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DrogenkonsumraumSüchtige in Köln sollen 2022 zur Lungengasse

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Wohin gehen sie? Drogensüchtige gehören zum Stadtbild. Der Konsumraum soll sie zeitweise von der Straße holen.

Köln – Verwunderung herrschte im Gesundheitsausschuss über die neuen Pläne der Verwaltung, am Neumarkt einen Drogenkonsumraum in Leichtbauweise zu errichten. „Quo vadis, Drogenkonsumraum?“ hieß eine gemeinsame Anfrage von SPD, CDU und den Grünen an die Verwaltung, also: „Wohin gehst du?“ Darin zeigten sich die Politiker erstaunt darüber, dass der erst im April vom Rat beschlossene mobile Drogenkonsumraum schon wieder überholt sein soll. Die FDP-Fraktion äußerte sich in einer Presseerklärung vorab ähnlich: „Diese sehr freie Interpretation der Beschlüsse des Gesundheitsausschusses und des Rates irritiert uns sehr“, so Bettina Houben, gesundheitspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion.

Zunächst mobile Fahrzeuge geplant

Am 4. April hatte der Rat auf einstimmigen Antrag des Gesundheitsausschusses beschlossen, der Drogenproblematik am Neumarkt zunächst mit zwei Fahrzeugen zu begegnen, die als mobile Drogenkonsum- und Beratungsräume Anlaufstelle für Süchtige werden sollen.

Jetzt teilte die Verwaltung dem Gesundheitsausschuss mit, dass diese Fahrzeuge zwar Ende 2019 ihren Betrieb aufnehmen, aber nach einem Jahr von einer weiteren Zwischenlösung „in Leichtbauweise“ abgelöst werden sollen. 2022 könne der Drogenkonsumraum dann eine feste Bleibe in dem Gebäude der jetzigen Substitutionsambulanz in der Lungengasse bekommen.

Die Verwaltung arbeite an einer stationären Interimslösung, da das „mobile Drogenhilfeangebot aufgrund beschränkter Platzzahl nicht die erwartete Verbesserung der Neumarktumgebung erbringen wird“. Nur vier Plätze, legte Gesundheitsdezernent Harald Rau dem Ausschuss dar, habe das Fahrzeug, der Aufenthalt sei für jeden Süchtigen nur für eine halbe Stunde möglich. Ein Container biete mehr Plätze, bessere Sanitäranlagen und Möglichkeiten für Essen und Aufenthalt.

Fragen hatte der Gesundheitsausschuss vor allem zum geplanten Standort im hinteren Teil des Josef-Haubrich-Hofes, also gegenüber dem zukünftigen Eingang der Zentralbibliothek. Hunderte Besucher, darunter viele Kinder und Jugendlich, müssten direkt am Drogenkonsumraum vorbei, um in die Bibliothek zu gelangen. Rau versprach durch den festen Drogenkonsumraum einen Schutz von Bibliothek, Volkshochschule und Museen: Schon jetzt würden die Drogensüchtigen dort immer wieder die Toiletten benutzen. „Wir sind sicher, sie aus den Gebäuden heraus in den Drogenkonsumraum zu ziehen.“

Weitere Fragen: Was kostet der Bau? Grobe Schätzungen lägen bei 900 000 Euro. Würde der Raum die Generalsanierung der Bibliothek beeinträchtigen? Laut Auskunft von Baudezernent Greitemann, so Rau, nein. Die Polizei befürworte ausdrücklich den Drogenkonsumraum auf der Großbaustelle zu errichten, weil solch unübersichtliches Gelände sonst geradezu einlade.

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Nachdem die Politiker ihren Unmut darüber, nicht von Anfang an in die Pläne eingeweiht worden zu sein, Ausdruck verliehen hatten, signalisierten sie in der Sache Gesprächsbereitschaft. „Wichtig ist, dass etwas passiert“, sagte der Vorsitzende Ralf Unna (Grüne). Er machte sogar seine politische Zukunft davon abhängig: Wenn nicht zumindest die beiden Fahrzeuge bis zur Kommunalwahl 2020 am Start seien, höre er auf.