte, die Geschichten wollte ich für meine Kinder festhalten. Ich hoffe, Menschen in ähnlichen Situationen mit dem Buch erreichen und ihnen Hoffnung geben zu können“.

Dagmar Kober: Wer hat schon einen Zuhälter als Bruder?, Emons-Verlag, 392 Seiten, 19,80 Euro.