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Ping-Pong-Festival-Premiere in Ehrenfeld„Das geht über alles, was wir uns je erhofft haben“

Lesezeit 3 Minuten
Etwa 20 junge Leute umringen um eine Tischtennissplatte, viele von ihnen in Jubelpose.

Im Kulturraum 405 an der Venloer Straße trafen sich Tischtennis-Fans.

Im Kulturraum 405 in Ehrenfeld trafen sich am Wochenende 48 begeisterte Hobby-Tischtennis-Spieler. Auch viele Fans waren dabei.

Die Finalisten bringen sich mit ihren Schlägern vor der Platte in Stellung wie Gorillas, die ihr Revier um jeden Preis verteidigen wollen. Der Aufschläger begibt sich wie ein Frosch in die Hocke und wirft den Ball in einer entgegengesetzten Bewegung hoch in die Luft. Mit einem kraftvollen Schlag bringt er den Ball wuchtig und mit viel Effet in das gegnerische Feld. Unerreichbar für das gegnerische Doppel.

Das Publikum, das sich um die Tischtennisplatte herum auf Sesseln, improvisierten Hockern und Sitzsäcken verteilt, entzweit sich in der Frage, ob das eine effektive Aufschlagtechnik ist. In einem Punkt sind sie sich aber einig: Diese Veranstaltung macht ihnen richtig viel Spaß. Das ist nicht nur am Ballwechsel-begleitenden und anerkennenden Raunen und dem Applaus bei jedem Punktgewinn anzumerken. Weit und breit ist kein Smartphone zu sehen, alles konzentriert sich auf das Spiel, auf den Moment.

Bis auf Anniki Lee, die mit einem Smartphone das Finale filmt. Sie ist die Organisatorin des ersten Ping-Pong-Festival im Kulturraum 405 in Köln-Ehrenfeld, das am vergangenen Wochenende über die Bühne ging. Dass Lee eine professionelle Halterung für ihr Smartphone besitzt, um das Geschehen für die Kanäle auf den sozialen Netzwerken zu filmen, ist kein Zufall. Wenn sie nicht gerade ein Ping-Pong-Festival veranstaltet, ist die 30-Jährige als Kamerafrau unter anderem für Netflix-Produktionen tätig.

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Die Idee für ein Tischtennis-Festival kam ihr spontan. Im Veranstaltungskalender des Kulturraum 405 in Ehrenfeld habe sie gesehen, dass die Räumlichkeiten zwei Tage im Januar ungenutzt sind. Schon war die Idee für ein zweitägiges Festival geboren. „Es ist schön, was zurückgeben zu können“, sagt die passionierte Tischtennisspielerin im Hinblick auf ihre Freundinnen und Freunde, mit denen sie an verschiedenen Orten Kölns in ihrer Freizeit die öffentlichen Tischtennisplatten zum Glühen bringt.

Ich wollte eigentlich zu einem Spiel von Viktoria Köln, jetzt bin ich hier gelandet, die Tür stand ja offen.
Anderas Kenkmann, Ping-Pong-Festival-Besucher

Das Programm des Festivals umfasst verschiedene Spielformen, vom olympischen Standard bis zu selbst erfundenen Spielen wie „7 to Smoke“. Für das Festival gab es 48 Anmeldungen, Zuschauer durften gratis dabei sein, die Tür zur Venloer Straße stand offen. Besucher wurden durch ein Schild mit der Aufschrift „Oh wie schön, dass ihr alle hier seid“ begrüßt. Das kostenlose Event hat auch Zuschauer Andreas Kenkmann genutzt. Er ist durch Zufall in den Kulturraum 405 reingestolpert. „Ich wollte eigentlich zu einem Spiel von Viktoria Köln, jetzt bin ich hier gelandet, die Tür stand ja offen“, sagt der sportbegeisterte Zufallsbesucher.

Die Veranstaltung ist ein voller Erfolg für die Kamerafrau. „Das geht über alles, was wir uns je erhofft haben“, schwärmt sie von ihrem Festival und der positiven Resonanz der Besucher.

„Die Leute sind aus Hannover, Wuppertal und allen Ecken Deutschlands gekommen“, erzählt sie voller Begeisterung. Sogar Sponsoren sollen angefragt haben. „Ich war total überrascht, ich habe doch gar nichts beworben. Aber irgendwie hat sich die Info über das Festival wie von selbst verbreitet“, stellt Lee erstaunt fest. Bis auf Bandenwerbung  ist sie auf keine weiteren Anfragen eingegangen. Vielleicht kann sie das nächste Mal auf diese Angebote zurückgreifen, denn ein solches Ping-Pong-Festival will sie unbedingt wiederholen.

Einer der DJs, die an diesem Tag im Kulturraum 405 auflegten, dreht zum finalen Satz des Endspiels die Musik lauter. Das Publikum honoriert die schnellen Ballwechsel mit anerkennenden Zwischenrufen: „Jawoll, stark!“ und Applaus bei gelungenen Schlägen. Die rasanten Ballwechsel erinnern ein wenig an Olympia – nur in der Freestyle-Variante mit noch mehr individuellem Spielwitz und Showeinlagen. Als der letzte Schlag des Spiels den 3:0 Sieg für das eine Team besiegelt, springen die Zuschauer auf. Die Veranstaltung endet im kollektiven Freudentaumel, den auch die Verlierer genießen.

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