Das Kollektiv Dummgehen bietet in den High Studios in Ehrenfeld einen neuen Morning Rave an. Von 6.30 bis 9 Uhr wird dann getanzt.
Achtsames FeiernBeim Morning Rave in Köln-Ehrenfeld wird vor der Arbeit getanzt

Beim Morning Rave in Köln-Ehrenfeld wird vor der Arbeit getanzt. Inklusive Kaffee.
Copyright: Rika Kulschewski
Während das gesamte Veedel noch zu schlafen scheint und die Straßen in Ehrenfeld weitestgehend leer sind, hallen melodische Elektrotöne auf die Franz-Geuer-Straße. Man hört sie erst kurz bevor man an den High Studios steht, doch wenn man durch die schweren Türen tritt, wird man in einen Club gezogen. Und das morgens ab 6.30 Uhr, bevor der Trubel und der Arbeitsalltag beginnt, tanzen unterschiedliche, hauptsächlich junge Menschen ausgelassen zu Technomusik.
„Wir wollen Feiern achtsamer gestalten, ohne durchzogene Nächte, ohne Alkohol“, erklärt Jan Grabow, „im Prinzip ist es einfach wie ein Cardio-Workout am Morgen“. Gemeinsam mit seinen Freunden Philipp Kaul und Fabio Fuchs veranstaltet Grabow den sogenannten Morning Rave in den High Studios. Der Veranstaltungsort ist das Studio von Kaul, in dem normalerweise Videos, Filme und Podcasts produziert werden. An dem Morgen verwandelt er sich in einen kleinen Club.

Von links: Philipp Kaul, Jan Grabow und Fabio Fuchs
Copyright: Kollektiv Dummgehen
Köln-Ehrenfeld: Kollektiv Dummgehen bietet Morning Rave an
Der Begriff Morning Rave kommt aus den USA und beschreibt eine Tanzveranstaltung am frühen Morgen, in der Regel ohne Alkohol und stattdessen mit Frühstück oder zumindest Frühstückskomponenten. Die Idee dahinter ist, dass Menschen noch vor der Arbeit oder einfach zum Start in den Tag feiern gehen. Und so gibt es statt Longdrinks und Shots, Kaffee, Säfte und Ingwer-Shots, dazu werden Zimtschnecken und andere Snacks verkauft.
Der Trend ist mittlerweile in Deutschland angekommen. In der Kölner Südstadt gibt es bereits seit vergangenem Jahr den „Wake Up Club Cologne“ im Tsunami. Nun folgt der Morning Rave vom Kollektiv Dummgehen in Ehrenfeld. Das DJ-Kollektiv haben die drei Freunde gegründet und sie spielen mit dem Namen darauf an, beim Feiern komplett durchzudrehen. Bei den dreien habe das jedoch noch nie bedeutet, Alkohol und Drogen zu konsumieren, sondern sich der Musik komplett hinzugeben.
„Wir sind schon immer super gerne Feiern gegangen, aber wir hatten immer die Prämisse, am nächsten Tag wieder fit zu sein. Unser Ritual war immer Fitnessstudio und Sauna am Morgen danach“, sagt Grabow, „und gerade jetzt, wo wir viel arbeiten, haben wir nicht die Möglichkeit bis tief in die Nacht zu tanzen und dann gegebenenfalls komplett erschöpft zu sein“. Er und Kaul sind Unternehmer, Fuchs ist Urologe.
Trend aus USA: Morning Raves sind Partys am frühen Morgen ohne Alkohol
Der Morning Rave, so denkt Grabow, sei die perfekte Lösung, um ordentlich zu feiern, ohne den Alltag negativ zu beeinflussen. Sie haben die Veranstaltung zum ersten Mal angeboten, wollen künftig auf jeden Fall weitere Morning Raves organisieren, circa einmal im Monat. Das nächste Mal haben sie bereits für den 23. Juli geplant. Die Tickets kosten zwischen fünf und zehn Euro. Auch After-Work-Partys, also von 17 bis 20 Uhr und klassische Raves wollen sie in der Zukunft organisieren – aber immer alkoholfrei.
Für Grabow, Kaul und Fuchs stehe die Musik im Vordergrund. Sie legen in den High Studios alle auf, spielen unterschiedliche Sets. „Die Musik alleine gibt so viel und es ist doch das allerbeste, wenn man den Kopf ausschalten und sich in die Musik reinfallen lassen kann“, sagt Grabow, „das wollen wir den Leuten bieten, noch bevor der Tag richtig gestartet ist“.
Und das scheint auf der kleinen Tanzfläche in den High Studios zu funktionieren. Rund 100 Menschen haben Tickets gekauft. Gegen 7.30 Uhr ist der Raum am vollsten, alle tanzen ausgelassen und wild. Zwischenzeitlich kann man fast vergessen, dass es früh morgens ist und nicht mitten in der Nacht.
Weil der Raum abgedunkelt ist und es durch die bunten Lichter eben wie im Club wirkt, kann man sich tatsächlich komplett in der Musik verlieren und in Trance kommen. Erst wenn man dann wieder um neun Uhr auf die Straße trifft und es inzwischen hell geworden ist, erinnert man sich, dass der Tag gerade erst beginnt.