Bahndirektion in Köln abgerissenModerner Bürobau im historischen Gewand

Die alte Bundesbahndirektion (Reichsbahndirektion) am Konrad-Adenauer-Ufer wird entkernt und zu einem modernen Bürogebäude umgebaut.
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Köln – Die gusseisernen Geländer der Treppen und der Rotunde, der Mosaikboden, die Stuckleisten, die schmiedeeisernen Eingangstüren und die Türeinfassungen aus Marmor - das gesamte Interieur der denkmalgeschützten Eingangshalle wurde ausgebaut, erfasst und eingelagert. Denn wenn die Abrissbagger im April ihre Arbeit beendet haben, wird von der ehemaligen Reichsbahndirektion am Konrad-Adenauer-Ufer nur noch die Fassade aus Sandstein stehen. Umhüllt von den historischen Mauern entsteht ein neues, modernes Bürogebäude, dessen terrassen-artige Staffelgeschosse die Form des einstigen Mansarddachs aufnehmen werden.
Während die Außenmauern nun auf drei Seiten durch 15 Meter tief im Boden verankerte Stahlstützen gehalten werden, hatten die Bagger auf der Westseite (fast) freies Spiel. Dort ist der in den 1950er Jahren entstandene rückwärtige Gebäudeteil weitgehend abgebrochen worden. Nur ein altes Portal, das auf dieser Seite von der historischen Fassade erhalten geblieben war, wurde Stein für Stein abgebaut. Jeder Stein wurde nummeriert und sein Platz im Gesamtgefüge dokumentiert, um das Tor am Ende originalgetreu wieder in den Neubau integrieren zu können.
Wiederaufgebaut wird auch die zentrale Eingangshalle mit der Rotunde sowie die dahinter gelegene Halle, die vor dem Abriss mit Laser ausgemessen wurden. Auch sie müssen Platz machen für den Aushub des Geländes, unter dem eine eingeschossige Tiefgarage mit 110 Stellplätzen entsteht. "Wir werden 92 500 Kubikmeter, insgesamt 35 Tonnen Bauschutt abfahren. Das entspricht etwa 1000 Lkw-Ladungen", berichtet Projektleiter Thomas Leise von der Hochtief Solutions AG.
Bevor die neuen Mauern in die Höhe gezogen werden, untersuchen Archäologen des Römisch-Germanischen Museums (RGM) das Gelände. Wie RGM-Direktor Dr. Marcus Trier erklärt, befand sich das Areal im Mittelalter zwischen der rheinseitigen Stadt- und der Kaimauer, so dass die Bodendenkmalpfleger auf Zeugnisse einer Hafeninfrastruktur hoffen. Die Grabungen werden sich auf den Bereich von zwei Innenhöfen konzentrieren, die nicht unterkellert waren.
Armin Wittershagen, Leiter des Kölner Hochtief-Büros, geht davon aus, dass im Herbst der Hochbau beginnen kann. "Das ist anspruchsvollstes Bauen im Bestand", wie der Polier Dieter Richter betont. Das moderne Bürogebäude, das umhüllt vom historischen Gewand bis Herbst 2015 entsteht, wird rund 21 500 Quadratmeter Mietfläche für gehobene Ansprüche bieten. Nach einem siegreichen Wettbewerbsentwurf des Büros kadawittfeldarchitektur wird ein Dach aus drei Staffelgeschossen mit umlaufender Terrasse entstehen. Ein viertes Staffelgeschoss bildet die Spitze des Gebäudes, das mit 33 Metern nicht über die frühere Bauhöhe hinausreichen wird, wie Leise verspricht. Horizontal verlaufende Fassadenbänder sollen die einstige Dachform zitieren und neu interpretieren.
Wer künftig über eine breite Freitreppe und durch die zehn Säulen des Portikus hindurch die herrschaftliche Eingangshalle betritt, der wird ein wenig spüren vom Selbstbewusstsein der Königlichen Eisenbahndirektion Cöln, für die das Haus von 1906 bis 1913 erbaut wurde. Mit welchen potenziellen Nachfolgern Hochtief über die Anmietung verhandelt, bleibt Unternehmensgeheimnis. Die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA), die derzeit noch im Köln-Triangle in Deutz beherbergt ist, hat das Direktionsgebäude, wie bereits berichtet, als neuen Standort jedoch schon ins Auge gefasst.