Abriss und Neubau oder Sanierung?Stadt will Musikschule an Investor verkaufen

Ein großes Wandgemälde ziert die Rheinische Musikschule in Ehrenfeld. Sie soll abgerissen und neu gebaut oder saniert werden. Die Stadt will das Gelände an einen Investor verkaufen, der auch die Baulücke vorne sowie den hinteren Teil des Areals bebauen kann.
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Köln – Das Provisorium soll ein Ende haben – nach mehr als 50 Jahren. Seit den 60er Jahren ist die Rheinische Musikschule in Ehrenfeld in einem ehemaligen Hospital an der Vogelsanger Straße 28-32 untergebracht. Das 1907 errichtete Gebäude und die angrenzenden Pavillons sind in einem beklagenswerten Zustand – Heizung und Sanitäranlagen sind völlig veraltet, im Winter zieht es durch die einfach verglasten Fenster. Nur das Allernötigste wurde in den vergangenen Jahrzehnten gemacht, die dringend erforderliche Generalsanierung immer wieder nach hinten verschoben.
Jetzt soll ein privater Investor die Probleme lösen. Der Stadtrat hat zuletzt in nicht-öffentlicher Sitzung beschlossen, die Schule und das dazugehörige Grundstück zu verkaufen. Gesucht wird ein Investor, der ein neues Schulgebäude baut, das die Stadt dann langfristig zurückmietet. Außerdem sollen auf dem hinteren Teil des rund 80 Meter langen Areals an der Stuppstraße Wohnungen entstehen – das Projekt ist Teil der städtischen Wohnungsbauoffensive.

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Eine Machbarkeitsstudie empfiehlt laut Verwaltung den Abriss und Neubau der Musikschule, die im Innern teils noch über originale Wand- und Bodenfliesen aus der Gründerzeit verfügt. Alternativ komme auch „eine Sanierung des Bestandsgebäudes mit zusätzlichem Anbau“ in Betracht. Als Mindestkaufpreis werde der Verkehrswert des Grundstücks angesetzt, den man derzeit ermittele. Die Baukonzession müsse europaweit ausgeschrieben werden.
In der Bezirksvertretung Ehrenfeld stieß der Plan auf Protest. Kernpunkte der Kritik: Man dürfe nicht den Ausverkauf städtischen Eigentums betreiben, nur weil die Gebäudewirtschaft der Stadt es nicht schaffe, die Musikschule zu sanieren. Schulbau sei Sache der öffentlichen Hand. Wenn der Investor später die Miete für die Schule erhöhe, könne das deren Existenz gefährden.
Der Direktor der Rheinischen Musikschule, Dr. Tilman Fischer (59), sieht in dem Ratsbeschluss vor allem die gute Nachricht, dass es jetzt endlich voran gehe. „Wir haben eine enorme Nachfrage nach Musikunterricht, müssen derzeit leider viele Schüler abweisen und brauchen daher dringend mehr Räume.“ Fischer will die Zahl der Probenräume von 21 auf 25 erhöhen. Davon solle einer so gut schallgedämpft sein, dass er sich für Schlagzeug, Percussion und Rockbands eigne. Außerdem benötige man einen größeren Probensaal für Orchesterproben. Die finden bislang in verschiedenen Schulen statt – was immer wieder zu Einschränkungen führt, weil die Säle anderweitig gebraucht werden und abends oder am Wochenende oft nicht zur Verfügung stehen.

Prekäre Raumsituation: Direktor Tilman Fischer in einem Keller der Musikschule, der als Lager für Instrumente dient.
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Ob ein Abriss und Neubau besser sei oder aber eine Sanierung plus Anbau, wolle er nicht bewerten, sagt Fischer. „Darüber sollen sich Architekten Gedanken machen.“ Klar sei: „Das ist ein toller Standort, aus dem man viel machen kann.“ An der Straßenecke Vogelsanger Straße/Piusstraße steht bislang nur ein baufälliger Pavillon – wenn diese Lücke geschlossen wird, lassen sich viele zusätzliche Räume schaffen.
Mit detaillierten Auflagen in der Ausschreibung will die Verwaltung sicherstellen, dass die Interessen der Stadt gewahrt werden. Zentrale Bedingung ist, dass die Weiterführung der Rheinischen Musikschule am Standort garantiert werden muss. Dazu wird eine Rückanmietung der Gebäude durch die Stadt für mindestens 20 Jahre mit Verlängerungsoption festgelegt. Im Grundbuch sollen sowohl die Nutzungsbindung als Musikschule, als auch ein Vorkaufsrecht der Stadt im Falle des Weiterverkaufs gesichert werden. Zudem muss der Investor während der Bauzeit auf eigene Kosten Container als Interimslösung für den Schulbetrieb aufstellen.
Interessant wird das Projekt für Entwickler vor allem durch die Möglichkeit, im hinteren Teil des rund 80 Meter langen Grundstücks ein viergeschossiges Wohnhaus plus Staffelgeschoss mit zehn oder mehr Wohnungen zu bauen und zu vermarkten. Mit diesem lukrativen Angebot hofft die Verwaltung, günstige Mietkonditionen für die Musikschule herausholen zu können. Die Verwaltung bereitet derzeit die Ausschreibung vor, die Ergebnisse werden dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt. „Wir hoffen, dass die Bauarbeiten im nächsten Jahr losgehen können“, so Fischer.