Knapp eine Million Euro soll der Umbau von Bushaltestellen in Köln-Bocklemünd kosten. Die Bezirksvertreterin der Klimafreunde wollte jetzt wissen, warum.
KostenexplosionUmbau von vier Haltestellen in Bocklemünd so teuer wie „zwei Einfamilienhäuser“

Angehobene Bordsteine für den niveaugleichen Ein- und Ausstieg, taktile Elemente für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen: Die Bushaltestelle Nüssenberger Straße der Linie 127 wurde schon barrierefrei ausgebaut.
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Dass Bushaltestellen umgebaut werden, um die Barrierefreiheit herzustellen, ist ohne jeden Zweifel eine sinnvolle Maßnahme. Dennoch waren viele Ehrenfelder Bezirksvertreter im vergangenen Herbst über eine Mitteilung der Verwaltung schockiert. Der Umbau der vier Haltestellen „Heinrich-Mann-Straße“, „Nüssenberger Straße“, „Ollenhauerring“ und „Schumacherring“ der Linie 127, hieß er es darin, werde deutlich teurer als gedacht: Insgesamt verdoppele sich der Betrag von den zunächst geschätzten 466.100 Euro auf rund 934.100 Euro.
„Warum kostet der Umbau von vier Bushaltestellen bei der Stadt Köln ungefähr so viel wie zwei schlüsselfertige Einfamilienhäuser inklusive Innenausbau?“, fragte sich auch Bezirksvertreterin Elke Schroeder von den Klimafreunden. Sie wollte von der Verwaltung genau wissen, wie es zu der „Kostenexplosion“ gekommen sei. Die Antwort des Amts für Straßen und Radwegebau lässt nun erahnen, mit welchen Unwägbarkeiten derzeit bei Baumaßnahmen zu rechnen ist.
Energie und Bitumen haben sich extrem verteuert, so die Stadt Köln
Einer der Gründe für den Preisanstieg, so die Verwaltung seien Materialkosten, etwa bei der Herstellung der einzelnen Asphaltschichten. Sämtliche Ausgangsstoffe seien teurer geworden, „der größte Preistreiber“ unter ihnen sei Bitumen. Vor allem aber sei die Asphaltproduktion „ein energieintensiver Prozess“, und die Energiepreise seien in den vergangenen Jahren angestiegen.
Das zeige sich auch bei den erhöhten Preisen für Betonsteine, die als Gehwegplatten verlegt werden. Hier sorgt der im Beton enthaltene Zement für die Kostensteigerung, denn für die Zementherstellung wird viel Energie gebraucht. Und schließlich werde Energie in Form von Öl oder Diesel etwa für den Transport benötigt: „Da alle Materialien zur Baustelle geliefert oder abtransportiert werden müssen, schlagen sich die Preissteigerungen in jeder Leistungsposition“ nieder, so die Verwaltung.
Daneben spiele außer gestiegenen Lohnkosten auch immer die aktuelle Markt- und Auftragslage eine wichtige Rolle „bei der Preisfindung der Unternehmen“. Als deren Angebote für die Arbeiten der zunächst umgebauten Haltestelle „Heinrich-Mann-Straße“ und „Nüssenberger Straße“ eingingen, sei die Auftragslage im Straßen- und Tiefbau „allgemein gut“ gewesen. Der Wettbewerbsdruck, so die Verwaltung, war „als sehr gering einzuschätzen“, die Preise waren hoch.
Bei der Ausschreibung zum Umbau der Haltestellen „Schumacherring“ und „Ollenhauerring“ 2024 gingen schon wieder mehr Angebote ein, die Preise waren rückläufig. Bei der Vergabe aller Arbeiten gelte: „Die Fachdienststelle (hier das Amt für Straßen und Radwegebau) prüft die Wirtschaftlichkeit und Angemessenheit der Preise.“