Derzeit sind in den Hallen des früheren Autohauses noch bis zum 26. Mai Werke des weltberühmten Künstlers Banksy ausgestellt.
Bauprojekt in KölnGrüner Campus statt neuen Hochhäusern in Ehrenfeld

Mit besonders viel Grün und Freiflächen samt Spielplätzen soll der „Green Campus“ am Melatengürtel (unterer Bildrand) entstehen.
Copyright: HG Esch/Ingenhoven Associates
Leerstehende Autohäuser, alte Industriehallen, ehemalige Werksgelände, in Köln gibt es zahlreiche sogenannte Transformationsflächen. Dazu gehören das Max-Becker-Areal, der Mülheimer Süden, das Projekt Ehre und Liebig in Ehrenfeld, aber auch das frühere Opel-Autohaus an der Oskar-Jäger-Straße. Überall dort, wo nutzbare Gebäude stehen, wird in Köln schnell der Ruf nach einer Zwischennutzung laut. Die Düsseldorfer Bema Gruppe und der Münchener Projektentwickler ABG haben sich das zu eigen gemacht und auf Kultur gesetzt, bis die Pläne für den Green Campus umgesetzt und der Rückbau beginnen kann.
Bereits im November 2022 hat in den leerstehenden Räumen eine Ukraine-Ausstellung stattgefunden. Derzeit sind in den Hallen des früheren Autohauses noch bis zum 26. Mai Werke des weltberühmten Künstlers Banksy ausgestellt. Weitere kulturelle Zwischennutzungen sollen laut den beiden Unternehmen folgen. „Mit diesem Best Practice haben wir als Projektentwickler gezeigt, wie man aktiv am Standortmarketing mitwirken und die Wertschätzung für den ,genius loci' zeigen kann“, erklärt Michael Reiß, Senior Manager Project Development bei der Bema Gruppe. Genius Loci beschreibt den Geist des Ortes, auch ein wenig das geistige Klima der Örtlichkeiten, in diesem Gall mit einer starken kulturellen Prägung.
„Green Campus“: Fertig bis 2030
Wie viel davon übrig bleibt, wenn das Autohaus-Gelände abgerissen und der neue „Green Campus“ bis 2030 errichtet sein soll, wird sich zeigen. Die aktuelle Planung sieht laut dem Joint-Venture aus Düsseldorf und München etwa 46.000 Quadratmeter Geschossfläche vor. Seitens der Unternehmen heißt es: „Nach der Fertigstellung soll es – ganz im Campus-Sinn – neben modernen Büroflächen in den ebenerdigen Bereichen auch eine durchmischte Nutzung geben. Möglich sind in den Erdgeschosszonen Läden, Gastronomie, kulturelle Nutzungen, wie Ateliers oder Galerien und soziale Einrichtungen.“ Kultur soll sich also durchaus wiederfinden in der neuen Gewerbeimmobilie.
Das Hauptaugenmerk steckt aber wohl im Namen: „Der Green Campus wird nach seiner Fertigstellung die Stadt beleben und dank der zahlreichen Nachhaltigkeitsinitiativen einen wichtigen Beitrag leisten“, kündigen Bema und ABG an. Die begrünten Dächer sollen im Sinne der Biodiversität gestaltet werden und Aufenthaltsqualitäten bieten. Auch Photovoltaikanlagen sind geplant. Nach der Planung des Architekturbüros Ingenhoven Associates aus Düsseldorf sollen drei frei stehende Gebäude entstehen, die mit einem neuen Wegekonzepte, Grün-, Spiel- und Aktionsflächen miteinander verbunden werden.
Die Planung sah jedoch nicht immer so aus. Wie die Rundschau berichtete, setzten die Investoren das Projekt komplett neu auf, nachdem sie seitens der Politik viel Kritik einstecken mussten. 2020 erwarb das Joint Venture das Gelände. Ursprünglich waren auf dem 14.300 Quadratmeter großen Areal zwei Hochhäuser mit 13 und 15 Geschossen geplant. Allerdings mit sehr hoher Bebauungsdichte und wenig anvisierter Mischnutzung.
Im vergangenen Jahr folgte der neue Aufschlag. Sechs- bis achtgeschossige Rundbauten, mit viel grün. Das Unternehmen erklärt: „Die momentan bebaute und komplett versiegelte Fläche wird an die Stadtgesellschaft in Form eines modernen und begrünten Campus-Konzeptes zurückgegeben.“ Zu der Investitionshöhe machten die Unternehmen keine Angabe.
Kein Wohnraum im Green Campus
Was diese Stadt derzeit wohl am meisten benötigt, sind jedoch Wohnungen. Dieser ist nicht eingeplant — muss es auch nicht, wenn es nach der Stadt geht. In den Unterlagen für die Aufstellung des Bebauungsplanverfahrens, das der Ausschuss für Stadtentwicklung im November auf den Weg brachte, heißt es: „Aus Sicht der Verwaltung muss nicht auf jedem Grundstück im Transformationsbereich eine gemischte Nutzung erfolgen. Das Umfeld von Green Campus weist heute schon Wohnnutzung auf und es wird durch Entwicklungen im Umfeld auch noch weitere hinzukommen.“ Damit sind vor allem das Max-Becker-Areal und das frühere Güterbahnhofsgelände nördlich des Green Campus gemeint.