Comic-Messe in KölnSo kreativ präsentieren sich Besucher der CCXP

Lichtgestalten von einem anderen Stern.
Copyright: Banneyer
Köln – Philipp Marek geht dahin, wo es weht tut. 34 Grad Außentemperatur, der 32-Jährige flaniert über die erste europäische Comic Con Experience (CCXP), dicke Schweißperlen bilden sich auf der Stirn. Der Dresdner Marek trägt ein flauschiges Ganzkörper-Katzenkostüm –den überdimensionalen Kopf nimmt er hin und wieder doch ab. Ein Ausweichen auf ein anderes Kostüm, da ist er rigoros, sei überhaupt keine Option gewesen. „Meine Partnerin und ich wollten unbedingt ein Partnerkostüm präsentieren – sie ist ein Wollknäuel“, lacht er. „Furry“ (englisch für „fellig“, „pelzartig“) nennt sich dieser spezielle Zweig von Comic-Fans, die besonders auf anthropomorphe Tiere stehen.

Der Fantasie waren keinen Grenzen gesetzt.
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Wer schön sein will, muss eben leiden. Dies trifft auf einen Großteil der Messe-Besucher zu, denn die Fans der Comic-Con-Szene lieben es, sich zu kostümieren. So bevölkern viele Wesen aus Filmen wie „Star Wars“, „Der Herr der Ringe“, „Ghostbusters“ oder „Harry Potter“ die Hallen 7 und 8 der Messe.
Andere wiederum bevorzugen es, sich eigene Charaktere auszudenken und in liebevoller Detailarbeit auf den eigenen Leib schneidern. So wie die beiden Freundinnen Gemma Olivares aus Barcelona und Isabel Betsch aus Koblenz, die als Engel und Dämon zur CCXP am Samstag gehen. „Ich finde es langweilig, Charaktere zu nehmen, die es schon gibt. Ich erfinde lieber eigene“, erklärt die 22-jährige Betsch, die schon als Kind mit dem Zeichnen von Comics angefangen hat.

Im flauschigen Ganzkörperkostüm kam Philipp Marek.
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Rena Belenkaya hat sich dagegen für eine bekannte Figur entschieden. Die 46-Jährige besucht als verrückter Hutmacher aus Tim Burtons Version von „Alice im Wunderland“ die Messe. Ihr selbstkreiertes Kostüm kam im Vorfeld bei einer Jury so gut an, dass sie unter die 30 Finalisten für die Cosplay-Championship am Samstag gewählt wurde. Dabei hat die aus Coburg stammende Ärztin ansonsten gar nicht viel mit der Szene zu tun. Schuld seien ihre Kinder vor ein paar Jahren gewesen, die damals eine ähnliche Veranstaltung besuchen wollten, dies jedoch, weil sie noch zu jung waren, nicht alleine durften. So schneiderte sich die Mutter kurzerhand ebenfalls ein Kostüm und begleitete den Nachwuchs. „Ich finde es toll, dass alle nett sind und es quasi überhaupt kein Konkurrenzdenken untereinander gibt“, lobt Belenkaya die Szene. Für den verrückten Hutmacher habe sie sich entschieden, weil sie einerseits einen Charakter wollte, der zu ihrem Gesicht passe. Zum anderen sei „Alice im Wunderland“ ihr „absolutes Lieblingsbuch“, welches sie immer wieder lese.

Der verrückte Hutmacher: Rena Belenkaya.
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Doch nicht nur schönheitstechnisch müssen einige Cosplayer leiden, um aufzufallen – auch der Geldbeutel einiger Besucher leidet an diesem Wochenende arg. Neben den Eintrittspreisen um die 50 Euro kosten auch viele der angebotenen Besonderheiten extra (siehe Info-Kasten). Khalisha Kymita zahlte 45 Euro für ein Autogramm von Schauspieler Ben Barnes („Marvel’s The Punisher“). Der 18-Jährigen ist das nicht zu viel. Denn: „Das ist einer meiner Lieblingsschauspieler, wann erhalte ich noch mal die Chance, ihn zu treffen?“
Einigen gingen die Preise aber wohl doch zu weit: Aus allen Nähten ist die CCXP zum Auftakt nicht geplatzt. 40 000 Besucher kamen laut Messe. Gehofft hatte die Gesellschaft auf bis zu 70 000 Gäste.