Streit um ehemalige PostPolitik schließt Appartements am Ehrenfeldgürtel in Köln aus – Hotel soll kommen

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Blick auf ein mehrgeschossiges Gebäude mit gelber Fassade, im Vordergrund ist der Eingang zum Artheater.

Die Nutzung des alten Post-Gebäudes am Ehrenfeldgürtel ist umstritten.

Das frühere Post-Gebäude in Köln-Ehrenfeld soll künftig gastronomische Einrichtungen, kleinere Läden und ein Hotel beherbergen. 

Am Ehrenfeldgürtel 125 saß viele Jahre lang die Deutsche Post, alte Schilder an der Fassade weisen heute noch darauf hin. Wie das attraktive Grundstück mitten in Ehrenfeld künftig genutzt werden soll, darüber gibt es aber seit Jahren Streit. Das Grundstück gehört der Schweizer Savvy-Group, die das alte Gebäude abreißen und ein neues errichten will.

Kölner Politik will Hotel am Ehrenfeldgürtel

Der Stadtentwicklungsausschuss hat nun auf Anregung der Bezirksvertretung Ehrenfeld beschlossen, dass im neuen Gebäudekomplex ein Hotel entstehen soll – und explizit keine Service-Appartements, also voll möblierte kleine Appartements zum Wohnen auf Zeit. In den ersten Plänen der Savvy waren noch Mikro-Appartements für die dauerhafte Vermietung vorgesehen, vergleichbare Angebote der Savvy in Berlin oder Düsseldorf kosten mindestens 1000 Euro für 18 Quadratmeter.

Blick auf das viergeschossige ehemalige Post-Gebäude, davor ist das Veranstaltungsareal Bumann & Sohn.

Das alte Post-Gebäude grenzt an das Bumann & Sohn.

Das verhinderte die Politik bereits mit einem Beschluss im Juni 2023. Die in Ehrenfeld ansässigen Clubs „Bumann&Sohn“ und „Artheater“ hatten um ihre Zukunft gefürchtet, wenn direkt zwischen beide Kulturstätten ein Appartementhaus gebaut worden wäre. Sie befürchteten Lärmklagen und eine Verdrängung aus der Gegend. Der Stadtentwicklungsausschuss hatte daraufhin die Clubschutzzone zur „Sicherung der Clubkultur im Bereich Lichtstraße/Grüner Weg in Köln-Ehrenfeld“ um das Bumann und das Artheater erweitert. Eine Wohnbebauung wurde damit quasi ausgeschlossen.

Die Savvy plante daraufhin um und legte ein Konzept vor, indem statt Mikro-Appartements nun „die vorübergehende Beherbergung eines ständig wechselnden Personenkreises“ vorsieht (wir berichteten). Von „hoteltypischen“ Elementen war die Rede, einer Lobby und einem Frühstücksraum. Die Clubszene und die Ehrenfelder Lokalpolitiker befürchteten wohl aber trotzdem, dass die Savvy sich eine Hintertür für ein sogenanntes „Boarding House“, also möblierte Wohnungen auf Zeit, offen ließ. Durch diese hätten die Clubs sich erneut gefährdet gesehen.

Im Erdgeschoss soll ein Supermarkt mit 1300 Quadratmetern entstehen

Das aktuell von Savvy geplante Konzept sieht folgendes vor: Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes sollen neben gastronomischen Einrichtungen ein großflächiger Lebensmittelmarkt mit maximal 1300 Quadratmetern Verkaufsfläche, außerdem ein Drogeriemarkt mit bis zu 600 Quadratmetern Fläche sowie einige kleinere Läden wie Bäckerei und Weinhandel entstehen. Die oberen Geschosse werden ebenfalls gewerblich genutzt, unter anderem mit besagter vorübergehender Beherbergung.

Eine Visualisierung des neuen Gebäudes am Ehrenfeldgürtel der Savvy Group aus 2023.

Eine Visualisierung des neuen Gebäudes am Ehrenfeldgürtel der Savvy Group aus 2023.

Ein Gutachten hatte schon vor einigen Jahren bestätigt, dass die Ansiedlung „eines Lebensmittelvollsortimenters sowie weiterer Einzelhandelsnutzungen“ an dieser Stelle im Einklang mit den Vorgaben des Einzelhandels- und Zentrenkonzeptes steht, also in den benachbarten Einkaufsmeilen nicht für unzumutbare Gewinneinbrüche sorgen werde. Das neue Einkaufszentrum ist Bestandteil des Stadtteilzentrums Ehrenfeld-Ost an der Subbelrather Straße.

Savvy hatte für die Zuwegung des neuen Komplexes zudem eine Abfahrt über die Bartholomäus-Schink-Straße vorgesehen. Denn genutzt werden soll außer der Zufahrt für Pkw und Lkw am Ehrenfeldgürtel auch weiterhin die zweite Straßenverbindung zur Bartholomäus-Schink-Straße. Im gemeinschaftlichen Änderungsantrag in der Bezirksvertretung Ehrenfeld, der von allen Bezirksvertretern außer der CDU-Fraktion angenommen wurde, wird aber die Schließung des Zugangs zur Bartholomäus-Schink-Straße gefordert. Der Stadtentwicklungsausschuss schloss sich dieser Forderung an.

An der Bartholomäus-Schink-Straße könnte bald schon die Nutzung der Bahnbögen in Gang kommen, sodass in diesem Bereich künftig potenziell viele Fußgänger unterwegs wären. Die Bezirksvertretung legte außerdem fest, dass die Bäume entlang des Ehrenfeldgürtels erhalten bleiben sollen. Für den Bestandsschutz der Clubs sollen für die weitere Planung des Vorhabens die Ergebnisse eines Workshops mit den Clubs, insbesondere zum Verkehrskonzept und zum Lärmschutz, unbedingt berücksichtigt werden.

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