Jahrzehnte lang war die Rheinische Musikschule provisorisch untergebracht. Nun beginnt der Neubau auf dem alten Grundstück in Ehrenfeld.
Köln-EhrenfeldWarum es fast 60 Jahre bis zum Grundstein der neuen Musikschule dauerte

Bereits fünf Monate nach dem Abriss legen Bauherren Anton Bausinger und Alexander Pirlet (r.) den Grundstein der neuen Musikschule in Ehrenfeld.
Copyright: Thomas Banneyer
Den besten Fang hatte die Rheinische Musikschule mit ihrem ehemaligen Domizil an der Vogelsanger Straße nicht gemacht: Die maroden Räumlichkeiten in Ehrenfeld ließen schon beim Einzug 1965 stark zu wünschen übrig, die fällige Generalsanierung wurde stets verschoben. Grund: Eigentlich sollte die Unterbringung in dem alten Haus nur eine Übergangslösung sein. Ein ziemlich ausgedehnter Übergang, wie sich herausstellte. Fast 60 Jahre lang änderte sich nichts - bis 2019 der Neubau der Schule am selben Standort beschlossen wurde. Nun sind die Tage des Provisoriums tatsächlich gezählt: Nach dem Abriss des alten Gebäudes Anfang des Jahres legten die privaten Bauherren gestern den Grundstein des Hauses, in das die Musikschule im Sommer 2025 einziehen soll.
Musikschule: Haus war marode und eng
Vor allem kalt waren die Zeiten im alten Schulgebäude: „Ich erinnere mich noch gut an die Winter, in denen wir in Decken und Daunenjacken dasaßen“, erinnert sich Direktor Tilman Fischer. Sein altes Büro lag hinter zugigen Fenstern, an denen „der Kit aus den Ritzen bröckelte“. Das Haus an der Ecke zur Piusstraße fungierte vor über 100 Jahren als Krankenhaus, erneuert wurde seitdem nur das Nötigste. Die Generalsanierung überließ die Stadt dem potenziellen neuen Besitzer - der jedoch nie gesucht wurde. So verblieb die Musikschule mit einem Haus, das nicht nur marode, sondern auch zu eng war. Problematisch vor allem für große Gruppen, die auf sperrigen Instrumenten spielen: „Wir haben Chöre und Orchester, die nicht wissen, wo sie proben sollen“, erklärt Fischer und blickt hoffnungsvoll auf die Baustelle.

Fünfstöckig und energieeffizient soll die neue Musikschule an der Vogelsanger Straße werden.
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Einzelne Wände und Säulen ragen in die Luft, das Fundament des Hauses ist bereits gegossen. Zur feierlichen Grundsteinlegung hat Architekt Kaspar Kraemer an der Wand, die das zukünftige Foyer einrahmt, Visualisierungen des fertigen Hauses aufgehängt. Das Herz des Gebäudes wird ein riesiger Orchesterproberaum bilden, der sich über drei Etagen erstreckt. Mit über 4000 Quadratmetern wird der Neubau größer als sein Vorgänger und erstreckt sich bis an den Gehweg der angrenzenden Piusstraße. Bis der Neubau mit Musik gefüllt wird, muss die Schule sich jedoch noch ein weiteres Mal mit einem Provisorium anfreunden: Aktuell befindet sich die Schule in einem Bürogebäude am Rand von Ehrenfeld.
Auf diesen Moment haben schon fünf meiner Vorgänger gewartet.
Die Baustelle ist ein emotionaler Anblick für den Schuldirektor: „Auf diesen Moment haben schon fünf meiner Vorgänger gewartet“, zeigt Fischer sich ergriffen. Als er mit Kraemer, einem langjährigen Förderer und Freund der Musikschule, erstmals durch die unfertigen Hallen flanierte, hielten beide sie für eine Illusion. „Wir stehen hier etwas ungläubig angesichts dieser Baustelle - aber sie ist da“, erklärt der Architekt gerührt. Über 16 Jahre lang hat der Kampf um ein neues Schulgebäude gedauert. Die Stadt schwankte lange zwischen einem Neubau und der Sanierung, bis sie 2019 entschied. Wegen fehlender Kapazitäten war eine Sanierung und Erweiterung in den nächsten Jahren jedoch nicht möglich.
Erfolg durch privates Investment
„Öffentlich-private Partnerschaft“ heißt das Stichwort, das schließlich die langersehnte Lösung brachte. Die Stadt veräußerte das Grundstück an die private Investorengruppe Bausinger/Pirlet, um die neu gebaute Schule später zurück zu mieten. Investoren Alexander Pirlit und seine Frau sind keine neuen Gesichter an der Musikschule: Bevor Pirlit Bauherr der Schule wurde, war er bereits Vorsitzender des Fördervereins.
Angesichts des stetigen Fortschritts auf der Baustelle sind die Anwesenden bei der Grundsteinlegung begeistert von dem unkonventionellen Baukonzept: Schließlich erreichte es die Erfolge, zu denen es die Stadt auch nach mehreren Jahrzehnten nicht brachte. Vor dem Beschluss wurde aber auch Kritik laut: Was, wenn der Investor später die Miete erhöht und so die Existenz der Schule gefährdet? Für Oberbürgermeisterin Henriette Reker scheinen diese Bedenken nebensächlich: „Die Stadt musste erkennen, dass sie nicht immer die beste Bauherrin ist“, erklärte die Oberbürgermeisterin bei der Grundsteinlegung. Sie beginnt ihre Dankesrede an die Beteiligten mit den Wort: „Endlich“. Der Direktor nickt zustimmend.