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OssendorfMotorworld Köln wird zur Erlebniswelt - Musicals, Brauchtum und Profisport

Lesezeit 5 Minuten
Die gläsernen Boxen im Michael-Schumacher-Hangar können von Privatpersonen gemietet werden und werden Teil der Ausstellung.

Die gläsernen Boxen im Michael-Schumacher-Hangar können von Privatpersonen gemietet werden und werden Teil der Ausstellung.

Die Motorworld in Ossendorf ist längst nicht mehr nur ein Mobilitätszentrum für Auto- und Motorsport-Freaks – sondern auch Anlaufstelle für Kultur und Sport.

Dort, wo sich normalerweise alles um Motoren dreht, wollen am Samstag die Rheinstars ihre PS aufs Parkett bringen. Die Drittliga-Basketballer, die ihre Heimspiele normalerweise in der ASV-Halle in Müngersdorf austragen, sind am Wochenende erstmals in der Motorworld am Butzweilerhof zu Gast. Die Tribünen im sogenannten 4-Takt-Hangar stehen bereits. Das Lokalderby gegen die Rivalen aus Rhöndorf ist der erste Auftritt von Kölns höchstklassigem Basketball-Team in Ossendorf. Mit gut 1600 Zuschauern wird die Halle wohl ausverkauft sein.

Die Kooperation mit der Motorworld ist eine Art Win-Win-Situation. Den Rheinstars fehlt seit Jahren eine zweitligataugliche und bezahlbare Halle. Bis zur Eröffnung des Radstadions in Müngersdorf in frühestens drei Jahren bietet sich in Ossendorf genau das. Die Motorworld bekommt hingegen Zuwachs fürs ohnehin breite Angebots-Portfolio. Das erstreckt sich nämlich schon längst weit über das Motor- und Mobilitätsthema hinaus. Die Motorworld sieht sich als Erlebniswelt mit immer mehr Schwerpunkten in den Bereichen Kultur, Freizeit, Messen, Kongressen und eben auch Sport, im Falle der Rheinstars nun sogar regelmäßiger Profisport.

Chef der Erlebniswelt: Dirk Strohmenger ist Standortleiter der Motorworld Köln in Ossendorf.

Chef der Erlebniswelt: Dirk Strohmenger ist Standortleiter der Motorworld Köln in Ossendorf.

Im Juni 2018 eröffnete die Motorworld auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Butzweilerhof. „Wir haben uns in den letzten acht Jahren stetig weiterentwickelt“, sagt Standortleiter Dirk Strohmenger. „Das Kerngebiet, aus dem unsere Besucher kommen, ist ein Radius von etwa 200 Kilometern.“ Bei den Kölnerinnen und Kölnern gäbe es noch Luft nach oben, was die Wahrnehmung des Angebots im tiefen Nordwesten der Stadt angeht – sowohl bei Privatpersonen als auch im Business-Bereich.

Die wichtigsten Umsätze erzielt die Motorworld über Vermietung. „Wir sind die Plattform für Mieter, die mit uns und um uns herum das Mobilitätszentrum und die Motorworld-Familie entstehen lassen“, erklärt Strohmenger. Professionelle Händler und spezialisierte Dienstleister verkaufen, restaurieren, warten und vermieten hier ihre Fahrzeuge. Es gibt einen Händler für motorsportaffine Textilien, einen Schadensgutachter, den Tüv Rheinland oder den Shop für Michael-Schumacher-Fanartikel. Der Eintritt zur Michael-Schumacher-Ausstellung mit originalen Rennwagen und Erinnerungsstücken ist frei.

Motorworld Köln: Vier Restaurants, ein Hotel und viel Kultur

Auch die vier Restaurants und das über 100 Zimmer fassende V8-Hotel werden von Pächtern betrieben, greifen an vielen Stellen aber auch das Motorsport-Thema auf. Im Hotel gibt neben Designzimmern unter den Titeln „Werkstatt“ oder „Car Wash“ auch fünf sogenannt Car Suites, die mit einer gläsernen Privat-Garage verknüpft sind. Dort schlafen die Gäste direkt neben ihrem geliebten Wagen. Gläserne Garagen sind das richtige Stichwort für einen weiteren Umsatzzweig. Denn 38 gläserne Einstellboxen sind in der Motorworld auch für längere Zeit mietbar. Besitzer von Saison- und Luxuswagen oder Oldtimern können ihre Wagen für alle Besucher sichtbar unterbringen.

