Die Stadt überlässt dem Allerweltshaus das alte Schulgebäude an der Geisselstraße im Wege eines Erbpachtvertrags, ein Modellprojekt in Köln.
Geld für SanierungSpendenaktion für das Allerweltshaus in Ehrenfeld gestartet

Mitarbeiter und Besucher der kleinen Feier vor dem Haupteingang in der Geisselstraße.
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Dass man im Allerweltshaus irgendwann zu viel Platz haben könnte, fürchtet dort niemand: „Weil sie wegen der Gentrifizierung ihre alten Räume verloren haben, suchen derzeit viele Initiativen, Vereine und Projekte nach Ersatz“, erklärte Eva Schaaf, Vorstandsmitglied des Vereins. Ihr Kollege Ludger Deckers erzählte, dass man am neuen Standort in der Geisselstraße wegen Platzmangels sogar schon Gruppen habe abweisen müssen. Obwohl das Allerweltshaus dort Ende 2022 ein komplettes ehemaliges Schulgebäude bezogen hat. „An unserem früheren Standort in der Körnerstraße hatten wir etwa 400 Quadratmeter zur Verfügung, hier sind es drei Etagen mit je 300 Quadratmetern. Da ist uns anfangs schon schummrig geworden“, bekannte Mitarbeiterin Jasmin Caspary.
Ehemaliger Schulhof bietet Platz für Veranstaltungen des Zentrums
Hinzu kommt noch der ehemalige Schulhof. Damit kann das Allerweltshaus nun auch in einem großen Außenbereich seine Arbeit als Treffpunkt und Beratungs-, Bildungs- sowie Kulturzentrum für Geflüchtete und Menschen aus allen Kulturen und Kontinenten fortführen. „Wir setzen uns für eine gerechte und solidarische Welt ein“, beschrieb Mitarbeiterin Jenny Jendreizik die kklare Positionierung des Vereins, als kürzlich die Vergabe eines städtischen Erbbaurechtsvertrages an das Allerweltshaus mit einer kleinen Feier begangen wurde. Die Unterzeichnung soll in Kürze erfolgen, das interkulturelle Zentrum in der Geisselstraße wäre dann die erste gemeinnützige, soziokulturelle Initiative in Köln, die einen solchen Vertrag erhält, ein Modellprojekt.

Stephan Brings unterstützte den Spenden-Aufruf für die Sanierung des Allerweltshauses musikalisch.
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Es garantiert den Bestand der Einrichtung für die nächsten 80 Jahre und ist mit einem dauerhaft günstigen Pachtzins verbunden. Die gute Nachricht komme angesichts einer politischen Lage, in der solche Initiativen von der erstarkenden Rechten infrage gestellt werden, gerade zur richtigen Zeit, meinte Stephan Brings, der seine Gitarre mitgebracht hatte und Lieder wie „Wäm jehürt die Stadt?“ und „Su lang mer noch am lääve sin“ mit den Feiernden sang. Schauspielerin Azizè Flittner, die aus einem Text gegen Rassismus las, sagte: „Eine Stadt, die eine Metropole sein will, braucht solche Orte.“
Dieser Meinung ist offensichtlich auch Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich 2022 persönlich für einen Umzug in die Geisselstraße eingesetzt hatte, als der Mietvertrag des Allerweltshauses für die Räume in der Körnerstraße gekündigt wurde. Geld hat die Stadt allerdings derzeit nicht, und so kommt die nächste Herausforderung auf den Verein zu: Das alte Schulgebäude, das allererste im Stadtteil, wurde 1862 erbaut, nun ist es dringend sanierungsbedürftig. „Einiges haben wir selbst gemacht, angestrichen und Wände eingerissen“, so Eva Schaaf. „Aber die elektrischen Leitungen und die Wasserleitungen müssen erneuert werden, auch die Toiletten und die Decken. Das müssen Facharbeiter machen. Vor allem müssen wir die Vorgaben des Brandschutzes erfüllen und wollen barrierefrei werden.“ So soll künftig gleich hinter dem Eingang ein Aufzug die Besucher in die erste und zweite Etage bringen. Auf eine umfassende energieeffiziente Erneuerung aber muss aus Kostengründen vorerst verzichtet werden. „Schick ist es hier nach dem Umbau nicht, aber wir brauchen trotzdem eine Million Euro“, sagte Jasmin Caspary.
Zunächst sollen 100.000 Euro durch die Spendenkampagne „100 x 1000 Euro, 1000 x 100 Euro“ eingeworben werden. Dabei wird das Allerweltshaus von der Bethe-Stiftung unterstützt, die alle Spenden bis zu einer Summe von 2000 Euro verdoppelt, „um Kleinspender zu motivieren“, wie Martin Hamburger vom Stiftungsvorstand erklärte. Die Stiftung beteiligt sich mit maximal 50.000 Euro und verdoppelt nur Spenden, die spätestens drei Monate nach dem Start der Kampagne am 11. April eingehen.
200.000 Euro wird die Stadt beisteuern, außerdem kann das Allerweltshaus die Kosten für die Sanierung mit dem Pachtzins verrechnen. Daneben soll auf Veranstaltungen um Spenden geworben werden: Am 24. Mai feiern wir ein großes Maifest, von 14 bis 18 Uhr für die ganze Familie, danach wird getanzt“, kündigte Jenny Jendreizik an. 3000 Plakate sind auch schon gedruckt, Flyer werden ebenfalls verteilt. „Mal sehen, wenn wir irgendwann genug Geld haben, bauen wir auch das Dachgeschoss aus, das sind noch mal 3000 Quadratmeter“, sagte Ludger Deckers.