Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Büttenredner Marc Metzger„Ich habe die Krankheit nie akzeptiert“

Lesezeit 3 Minuten

Auf den Karnevalsbühnen verwandelt sich Marc Metzger in den  „Blötschkopp“. Im Jahr absolviert er 500 Auftritte.

Köln – Die Gerüchte seien das Schlimmste gewesen. Von Alkohol und Drogen sei in der Karnevalsszene die Rede gewesen. „Das hat weh getan“, sagt Marc Metzger (39), Moderator und Büttenredner. Denn der wahre Grund für gelegentliche Stolperer und Wortfindungsstörungen ist ein anderer: Seit 1999 leidet Metzger unter Multiple Sklerose (MS).

Die Krankheit habe er nie akzeptiert, sagt Marc Metzger. Nie habe er danach gelebt. Zuletzt hatte er bis zu 500 Auftritte im Jahr absolviert. „In Zukunft reichen auch 300 Termine“, sagt er. Auch wenn er in den vergangenen 13 Jahren noch keinen Auftritt wegen seiner Krankheit abgesagt habe, sei das Leben mit MS „ziemlicher Mist“. „Ich leide darunter“, sagt Metzger.

Auf dem linken Auge sehe er kaum noch, beschreibt der „Blötschkopp“ die Symptome, die MS bei ihm verursacht. Hin und wieder habe er das Gefühl, jemand halte ihm einen Schwingschleifer an den Oberschenkel, so sehr schlackere sein Bein. „Manchmal renne ich zu Hause gegen den Türrahmen, dann könnte ich heulen“, erzählt er. Plötzlich bleibe ein Bein stehen, obwohl der Kopf sage, es solle gehen. Auf der Bühne habe er stets versucht, leichte Ausfallerscheinungen zu überspielen und wie einen absichtlichen Fehltritt aussehen zu lassen. Mit dem Schauspiel soll jetzt Schluss sein.

Fünf oder sechs heftige Schübe habe Metzger seit Ausbruch der Krankheit durchlebt. Ansonsten versuche er mit aller Macht, die Auswirkungen zu übersehen. „Ich rede mir kleinere Schübe gerne aus“, sagt er. Zeitweise spüre er alle zwei bis drei Wochen eine Beeinträchtigung.

Im Karneval gehört Marc Metzger zu den meistgebuchten Rednern. Auch im Fernsehen ist er regelmäßig zu sehen. Durch die Gerüchte um Alkohol- oder Drogenkonsum hätte er sich nun gezwungen gesehen, den Schritt an die Öffentlichkeit zu wagen. „Ich hoffe, es geht mir damit jetzt besser. Denn es gibt nichts Schlimmeres als auf die Bühne zu gehen und die Leute denken: Der hat irgendwas“, sagt er.

Wenn Metzger eines nicht will, dann Mitleid. „Ich kenne Menschen, denen geht es mit der Krankheit schlechter als mir“, sagt er. Denn einen klassischen Verlauf gibt es bei Multiple Sklerose nicht. In den vergangenen Jahren habe er keineswegs ein Geheimnis aus seinem Leiden gemacht. „Ich habe im Fernsehen schon Geld gewonnen und diese an eine Stiftung für MS-Patienten gespendet. Da hat sich aber nie jemand für interessiert“, sagt er.

Auf Medikamente zur Abmilderung der Symptome verzichte er, sagt Metzger. Dafür habe er sich von Beginn an entschieden, weil nie vorauszusehen sei, wann der nächste Schub eintrete. Er habe gelernt, damit zu leben.