Das Café Helmholtz war ein beliebter Treffpunkt für Menschen in Ehrenfeld, die rund um den großen Platz leben. Jetzt musste es schließen.
Aus für kultige VeedelskneipeDas Café Helmholtz in Ehrenfeld muss schließen

Stammgäste verabschieden Silke Feldewerth, Sie schließt ihre Kneipe Helmholtz.
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Der Helmholtzplatz bildet eine Art Mikroviertel in Ehrenfeld. Rund um den großen Platz mit Bolzplatz, Tischtennisplatten und Sandspielfläche gibt es genau ein Büdchen und eine Kneipe. Diese wird nun verschwinden. Pächterin Silke Feldewerth hat sie vor wenigen Tagen ausgeräumt. Schweren Herzens. „Ich hätte schon lieber an einen Nachmieter übergeben. Das Helmholtz lag nicht nur mir, sondern all meinen Gästen sehr am Herzen. Eine Veedelskneipe im alten Look, wie diese, gibt es in Köln nur noch selten“, sagt die 55-Jährige, die die Kneipe vor neun Jahren übernahm.
Was Feldewerth meint, sind die Butzenscheiben, die von der Geschichte des schmucklosen Hauses an der Ecke Hospeltstraße/Helmholtzplatz erzählen. 1956 steht als Baujahr am mehrstöckigen Eckhaus, im Erdgeschoss war zumindest immer wieder eine Kneipe. In den 50er- und 60er-Jahren trafen sich hier die Arbeiter der umliegenden Ehrenfelder Fabriken zum Feierabend-Kölsch. Auf rustikalen Bänken und an der einfachen Holztheke erzählte man sich, was los war in der Welt und natürlich im Veedel.
„Soko Köln“ oder „Held“ wurden in der Kneipe in Köln-Ehrenfeld gedreht
Den Geist dieser Zeit hat Silke Feldewerth ganz bewusst bewahrt. Sie hat die Einrichtung nur behutsam gemütlich gemacht, aber den 50er-Jahre-Look beibehalten. Das Ambiente wirkte positiv auf die Gäste: „Bei mir standen sich vorher fremde Menschen später buchstäblich nahe. Paare und Freundschaften sind hier entstanden.“ Im Jahr 2016 hat die gebürtige Bergisch Gladbacherin das Café übernommen, das sie als Hybrid zwischen Café und Kneipe führte. 50.000 Euro hat sie in die Elektrik gesteckt, die Jalousien repariert, den Boden neu verlegt.

Silke Feldewerth hat ihre Kneipe zum 30. Juni ausgeräumt.
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Häufig waren neben den Stammkunden auch Fernsehteams zu Gast, die den Charme der alten Zeit für Serien wie „Held“ oder „Soko Köln“ nutzten. Dass die Ära des Helmholtz nun zu Ende geht, ist einem Eigentümerwechsel geschuldet. „Mein Vertrag lief zwar zum 14. Juni aus, aber ich hatte bis zuletzt gehofft, dass ich vielleicht an einen Nachfolger übergeben könnte“, erzählt Feldewerth. Die alteingesessene Kölner Eigentümer-Familie hat nach dem Generationenwechsel an die Wiesbadener Immobilienfirma RQI verkauft. Dem Vernehmen nach habe diese nicht nur das Eckhaus, sondern auch weitere Gebäude in der Umgebung erworben.
„Erst hieß es, die Firma stehe einer neuen Gastronomie im Erdgeschoss positiv gegenüber“, sagt Feldewerth. Doch weil der Verkauf noch nicht komplett abgeschlossen war, so vermutet die 55-Jährige, habe ihr die alte Verwalter-Firma des Hauses dann doch das Ausräumen der Kneipe bis Ende Juni nahegelegt. Für Anfang Juli hatte die Wirtin sowieso schon Urlaub in Südfrankreich gebucht. Nun wird sie danach nicht mehr an ihren Arbeitsplatz am Helmholtzplatz 1 zurückkehren. „Ich habe manche Möbelstücke im Freundeskreis verteilt. So hat jeder ein ‚Stück Helmholtz‘ bekommen“, sagt Feldewerth mit Wehmut in der Stimme. Die Kaffeemaschine und die Kuchenvitrine hat sie eingelagert. Man kann ja nie wissen, vielleicht braucht sie diese Dinge doch eines Tages wieder.