Das Auge des ZoosSeit 26 Jahren inspiziert Ulrich Riepe die Tiergehege

Alles in Ordnung? Ulrich Riepe beim Inspizieren der Giraffenställe. Zu seinen Aufgaben gehören auch die Dienstpläne und die Arbeitssicherheit von 83 Mitarbeitern.
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Köln – Er hat ein Privileg, um das ihn manche Besucher möglicherweise beneiden. Übersetzt man seine Berufsbezeichnung wörtlich, dann darf Ulrich Riepe nicht nur hinter die Kulissen des Zoos, sondern dort überall hineinschauen – alles inspizieren eben. „Nein, zu den Tieren ins Gehege rein kann ich nicht so einfach“, schränkt der 54-Jährige gleich mal ein. Aber als etwas Besonderes versteht er seinen Beruf immer noch. So wie vor 26 Jahren: „Als ich die Stelle sah, dachte ich – wow, das ist exotisch“. Also bewarb sich der gebürtige Ostwestfale in Köln als Zooinspektor.
Mit dem Fahrrad die obligatorische Morgenrunde entlang
Der studierte Agrarwissenschaftler wechselte von einem Erzeugerring in Norddeutschland zum Tierpark mit 10.000 Tieren und mehr als 20 Hektar im Rheinland. Letztere kennt er heute wie seine Westentasche. Jeden Morgen, nachdem er geprüft hat, ob die von ihm erstellten Dienstpläne für die 83 Mitarbeiter seines Bereichs eingehalten werden können und alle da sind, steigt er aufs Fahrrad und dreht mit Zoodirektor Theo Pagel die obligatorische Morgenrunde.
Dabei inspiziert er sein Revier, hat ein Auge für jede Kleinigkeit. Ist der frisch gesäte Rasen gleichmäßig gewachsen? Müssen Büsche zurückgeschnitten werden? Sind die Wege ordentlich? Wieder in seinem Büro am Futterhof angekommen, wartet jede Menge Schreibtischarbeit. Bei der Besorgung von Futtermittel weiß Riepe genau, wo man gute Qualität zu günstigen Preisen bekommt – von Laub bis Heimchen und Heuschrecken. Und den Themen der Agrarwissenschaft sind die anfallenden Aufgaben oft nicht unähnlich – zum Beispiel beim Thema Mistentsorgung. „18 000 Tonnen fallen hier im Jahr an, das muss man schon organisieren.“ Das hat Riepe auch, sogar ganz im Sinne der Nachhaltigkeit, der sich der Zoo verschrieben hat. „Unnötige Leerfahrten wollen wir vermeiden.“ Und so liefert der Landwirt, der den Mist kompostiert, dem Zoo zugleich Heu und Stroh.

Zwischen den Inspektionen türmt sich Schreibtischarbeit. Ulrich Riepe organisiert auch die Entsorgung des Tiermists.
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Nachmittags steht die nächste Tour durch den Zoo an, diesmal sucht Riepe den direkten Kontakt zu den Mitarbeitern. Für die Tapire wird eine neue Waage benötigt, die Salatlieferung für die Tiere war nicht so frisch wie gewünscht und auf der Baustelle für das Bantang-Gehege gibt es technische Probleme mit einem Abfluss.
Besondere Erinnerungen aus 26 Jahren
Gab es in den 26 Jahren Aufgaben, an die er heute noch besondere Erinnerungen hat? „Der Tiertransport der Elefanten“, sagt der Zooinspektor ohne nachzudenken. „Das verklärt man mit den Jahren zwar, aber spannend war es damals schon. Es ging um die Frage, wie kriegt man einen Elefanten von Burma nach Deutschland?“ Das fällt heute nicht mehr in Riepes Zuständigkeit, dafür hat das Thema Arbeitssicherheit einen immer größeren Stellenwert in seinem Alltag bekommen. Schließlich fällt ihm beim regelmäßigen Inspizieren des Zoos auch schnell ins Auge, wo Mitarbeiter geschult werden sollten, wo Gefahren drohen können.
Und dabei entstehen manchmal auch Ideen zu neuen Lösungen. Wie der speziell angefertigte Heukorb für die Giraffen, der den ehemaligen alten Korb an einer Laterne ersetzte. „Auch wenn es vielen nicht so auffällt, es sieht einfach besser aus.“ Sagt der, der immer genau hinschaut.