Das Deutschlandfunk-Hochhaus in Marienburg steht jetzt unter Denkmalschutz.
DeutschlandfunkStadt stellt markantes Kölner Hochhaus unter Denkmalschutz

Das Gebäude des Deutschlandfunks, heute Deutschlandradio, steht jetzt unter Denkmalschutz.
Copyright: Costa Belibasakis
„Es drückt eine unheimliche Modernität aus“, schwärmte Stadtkonservator Thomas Werner über das Deutschlandfunk-Hochhaus am Raderberggürtel. Seit Montag ist das 102 Meter hohe Haus, das die Silhouette Kölns seit 1980 mitprägt, ein Denkmal.
Der Denkmalschutz umfasst prägende Elemente und ausgewählte Bereiche des Gebäudekomplexes. So hat die Stadt unter anderem den Kammermusiksaal und die in seinem Bereich errichteten Studios und Regieräume unter Schutz gestellt. Gleiches gilt für die besondere Konstruktion und Anordnung von Hochhaus, Sockel, Technikturm sowie Außenfronten und Fassadenelementen.
Oberbürgermeisterin Henriette Reker betonte bei der feierlichen Übergabe der Denkmalschutz-Plakette an den Deutschlandradio-Intendanten Stefan Raue, wie wichtig es im Hinblick auf den Klimaschutz sei, Bausubstanz zu erhalten. „Ein Erhalt von Bausubstanz und dessen Modernisierung ist immer auch ein Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Ressourcen-Schonung und somit ein wichtiger Beitrag für den Weg zu einer klimaneutralen Stadt, die mir sehr am Herzen liegt“, sagte Reker.
„Dass gerade zum 30. Jubiläum von Deutschlandradio auch das Funkhaus in Köln unter Denkmalschutz gestellt wird, freut uns sehr“, sagte Raue. Das zweite Standbein des Deutschlandradios, das ehemalige RIAS-Gebäude in Berlin steht ebenfalls unter Denkmalschutz.
Als „unheimlich wichtigen Impuls“ für den Medienstandort Köln bezeichnete der Stadtkonservator den Bau des Deutschlandfunks. Dabei entschieden sich die Verantwortlichen Ende der 1960er Jahre für einen kühnen Entwurf.
Aufwändige Hängekonstruktion
Architekt Gerhard Weber, ein ehemaliger Bauhaus-Schüler und Experte für Rundfunk- und Theaterbauten, konzipierte das Hochhaus, das den Auftakt zu einem Hochhausring an Kölns Ausfallstraßen machte, als Hängekonstruktion. Zunächst wurde ein gut 100 Meter hoher Stahlbetonkern gebaut. Oben auf den Betonkern wurde eine Kragkonstruktion montiert. Erst dann kamen nach und nach die gegossenen Stockwerke hinzu. Es wurde von oben nach unten bebaut und geschossweise abgesenkt.

OB Henriette Reker übergab die Denkmal-Plakette an Deutschlandradio-Intendanten Stefan Raue.
Copyright: Costa Belibasakis
Kernstück der Hängekonstruktion sind die Betonträger auf dem Dach des Deutschlandfunk-Gebäudes. In ihnen stecken die Drahtseile, an denen die Etagen hängen. „Diese Art der Konstruktion ist sehr selten“, sagte Werner. Das liegt wohl auch daran, dass diese Bauweise sehr aufwändig ist. „Das Bettenhaus der Kölner Uniklinik ist auch eine Hängekonstruktion“, informierte Werner über das zweite Kölner Hochhaus dieser Art. Statiker bei dem Bau war der Ingenieur Fritz Leonhardt, der unter anderem auch die Hängekonstruktion für die Rodenkirchener oder die Mülheimer Brücke verantwortete.

Der Rohbau des Deutschlandfunks im Mai 1975.
Copyright: Rüdiger Paul
„Höchst lebendiges Denkmal“
Dass der Status als Denkmal nicht verhindert, dass Deutschlandfunk und Deutschlandradio auf der Höhe der Technik bleiben, versteht sich von selbst. „Wir erhalten einen wichtigen Teil deutscher Rundfunkgeschichte“, sagte Raue.
Das „höchst lebendige Denkmal“ wird zukünftig einen Kontrast darstellen zum neuen Wohngebiet „Die Welle“. Das entsteht derzeit nebenan auf einem rund 52.600 Quadratmeter großen Areal, auf dem ehemals das asbestverseuchte Gebäude der Deutschen Welle war. Mehr als 750 Wohnungen, dazu Gewerbe und eine Kindertagesstätte baut dort die Schweizer Immobilienfirma Empira Invest. Der erste Bauabschnitt von „Die Welle“ soll bis Mitte 2025 fertig sein. Die Fundamente und das Kellergeschoss stehen bereits.
Eine Ausstellung im Foyer des Kammermusiksaals des Deutschlandfunks würdigt den Architeken Gerhard Weber. Sie ist von montags bis freitags zugänglich.