Coffee to goWarum Mehrwegbecher in Köln nicht überall akzeptiert werden

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild sind zwei weiße Kaffeebecher aus Pappe zu sehen.

Nicht überall werden mitgebrachte Mehrwegbecher akzeptiert.. Manche Unternehmen verkaufen Becher, die man sich wieder auffüllen lassen kann.

Mal werden mitgebrachte Kaffeebecher in Cafés akzeptiert, mal nicht. Welche Gründe hat das, und was ändert sich im Jahr 2023?

Den dampfenden Becher Kaffee auf dem Tisch oder in der Hand, im Café oder unterwegs. Nichts, könnte man meinen, trinken wir Deutschen lieber als unseren heiß geliebten Kaffee. Auch unterwegs. Besonders dominant in Städten wie Köln sind die überwiegend weißen Pappbecher der Kaffee-Kette „Starbucks“. Doch auch andere markenlose Becher tummeln sich in den Mülleimern der Fußgängerzonen. Das macht den Eindruck, als gäbe es keine andere Möglichkeit als Heißgetränke – Kaffee, aber auch Tee und Kakao – unterwegs in Einwegbechern zu trinken. Selbst wenn die Becher und ihre Deckel vollständig biologisch abbaubar, oder recyclebar sind – auch solche Einwegbecher werden teilweise angeboten – liegt der Nachteil in der nur einmaligen Verwendung. Nachhaltigkeit geht anders.

Besser also doch hinsetzen und den Kaffee am Tisch genießen? Doch es gibt auch Alternativen, wenn man unterwegs ist. Beispielsweise können Kunden ihre eigenen Mehrwegbecher mitbringen und diese befüllen lassen. Manchmal verkaufen die Unternehmen Mehrwegbecher, die man sich wieder auffüllen lassen kann – ab 2023 ist das sogar Pflicht; mancherorts darf es dann aber auch nur der dort gekaufte Becher sein, der befüllt wird, keine Fremdbecher. Und: Nicht überall werden kundeneigene Becher befüllt.

Merkblatt regelt Hygiene

Die Unternehmen dürfen grundsätzlich selbst entscheiden, ob sie die mitgebrachten Becher von Kunden befüllen oder nicht, erklärt der Lebensmittelverband Deutschland. Der hat zum Umgang mit Coffee-to-go-Bechern ein Merkblatt mit einer Leitlinie veröffentlicht, das „konkrete Empfehlungen für eine sachgerechte, hygienische Handhabung kundeneigener Becher zur Befüllung“ an die Hand gibt. Wichtig ist dabei, dass der Lebensmittelunternehmer, beispielsweise eine Bäckerei, für die „Sicherheit der von ihm in Verkehr gebrachten Lebensmittel verantwortlich“ ist, so heißt es im Merkblatt.

Im Fall der Abgabe von Heißgetränken in von Kunden mitgebrachten Bechern beschränke sich diese Verantwortung allerdings auf die einwandfreie Beschaffenheit des Lebensmittels bis zum Einfüllvorgang. Dem Unternehmer kann „keine Verantwortung für die Eignung und Beschaffenheit“ des Bechers zugerechnet werden. Einfach gesagt: Sobald das Getränk im Becher des Kunden ist, kann der Unternehmer für die „einwandfreie Beschaffenheit“ nicht mehr zuständig sein. Vorher allerdings muss er dafür sorgen, dass das anderweitige hygienische Risiko möglichst gering ist. Ein Kundenbecher sollte beispielsweise nicht mit dem Ausgießer der Kaffeemaschine in Berührung kommen.

Pfandsystem für Becher bereits etabliert

Der Lebensmittelverband empfiehlt die Nutzung von Umfüllgefäßen oder Becherhaltern für die Kundenbecher. Das Unternehmen Kamps, das auch eine Vielzahl an Filialen in der Kölner Innenstadt hat, teilte auf Anfrage mit, dass kundeneigene Becher seit dem Sommer dieses Jahres wieder angenommen werden können. „Im Rahmen der Covid19-Schutzmaßnahmen war dies nicht möglich“, erklärte ein Sprecher. Die Annahme von Mehrwegbechern sei bei Kamps bereits seit 2017 möglich. Die Empfehlung an alle „Franchise-Partner“ laute: „Es werden nur saubere und leere Becher befüllt, dabei verbleibt der Deckel beim Kunden. Beim Befüllen darf der Becher den Abfüllstutzen der Kaffeemaschine oder andere Geräte nicht berühren.“

Das Unternehmen startet zudem aktuell die Partnerschaft mit dem Unternehmen „ReCup“. Das System ReCup funktioniert wie ein klassisches Pfandsystem. Die Getränke werden in die Mehrwegbecher abgefüllt, darauf zahlen die Kunden ein Pfand und können den Becher an jedem teilnehmenden Unternehmen wieder abgeben. „Hinzu kommt ab dem 1. Januar 2023 die gesetzliche Mehrwegpflicht“, betonte der Kamps-Sprecher. Das Unternehmen wolle sich mit dem ReCup-System bereits jetzt darauf einstellen. In anderen Bäckereiunternehmen sind die ReCup-Becher bereits Gang und Gäbe, so wie bei Heinemann, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte.

Auch inhabergeführte Unternehmen nutzen die Möglichkeit dieses Pfandsystems wie zum Beispiel das Café Südlicht am Kölner Grüngürtel. „Wir nutzen das Pfandsystem gerne“, berichtete eine Mitarbeiterin. „Und es wird auch von den Kunden gut angenommen.“ Trotzdem ist es aber noch lange nicht die Mehrheit der Coffee-to-go-Trinker, die einen Mehrwegbecher nutzen. Laut einer Forsa-Umfrage des Lebensmittelverbands Deutschland aus dem Frühjahr 2021 nutzt rund ein Viertel häufig selbst mitgebrachte Mehrwegbecher.

45 Prozent nutzen jedoch nie einen eigenen Becher. Ob sich das ändern wird, wenn mit dem neuen Jahr die Mehrwegpflicht Einzug hält, kann der Verband nicht pauschal bestätigen. „Wir vermuten, dass die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Mehrweg vielleicht zunächst steigt, weil in der Gastronomie auch mehr für die Mehrwegalternativen geworben wird und es vielleicht auch sogenannte Lockangebote gibt. Aber wie dann der Verlauf sein wird – das ist der Blick in die Glaskugel.“

Mehrwegpflicht ab 2023

Restaurants und Cafés, die Essen und Getränke für unterwegs verkaufen, müssen nach dem neugefassten Verpackungsgesetz ihre Produkte ab 2023 alternativ zur Einwegverpackung auch in Mehrwegverpackungen anbieten. Die Mehrwegvariante darf nicht teurer sein als das Produkt in der Einwegverpackung, und bei Getränken muss es auch Mehrwegbecher für alle angebotenen Größen geben. Ausgenommen von der Mehrwegpflicht sind Betriebe mit fünf oder weniger Beschäftigen und maximal 80 Quadratmetern Fläche,etwa Kioske. Sie müssen aber mitgebrachte Einwegbehältnisse befüllen. (EB)

Rundschau abonnieren