Historische PorträtsEhrenfelder PhotoBookMuseum lässt Kölner Ahnen aufleben

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Markus Schaden, Frederic Lezmi und Leonie Serbo (v. l.) halten ein Porträt von Franz Anton Becker aus einem Kölner Photoatelier des 19. und 20. Jahrhunderts.

Markus Schaden, Frederic Lezmi und Leonie Serbo (v. l.) zeigen Porträts aus Kölner Photoateliers des 19. und 20. Jahrhunderts.

Ein Fotofestival in Köln-Ehrenfeld zeigt Porträts Kölner Bürgerinnen und Bürgern aus den Jahren 1861 bis 1928.

Einen Spaziergang zu den Ahnen bietet die kommende Jubiläumsausstellung „Studio Cologne“ des PhotoBookMuseums (Körner Straße 6–8). Vom 24. Mai bis 23. Juni erweitert das Haus sein Areal auf eine Länge von rund 800 Metern an den Gebäudefassaden entlang der Fahrbahn. Nach aufwendigen Recherchen gelang es dem Team Porträtaufnahmen aus 189 Kölner Photoateliers des 19. und 20. Jahrhunderts zusammenzutragen.

„Die Besucher erwartet ein Parcours mit den Ahnen dieser Stadt“, erklärt Einrichtungsgründer Markus Schaden. Die kleinformatigen sogenannten „Cartes de Visite“ entstanden zwischen 1861 und 1928. Sie zeigen Einzelpersonen, Familien und Kollektive in einem Spektrum, das von der selbstgefälligen, biertrinkenden Studentenschaft, dandyhaften Jungspunden, Liebespaaren bis hin zum puppenhaft staffierten, verängstigt in die Kamera blickenden Mädchen gereicht.

Zehnjähriges Jubiläum: Ausstellung zeigt damalige Sensation der Selbstbetrachtung

Im Rahmen der Ausstellung zum zehnjährigen Bestehen der Stätte wurden die Porträts von einem Graffiti-Künstler in Hausgröße kopiert oder im Posterformat gedruckt. Darauf finden sich die Namen der jeweiligen Studios und deren Standorte, darunter auch die Geschäftsstelle des renommierten Fotografen August Sander (1876–1964) auf der Dürener Straße in Lindenthal.

Wer auf den Bildern zu sehen ist, bleibt zwar unbekannt, doch wesentlich sei das Abbild der Gesellschaft, so die Veranstalter. „Die Möglichkeit, sich auf diese Weise selbst zu betrachten, glich in der damaligen Zeit einer Sensation, die zudem noch bezahlbar war.  Das war nicht nur der oberen Schicht vorbehalten“, berichtet Museums-Direktor Schaden.

Das weltweit einzige Museum für Fotobücher

Im Zuge der Ausstellung ist ein vielfältiges Nebenprogramm mit Vorträgen, Workshops und Lesungen für Erwachsene und Kinder geplant. Als Veranstaltungsort fungiert neben dem PhotoBookMuseum unter anderem der Kulturbunker k101 (Körner Straße 101) und dessen Garten-Areal. In zahlreichen Läden auf der Meile werden weitere Exponate präsentiert. Das Projekt soll mittels einer neuen Internetseite langfristig sichtbar gemacht werden.

Das nach Aussagen ihrer Gründer weltweit einzige Museum für Fotobücher wurde 2014 von dem ehemaligen Buchhändler Markus Schaden, Fotograf Frederic Lezmi und weiteren Unterstützern als gemeinnütziges Unternehmen realisiert. Es umfasst aktuell einen Bestand von rund 30.000 Bänden aus aller Welt und verschiedensten Genres, die in der Ehrenfelder Geschäftsstelle sowie in externen Depots verwahrt werden. Neben dem Archiv bietet die Stätte eine Plattform für internationale Ausstellungen und weitere Events rund um das Sujet.

„Diese Form des Ausdrucks wurde von den Medien eine Zeit lang sehr stiefmütterlich behandelt. Nachdem ich meine Buchhandlung nach 14 Jahren aufgab, war ich für eine neue Mission offen. Der Besuch des Troisdorfer Kinderbuchmuseums gab die Inspiration zum eigenen Museum“, erinnert sich Schaden an die Ursprünge der Initiative. „Gefühlte 1.000 Grundschüler, die auf dem Boden liegend in den Werken schmökerten, waren einfach umwerfend. Die Kraft der Bilder wollte ich auf eine andere Ebene transferieren“, sagt der Geschäftsführer.

Die Medien Buch und Fotografie gehören zusammen
Markus Schaden, The PhotoBookMuseum

Das aktuelle Team um Mitinhaber Frederic Lezmi und Assistentin Leonie Serbo sieht die wesentliche Aufgabe in der Vermittlung einer fotografischen Lesekultur. „Das Medium Buch und die Fotografie gehören zusammen“, meint Schaden. Die nicht rechtlich geschützte Bezeichnung „Museum“ sollte den Unterschied zu einer Bibliothek hervorheben. Demnach erfolgen die Leihgaben überwiegend an Kultur-Institutionen. Die Verteilung der literarischen Artefakte auf unterschiedliche Orte möchte man bis zum nächsten Jubiläum in einer Location vereinen. „Das könnte im Bunker k101 sein. Entsprechende Gespräche mit der Stadtverwaltung und dem dortigen Verein laufen bereits“, gibt sich Markus Schaden optimistisch.


„Studio Cologne“, The PhotoBookMuseum, 24. Mai bis 23. Juni, Körnerstraße 6–8, 50823 Köln, Vernissage: 24. Mai 20 Uhr 30, k101 (Bunker-Garten), Körner Straße 101, www.thephotobookmuseum.com

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