Mit ihrem Kunstkollektiv „Illusionaers“ schaffen die beiden Freundinnen Lena Kroj und Anouk Singer Raum für junge Künstler in Köln.
„Das erfordert Mut“Zwei junge Freundinnen mischen die Kölner Kunstszene auf
Eine Woche vor den Ausstellungen lässt Anouk Singer ihr Notizbuch nicht aus den Augen. „Das nehme ich überall mit hin“, sagt sie. Immer wieder schreibe sie To-dos auf, an die sie noch denken müssen. „Danach fällt es von einem ab“, sagt Lena Kroj. „Ich freue mich immer mega, wenn ich mir das anschaue“, sagt sie. Die beiden Freundinnen organisieren seit 2022 die Ausstellungen „Illusionaers“ in Köln. Am Wochenende fand das siebte Event in der „Arty Farty Gallery“ an der Vogelsanger Straße in Ehrenfeld statt.
„Wir hatten das Gefühl, dass kein Raum für junge Kunst da ist“, sagt Kroj. „Wir waren oft in Ausstellungen und haben mit älteren Leuten gesprochen“, so Singer. Auf einer Vernissage habe ihnen ein Kurator erzählt, dass die jüngste Ausstellerin 29 Jahre alt sei. Darüber habe sich die damals 18-jährigen Freundinnen gewundert. Auch ginge es in der künstlerischen Szene viel um Prestige und hohe Preise, sagt sie. Das wollten die beiden ändern und jungen, unabhängigen Kunstschaffenden eine Plattform geben.
Junge Kölnerinnen wollen mit Kunstkollektiv „Illusionaers“ jungen Menschen eine Bühne bieten
Aus dem Grund haben sie das Kunstkollektiv „Illusionaers“ ins Leben gerufen. Auf ihren Ausstellungen präsentieren junge Menschen verschiedene Kunstformen. Von Musik, Fotografie, Malereien bis Videokunst. Die meisten Kunstschaffenden sind in ihren Zwanzigern und stellen zum ersten Mal aus. „Das erfordert Mut“, sagt Singer.
Durch die Veranstaltungen sei ein Netzwerk entstanden: „Es ist schön, wie sich das untereinander vernetzt hat“, so Singer. „Der Austausch ist wertschätzend, persönlich. Man hilft sich gegenseitig. Was uns mega wichtig ist, ist einen Wohlfühlort zu schaffen, an dem sich alle aufgenommen fühlen“, sagt Kroj.
Auf der siebten „Illusionaers“ stellten zwölf Künstlerinnen und Künstler ihre Werke aus. Stefan Simion macht mit einem Acryl-Gemälde auf Grooming aufmerksam. Auf einem Zettel steht geschrieben: „Grooming bedeutet, dass jemand eine Beziehung zu einem Kind oder Jugendlichen aufbaut, um diesen zu manipulieren, auszubeuten oder zu missbrauchen.“
DJ Lollo und Leevemann legten abends auf. Es gab auch Live-Musik. Die Bands „Dignified Burial“ und „Stammtisch Flutwelle“ performten am Samstagabend.
Zurzeit finanzieren die Beiden die Ausstellungen auf Spendenbasis und aus eigener Tasche. Beide arbeiten in der Gastronomie. Mittlerweile ist Singer 20 Jahre alt und wohnt in Berlin. Ihre Leidenschaft ist das Nähen und sie spielt noch mit dem Gedanken, Design zu studieren. Kroj malt und schreibt Gedichte. Auch mit dem Fotografieren habe die 19-Jährige angefangen. Es sei für sie ein persönlicher Ausdruck, so Kroj.
Für die Zukunft haben die beiden Freundinnen noch einiges vor. Die Inhalte der Ausstellungen wollen sie jeweils in einem Magazin festhalten und es drucken lassen. Die beiden möchten auch einen Verein gründen und eigene Räumlichkeiten anmieten, in denen sie Workshops anbieten können. „Ich möchte das Projekt mit voller Energie weiterführen. Einfach mit dem Herzen, ohne Leistungsdruck“, sagt Singer.