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Axel Freimuth im InterviewDas rät der abdankende Rektor den Kölner Studierenden

Lesezeit 4 Minuten
Der Rektor der Universität zu Köln gestikuliert.

Rektor der Universität zu Köln, Professor Dr. Axel Freimuth 

Seit 2005 ist Professor Axel Freimuth Rektor der Universität zu Köln. Nach bewegten 18 Jahren geht er im Oktober in den Ruhestand. Zeit für Rückblick, Ausblick - und einen Tipp fürs erfolgreiche Studieren.

Was waren Meilensteine in Ihrer Amtszeit?

Die Bologna-Reform war eine große Aufgabe, bei der wir über 300 Studiengänge in Master- und Bachelorstudiengänge umgebaut haben. Weiteres wichtiges Thema war die Strukturreform der Universität. Die ehemalige Pädagogische Hochschule Rheinland musste richtig integriert werden. In einem aufwendigen Prozess wurden die ehemaligen Fakultäten für Erziehungswissenschaften und Heilpädagogik aufgelöst und die Fakultät für Humanwissenschaft neu gegründet.

Das Hochschulfreiheitsgesetz 2007 hatte enorme Auswirkungen. Wir sind seitdem keine nachgeordnete Behörde mehr, sondern eine Körperschaft öffentlichen Rechts, wir sind selbst für Personal und Haushalt zuständig. Das hat gewaltige Entfaltungsspielräume freigesetzt. Durch das Hochschulfreiheitsgesetz haben sich die Universitäten in NRW sowohl im nationalen als auch im internationalen Vergleich entscheidend verbessert.

Ein weiterer Treiber war der Exzellenzwettbewerb.

Vier Forschungsschwerpunkte sind zu Exzellenzclustern geworden, sie sind auf internationalem Top-Niveau. 2012 bekam die Uni Köln den Titel Exzellenz-Universität. Den haben wir zwar 2019 leider wieder verloren, aber wir haben gute Chancen, ihn wiederzuerlangen.

Wir haben unsere Schwerpunktbildung vorangetrieben und sieben neue Skizzen für neue Cluster eingereicht. Fakt ist, dass sich die Uni Köln stetig verbessert. Im internationalen Times Higher Education Ranking stehen wir derzeit auf Platz 146. Unser Ziel ist, dass wir unter die Top 100 weltweit kommen.

Was hat sich intern in der Universität getan?

Bei der Nachwuchsförderung und bei der Chancengleichheit hat sich viel bewegt. Wir haben Programme für Frauen und für Studierende und Promovierende, die aus Nicht-Akademiker-Familien kommen. Wir unterstützen Schulen seit 20 Jahren.

Als einzige Uni haben wir eine Beauftragte für Rassismus-Kritik. Die Internationalisierung ist vorangeschritten. Wir haben mittlerweile vier Auslandsbüros und das fünfte in Ghana wird demnächst eröffnet. Wir haben einen weltweit sichtbaren Forschungsschwerpunkt in der Afrikaforschung.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit?

Wir haben eine ganzheitliche Nachhaltigkeitsstrategie beschlossen. Nachhaltigkeit soll stärker in Forschung, Lehre und Transfer sowie in Betrieb und Organisation verankert werden. Zu den Zielen und Maßnahmen der Strategie zählt unter anderem, Forschung in den Handlungsfeldern der United Nations Sustainable Development Goals zu unterstützen.

Das geschieht unter anderem über die Förderung von exzellenten Forschenden und Forschungsprojekten sowie durch den Aufbau eines Zentrums mit neuen, interdisziplinären Forschungsansätzen zu Nachhaltigkeitsthemen. Mitarbeitende und Studierende beteiligen sich an der Umsetzung und zeigen weitere Verbesserungs- und Umsetzungsmöglichkeiten auf dem Weg zu einem nachhaltigen, klimaneutralen Campus auf.

Gibt es Fächer, die nicht mehr so nachgefragt sind?

Die Uni Köln ist nach wie vor sehr attraktiv in nahezu allen Studiengängen. Generell kann man aber sagen, dass die Nachfrage nach Absolventen der MINT-Fächer sehr groß ist – Absolventen dieser Fächer haben beste Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt. Wir sollten daher im MINT-Bereich mehr ausbilden und uns etwas einfallen lassen, wie wir diese Fächer attraktiver machen.

Der Rektor der Universität zu Köln im Hauptgebäude.

NRW Rektor der Universität zu Köln, Professor Dr. Axel Freimuth

Es gab Machtmissbrauchsvorwürfe, die durch die Presse gingen. Wie beurteilen Sie das?

Jede Institution, in der es ein Machtgefälle gibt, hat solche Themen. Wir sind einer der größten Arbeitgeber in Köln. Wir haben rund 7.000 Mitarbeitende und etwa 50.000 Studierende. Dass da nicht alles immer glatt läuft, ist völlig klar. Ich glaube nicht, dass wir solche Fälle im Übermaß haben. Außerdem haben wir in den letzten zehn Jahren viel getan, um die Strukturen zu verbessern.

Es ist zum Beispiel nicht mehr so, dass ein Doktorand oder eine Doktorandin auf Gedeih und Verderben einer Professorin oder einem Professor ausgeliefert ist. Wir haben flächendeckend Graduiertenprogramme, die sicherstellen, dass die Betreuung und die Bewertung durch mehrere Personen erfolgen. Es gibt Kontrollverfahren und ein Beschwerdemanagement. Das Ergebnis dieser verbesserten Verfahren ist eben auch, dass wir häufiger Missstände aufdecken.

Was würden Sie Studierenden empfehlen, um möglichst viel aus einem Studium herauszuholen?

Man sollte vom ersten Tag das Ziel nicht aus den Augen verlieren und ernsthaft studieren. Aber Sozialleben, Freunde und Hobbys sind auch wichtig. Meine Empfehlung ist, sich Freiräume zu suchen. Ob man ein Studium in der Regelstudienzeit geschafft hat oder nicht, da kräht später kein Hahn nach.

Wer zum Beispiel ein Auslandssemester macht oder sich als Unternehmer im neuen Zentrum Gateway ausprobiert, profitiert sicherlich, auch wenn das Studium dadurch etwas länger wird. Ein weiterer Tipp: Wenn man nach einem Jahr merkt, dass es doch nicht das richtige Fach ist, dann ist es das Beste, das Fach zu wechseln und nicht auf Biegen und Brechen weiterzumachen.

Wenn man nach einem Jahr merkt, dass es doch nicht das richtige Fach ist, dann ist es das Beste, das Fach zu wechseln und nicht auf Biegen und Brechen weiterzumachen.
Axel Freimuth

Was planen Sie im Ruhestand?

Ich freue mich auf freie Zeiteinteilung. Meine Frau geht etwa zur selben Zeit in den Ruhestand. Wir wollen viel reisen und haben uns einen kleinen gebrauchten Wohnwagen gekauft. Das Novum wird sein, dass wir noch nicht wissen, wann wir zurückkommen, wenn wir losfahren.

Seit Corona habe ich ein Musikstudio und meine Frau und ich wollen unsere Kompositionen aufnehmen und bei Soundcloud anbieten. Ich freue mich auch darauf, wieder Küche und Einkauf zu übernehmen. Und ich habe schon einen Universitätsroman fertig. Das sind jetzt 500 Seiten, die muss ich noch kondensieren. Es ist ein satirischer Roman, der im Uni-Milieu spielt. Das hat natürlich nichts mit der Uni Köln zu tun. (lacht)