Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Nur 20 Prozent AuslastungWas die neuen Corona-Regeln für Kölns Veranstalter bedeuten

Lesezeit 4 Minuten
image001-3

Hier dürfen bald nur noch 20 Prozent der Plätze besetzt werden.

Köln – Die Mail, die für große Emotionen sorgte, kam am Mittwochmorgen gegen 7.30 Uhr. „Lieber Axel, wir machen weiter“, stand da. Axel, das ist Axel Molinski, Geschäftsführer der Volksbühne am Rudolfplatz. Der Absender ist Frank Blase, Produzent des Musicals „Himmel und Kölle“, das vom 29. Oktober bis zum 7. Februar in der Volksbühne gastieren soll. Eine gute Nachricht, endlich mal wieder. Denn die Entwicklungen der vergangenen Tage stellten alles in Frage, was die Volksbühne in den vergangenen Monaten aufgebaut hatte.

Veranstaltungen in Innenräumen dürfen seit Mittwoch nur noch mit 250 Gästen oder 20 Prozent der Gesamtkapazität stattfinden. Die Regelung gilt ab einem Inzidenzwert von 50 oder mehr. Im Falle der Volksbühne wären nur noch 80 Besucher zugelassen. Ein erneuter „Hagelschlag auf die Kultur“, wie Molinski es nennt. In den vergangenen Monaten durften wieder bis zu 255 statt 400 Gästen kommen. Es ging darum, ein Zeichen zu setzen. Ein Zeichen dafür, dass es weitergeht.

Probleme mit dem Hygienekonzept gab es nie. Auch die „überzogenen Verschärfungen“ halten die Volksbühne nicht ab. Dass auch die Künstler den Weg mitgehen wollen, ist ein wichtiges Zeichen. Mit zittriger Stimme zitiert Axel Molinski den Musical-Produzenten: „Wir spielen auch für 80 Leute so, als wären es 800.“ Während ihm die Stimme fast versagt, fügt er an: „Lieber Frank, wir danken dir.“ Auch andere Veranstalter kämpfen mit den neuen Regeln. Ein Überblick.

Philharmonie und Gürzenich-Orchester

„Faktisch kommt die Regelung einem zweiten Lockdown gleich“, sagt Intendant Louwrens Langevoort. Denn die neue Regelung trifft die Philharmonie im Allgemeinen und im Besonderen die Konzerte des Gürzenich-Orchesters erheblich.Schon seit einiger Zeit werden die Zuhörer im Schachbrettmuster platziert, was organisatorisch zur Folge hat, dass nicht einmal mehr Mitglieder eines Haushaltes nebeneinander sitzen dürfen. Sie müssen mit einem Abstand von drei Sitzen Platz nehmen. „Aus wirtschaftlichen Gründen können wir eigentlich nur noch Kammermusik spielen, das Defizit wird bei maximal 250 Gästen so groß, dass es nicht mehr zu verantworten ist.“Sowohl Philharmonie als auch Gürzenich-Orchester werden in den nächsten Tagen Karteninhaber kontaktieren. Zur Zeit arbeitet die KölnMusik daran, am kommenden Wochenende Doppel-Konzerte anzubieten – was wegen des Umbaus und des Lüftens auch logistisch kein leichtes Unterfangen sei, sagt Sprecherin Silke Ufer. Der Vorverkauf für zukünftige Konzerte ist zunächst aber gestoppt.Für die nächsten Konzerte des Gürzenich-Orchesters werden alle Karten storniert. Danach gehen die Veranstaltungen erneut in den Verkauf, wobei den Abonnenten ein erster Zugriff gewährt wird, erklärt Sprecher Friso van Daalen. „Wer dabei aber leer ausgehen sollte oder nicht kommen möchte, erhält eine Gutschrift.“

Schauspiel

Auch das Schauspiel kommt in die Bredouille: „Die Regelung betrifft einen Großteil der Veranstaltungen, in denen ohnehin schon seit Beginn der Spielzeit eine deutliche Einschränkung der Platzkapazitäten vorgenommen wurde“, erzählt Sprecherin Jana Lösch. Und die nun noch ausgeweitet wird: Zu „Wut“ im Depot 1 waren bislang 125 Zuschauer zugelassen, nun sind es nur noch 95.

Oper im Staatenhaus

Glück im Unglück hat die Oper im Staatenhaus: Bei keiner der kommenden Veranstaltungen sind mehr als 250 Karten vergeben, nur bei einigen Vorstellungen der „Zauberflöte“ müsse man jetzt Anpassungen vornehmen. „Und beim Vorverkauf für alle weiteren Produktionen werden die jeweils aktuellen Maßnahmen berücksichtigt“, so Friederike Dettmar.

Gloria Theater

Viele Unklarheiten gibt es auch im Gloria Theater. Zwischenzeitlich konnten dort wieder bis zu 220 Zuschauer Platz nehmen, jetzt wären es rund 80. „Das ist bei allem Willen wirtschaftlich nicht sinnvoll“, sagt Geschäftsführer Michael Zscharnack. Vielleicht finden im Oktober noch zwei oder drei Veranstaltungen statt, auch die Aufteilung einer Veranstaltung in zwei Vorstellungen sei eine Option. „Alles, was wir aufgebaut haben, liegt nun wieder auf dem Boden“, sagt Tscharnack.

Live Music Hall

Seit März hat in der Live Music Hall kein Konzert mehr stattgefunden. Im Oktober sollte sich das mit einem Hygienekonzept ändern. Ob das klappt, ist nun unklar. „Solange wir uns unsicher sind, neigen wir dazu, Dinge abzusagen. Mit der 20-Prozent-Regel dürften statt 1200 bis zu 240 Gäste in die Halle.

Atelier Theater

Besonders hart trifft die Regel die kleinen Theater. Im Atelier Theater dürften nun nur noch 20 Gäste Platz nehmen. „Absurd“ findet das Spielleiter Torsten Schlosser. „Wir hoffen darauf, dass die Regel gekippt wird. Bleibt sie, werden viele Häuser nicht aufmachen.“ Wie es im Atelier Theater sein wird, ist unklar. Das liegt an der Entscheidung der Künstler. Vor allem die, die weiter anreisen, würden das für 20 Leute nicht tun.

Senftöpfchen

Im Senftöpfchen sieht man das ähnlich. Nur 36 der 180 Plätze dürften noch belegt werden. Das ließe sich in den nächsten Tagen sogar realisieren, weil noch nicht viele Karten verkauft worden sind. Alles danach ist ungewiss. Theaterleiterin Kassen probiert es mit Humor zu nehmen: „Ansonsten sperren wir erst mal zu und fahren ans Meer.“

Theater am Tanzbrunnen

Statt der ursprünglichen 1000 und zwischenzeitlich 520, sind jetzt nur noch 200 Gäste zu den Veranstaltungen am Tanzbrunnen zugelassen. Mit diesen Zahlen plane man auch für die nächsten Veranstaltungen, sagt KölnKongress-Geschäftsführer Bernhard Conin. Ob diese stattfinden, sei aber noch fraglich.