Toiletten-Problem am Kölner LenauplatzMaßnahmen gegen Wildpinkler gefordert

Statt eines Pavillons für Corona-Tests hätten Anwohner gern ein Toilettenhäuschen gesehen.
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Neuehrenfeld – Als vor Kurzem ein weiteres „Büdchen“ auf dem Lenauplatz aufgestellt wurde, dachte mancher erfreut, dass nun endlich das dringend notwendige Klohäuschen angeliefert wurde. Ein Irrtum: Der würfelförmige Container dient als Corona-Testzentrum, ist also ebenso nötig.
Man sieht es dem lauschigen Lenauplatz nicht direkt an, welche Bedürfnisse es hier gibt. Wenn die Sitzbänke besetzt sind, sodass viele sich einfach auf dem blanken Boden niederlassen, während Kinder umhertollen, das Radfahren üben und Boulespieler die Kugel rollen lassen, wirkt das idyllisch, doch es herrscht auch Not.
Immer wieder kommt es vor, dass Besucher des Platzes von dringenden Bedürfnissen getrieben werden. Doch die umliegenden Gaststätten sind geschlossen und der Weg nach Hause zum eigenen Klosett ist offenkundig auch keine Option. Büsche auf dem Platz gibt es seit der Umgestaltung nicht mehr, doch da sind ja die Vorgärten und sogar eine ganze Kleingartenkolonie in der nahen Lenaustraße. Den Rest kann man sich vorstellen. Dass das Problem nicht ganz neu ist, haben auch die Grünen erkannt. Es hänge mit der großen Anziehungskraft zusammen, die der Platz habe.
Stilles Örtchen fehlt
Von früh bis spät treffen sich Menschen dort. Das hat schon in der Vergangenheit für Verärgerung bei einzelnen Anwohnern gesorgt, die die Situation auf dem Platz mit dem auf dem Brüsseler Platz im Belgischen Viertel verglichen. Damals ging es hauptsächlich um Lärmbelästigungen. Um dem Herr zu werden, erwirkte der damalige Bezirksbürgermeister Josef Wirges ein Verkaufsverbot alkoholhaltiger Getränke im nahe gelegenen Supermarkt nach 22 Uhr. Das aber bescherte den Kiosken in der Nähe Umsätze. Weitere Versuche, den Platz zu befrieden, bestanden in Tanz- und Kaffeerunden für vorwiegend ältere Besucher.

Der Lenauplatz ist ein beliebter Treffpunkt.
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Aktuell geht es eher um ein Stilles Örtchen, welches fehlt. Viele, die sich auf dem Platz treffen, belassen es nicht bei einem trockenen Austausch von Neuigkeiten, sondern stoßen auch gern an, mit Kaffee aus Bechern oder Flaschenbier. Das alles treibt und die Pandemie-Beschränkungen mit den geschlossenen Gaststätten verstärken das Problem. Die sonst gegenüber der Nutzung des öffentlichen Raums als Begegnungsort sehr aufgeschlossenen Grünen treibt es zu der nüchternen Erkenntnis: „Das Ausmaß des öffentlichen Urinierens ist nicht mehr tolerierbar.“
Fäkalien in Vorgärten und Garageneinfahrten
Was sich offenbar nicht selten abspielt, beschreiben die Grünen in einem Antrag an die Verwaltung. Trotz „wertschätzender Sprache“ ist die Empörung nicht zu verkennen: „Es ergießt sich täglich bereits ab spätem Vormittag ein permanenter Strom von Wildpinklerinnen und Wildpinklern. Diese sind nicht vorwiegend angetrunkene Jugendliche, sondern Jung und Alt. Anwohner berichten auch von Fäkalien in Vorgärten und den Garageneinfahrten.“ Dort weisen schon Schilder dezent darauf hin, dass die Rasenstücke keine Klos seien. Als sie aufgestellt wurden, waren allerdings Vier- statt Zweibeiner die mutmaßlichen Verursacher des Übels.

Anwohner der Lenaustraße haben schon vor Jahren Hinweise an den Vorgärten angebracht.
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Bei ihrem Fingerzeig belassen es die Grünen aber nicht. Sie fordern „geeignete Maßnahmen“, um auf dem Lenauplatz eine Versorgung der Besucher mit öffentlichen Toiletten zu gewährleisten. Was die wild pinkelnden Männer und Frauen angeht, müssen die sich wohl demnächst auf Kontrollen durch das Ordnungsamt einstellen, denn auch das wollen die Ehrenfelder Grünen. Die Dinge ansonsten einfach so weiter laufen lassen kommt nicht in Frage. Die Politiker erwarten von der Verwaltung Vorschläge, wie das Toilettenkonzept im Bezirk Ehrenfeld verbessert werden könnte.
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Wer sich fragt, welches Toilettenkonzept die Grünen eigentlich meinen, mag staunen. Bereits Ende 2013 wurde ein solches vom Rat der Stadt beschlossen mit dem hehren Ziel, „das Angebot an öffentlichen Toiletten im gesamten Stadtgebiet zu verbessern.“ Beworben wird es auf einer Internetseite von Stadt Köln und Abfallwirtschaftsbetrieben, auf der es vollmundig heißt: „Alles ist erreichbar. Barrierefreie WCs in Ihrer Umgebung finden“.
Die Grünen merken an, dass von diesem Konzept bislang im Bezirk Ehrenfeld so gut wie nichts angekommen sei. Anders ausgedrückt. Es ist allenfalls notdürftig umgesetzt: Die nächsten öffentlichen Toiletten vom Lenauplatz aus seien im Bezirksrathaus an der Venloer Straße 419-421, das abends und an Wochenenden geschlossen sei. Außerdem gebe es Klos am S-Bahnhof Ehrenfeld sowie in der zurzeit geschlossenen Bücherei an der Subbelrather Straße.