Viel getan hat sich in der Kultursparte der Motorworld. Der 2300 Quadratmeter große 4-Takt-Hangar ist dabei ein echte Allzweckwaffe. Erstes wiederkehrendes Format ist seit 2021 (ein Jahr vorher fiel der erste Anlauf pandemiebedingt ins Wasser) die Weihnachtsshow von Tommy Engel. Ein neuer Fokus war zuletzt der Musical-Bereich. Nach „Sister Act“ oder „Footloose“ stehen in diesem Jahr noch der „Mord im Orientexpress“ oder „Saturday Night Fever“ auf dem Programm. Neu im Programm sind auch Comedy-Veranstaltungen. Auch das kölsche Brauchtum soll in Zukunft verstärkt eine Rolle spielen. Theoretisch wären auch Konzerte mit bis zu 2500 Besuchern möglich.

Am Mittwoch wurde das Parkett für den ersten Auftritt der Rheinstars-Basketballer verlegt.

Am Mittwoch wurde das Parkett für den ersten Auftritt der Rheinstars-Basketballer verlegt.

Wenn gerade keine Veranstaltungen im Hangar stattfinden oder aufgebaut werden, betreibt dort der Anbieter „Battlekart“ eine Kombination aus Kartbahn und Videospiel. Die Fahrbahn wird dabei auf den Boden projiziert, was den Vorteil hat, das das Konzept so gut wie keine Auf- und Abbauzeit in Anspruch nimmt.

Eine Wrestling-Veranstaltung im Hangar war 2018 der Startschuss für Sportveranstaltungen in der Motorworld. Es folgten Boxkämpfe, Kleinfeld-Basketball-Turniere und 2024 schließlich ein Riesenprojekt. Für zwei Saisons war die Motorworld Heimat der Baller League, der Kleinfeld-Fußball-Liga von Lukas Podolski und Mats Hummels. Im Hangar entstand jeden Spieltag aufs Neue ein 50 mal 29 Meter großer Kunstrasenplatz mit Containertribünen. „Die Liga ist hier geboren und groß geworden“, sagt Strohmenger und lässt eine große Portion Stolz mitschwingen. Für die dritte Saison zog die Liga nach Berlin – auch in einen ehemaligen Flughafen-Hangar. Den Wunsch nach einer dauerhaft aufgebauten Bleibe konnte die Motorworld aufgrund der vielfältigen Veranstaltungsformate nicht nachkommen. „Wir haben uns nach 22 Spieltagen mit einem weinenden Auge verabschiedet und stehen weiterhin freundschaftlich im Dialog“, sagt Strohmenger.

Baller League lockte auch andere Interessenten an

Die hohe Aufmerksamkeit durch reichweitenstarke Influencer, die Teil der Baller League sind, lockte auch andere Interessenten aus der Sportwelt an. „Wir hatten schon einige Anfragen“, sagt Strohmenger. Die Anfrage der Rheinstars führt am Samstag nach rund einem halben Jahr Planungen zum Start der Zusammenarbeit. Drei Jahre soll die Motorworld zur Heimspielstätte des Teams werden. Und auch, wenn Rheinstars-Manager Stephan Baeck sagt, die Motorworld habe nicht auf die Basketballer gewartet, so ergebe sich aus Sicht von Dirk Strohmenger auch hier eine Situation, in der beide Seiten profitieren. „Wir haben gemeinsam mit den Rheinstars viel investiert und unsere Strukturen weiterentwickelt. Kabinen und sanitäre Anlagen mussten ausgebaut werden, dazu kommt die neue hochwertige Sport- und Event-Beleuchtung als Voraussetzung für den Spielbetrieb und Livestreams.“ Auch andere Sportarten könnte sich Strohmenger im Hangar zukünftig vorstellen. Die angeschafften Tribünen seien auch für Handball- oder Volleyballspiele einsetzbar. „Wir sind lösungsorientiert und freuen uns über jede Anfrage.“ Multifunktionalität sei die Stärke der Motorworld.

Die Rheinstars sind übrigens nicht das einzige Kölner Team, dass auf die baldige Fertigstellung des Müngersdorfer Radstadions hofft. Auch die Zweitliga-Volleyballerinnen der DSHS Snowtrex verzichteten in der Vergangenheit aufgrund der Hallen-Problematik auf Aufstiege in die Erste Liga. Dass sich in Ossendorf eine theoretische neue Möglichkeit ergeben würde, habe man   auch dort durchaus wahrgenommen, heißt es vom Verein. Da das Budget des Vereins aber um ein Vielfaches geringer sei als das der Rheinstars, sei die Miete in der Motorworld nicht bezahlbar.


Erweiterungsbau soll 2028 fertig werden

7200 Quadratmeter ist das benachbarte und aktuell noch brachliegende Grundstück groß, auf dem wie berichtet ein siebengeschossiger Erweiterungsbau der Motorworld entstehen soll: das „V12 Building“. Geht alles glatt, sollen die Bauarbeiten 2026 beginnen und 2028 abgeschlossen sein. Geplant sind auf 15.000 Quadratmetern Nutzfläche ein Lebensmittelmarkt, Büros, Werkstätten, Showrooms und weitere Hotelzimmer.