Schwerer NeustartKölner Bestatter sehen Betreiberwechsel des Krematoriums skeptisch

Lesezeit 3 Minuten
Gibt es eine Zukunft für das Krematorium in dem denkmalgeschützten Gebäude am Westfriedhof? Die Zweifel daran sind groß.

Gibt es eine Zukunft für das Krematorium in dem denkmalgeschützten Gebäude am Westfriedhof? Die Zweifel daran sind groß.

  • Das Unternehmen „Die Facultatieve“ aus den Niederlanden will das Krematorium wieder flott machen
  • Doch der Neuanfang wird wohl schwer werden
  • Die Kölner Bestatter haben das Vertrauen verloren, haben sich längst abgewandt vom Kölner Krematorium

Köln – Wird das Krematorium in Köln wieder aufleben? Auf dem freien Markt konnte die städtische Einrichtung nicht mehr mithalten. Gebührenordnung, Investitionsstau und Bürokratie hingen wie ein Klotz am Bein der Wettbewerbsfähigkeit. Seit Montag hat allerdings ein privater Betreiber übernommen.

Das Unternehmen „Die Facultatieve“ aus den Niederlanden will das Krematorium wieder flott machen. Doch der Neuanfang wird wohl schwer werden. Die Kölner Bestatter haben das Vertrauen verloren, haben sich längst abgewandt vom Kölner Krematorium. „Und für mich ist schwer erkennbar, warum wir wieder zurückwechseln sollten“, sagt Brian Wonner-Müschenborn, stellvertretender Vorsitzender des Bestatterverbandes in Köln.

Verschwundene Urne sorgte für Schlagzeilen

Lange hätten die Bestatter aus Köln zu dem städtischen Krematorium gestanden. „Aber es wurde kontinuierlich immer schlechter“, sagt Wonner-Müschenborn. Während die privaten Anbieter immer modernere Häuser bauten und einen immer umfangreicheren Service angeboten hatten, blieb in der Verbrennungsanlage am Westfriedhof die Zeit stehen.

„Die Krone wurde dem ganzen noch aufgesetzt, als in dem Kölner Krematorium Särge verwechselt wurden und eine Urne abhanden kam“, sagt der Verbandssprecher. Besonders der Fall der Urne hatte 2014 für Schlagzeilen gesorgt. Wahrscheinlich wurde sie aus einem vollkommen unzulänglich gesicherten Schrank entwendet und Wochen später auf einem Berg von Grünabfällen abgelegt.

Laut Wonner-Müschenborn war damit selbst für gestandene Lokalpatrioten seiner Branche das Maß voll. „Auch die großen Häuser unter den Kölner Bestattern haben sich daraufhin nach Alternativen umgeschaut.“

Vier Anbieter im Kölner Umland

Lange mussten sie nicht suchen. Im Kölner Umland gibt es allein vier Anbieter. Der Verbandssprecher macht keinen Hehl daraus: „Während in Köln alles immer schwerer wurde, haben die uns den Bauch gepinselt.“ Will sagen, es gab Geld von den Umland-Krematorien dafür, dass sich die Bestatter mit ihren Aufträgen an ein Haus binden. Ein in der Branche übliches Verfahren, bei dem die Stadt aber nicht mitmachen konnte, wollte sie sich nicht des Korruptionsverdachtes aussetzen. So haben sich über kurz oder lang die Kölner Bestatter vom Kölner Krematorium entfernt.

„Es hätte nicht so kommen müssen“, gibt Wonner-Müschenborn zu bedenken. „Wir haben die Entwicklung immer angemahnt. Vor rund zehn Jahren haben wir einen Punkteplan erarbeitet, wie es aus unserer Sicht mit dem Krematorium weiter gehen kann. Doch das wurde von der Stadt nie angepackt. Die Anlage wurde sehenden Auges vor die Wand gefahren.“

„Besitzer der Anlage bleibt die Stadt“

Könnten denn die Kölner Bestatter jetzt nicht wieder zurückkehren, wo doch ein privater Betreiber alles besser machen will? „Warum?“, fragt Wonner-Müschenborn knapp zurück. Zu allererst ist er einmal skeptisch, dass nun wirklich alles besser wird im Kölner Krematorium.

„Besitzer der Anlage bleibt die Stadt. Will der neue Betreiber umbauen, braucht er die Genehmigung der Verwaltung. Uns hat der neue Betreiber gesagt, Ende des Jahres will er mit Umbauten beginnen – da kennt er aber die Stadt Köln schlecht.“ Für den Verbandssprecher ebenfalls bedenklich: „,Die Facultatieve’ kann nicht einmal die Trauerhalle nach ihren Vorstellungen umgestalten, die gehört nicht zu dem übertragenem Komplex.“ Die Preise fürs Kremieren seien von der Stadt vorgegeben. Überhaupt: „Mehr als die privaten Krematorien im Umland, kann er nicht machen. Er wird kein Alleinstellungsmerkmal haben.“

Und was sagt „Die Falcultatieve dazu? Erst einmal nichts. Presseanfragen werden zurzeit nicht beantwortet. Über das Bekannte hinaus gebe es nichts zu sagen. Auch ein Termin im Krematorium ist nicht erwünscht. Aus Reihen der Mitarbeiter ist zu hören, dass das Klima im Krematorium schlecht sei. Es gibt Reibungen beim Übergang.

Rundschau abonnieren