„Ossendorfer Gartenhöfen“WG für Senioren mit dementieller Erkrankung

Im Gemeinschaftsraum treffen die Bewohner täglich zusammen. So hat jeder seinen eigenen Bereich, kann aber auch die Nähe der anderen suchen.
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Ossendorf – Zwischenmenschliche Probleme sollten in der neuen WG in den „Ossendorfer Gartenhöfen“ schnell aus dem Weg geräumt sein. Verfügen die Mitglieder doch über eine reiche Lebenserfahrung, die alle Höhen und Tiefen des Miteinanders bereits zur Genüge kennt: Die Wohngemeinschaft für Senioren mit dementieller Erkrankung feierte mit Angehörigen sowie mit den Bauherren der gemeinnützigen Wohnungsgenossenschaft „Die Ehrenfelder“ und Mitarbeitern des Kooperationspartners ASB Köln nach der Eröffnung im November letzten Jahres nun die offizielle Einweihung der Immobilie, in der zurzeit sechs Personen leben.
Das Mietobjekt verfügt über neun Appartements mit einer durchschnittlichen Größe von 20 Quadratmetern sowie einen Gemeinschaftsraum, einer Küche und einer Terrasse. Bei einer Warmmiete von unter 400 Euro werden die Bewohner rund um die Uhr betreut und durch das Fachpersonal des Arbeiter-Samariter-Bunds versorgt.
Die Gestaltung der Zimmer orientiert sich an den Wünschen der Bewohner. „Die Leute bringen ihr Mobiliar mit und richten sich nach ihren Wünschen ein. Neben dem gemeinschaftlichen Charakter ist natürlich auch die Individualität eines jeden Mieters wichtig“, erklärt Pflegedienstleiter Mathias Lauber vom Arbeiter-Samariter-Bund.
Angenehme Atmosphäre und guter Austausch
Laut dem Internetportal der Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation sind allein in Köln rund 30.000 Menschen von einer dementiellen Erkrankung betroffen. Bundesweit liegt die Zahl laut Schätzungen bei mehr als 1,6 Millionen Menschen.
„Es tut uns leid, Sie in ihrem Wohnzimmer zu überfallen“, bittet ASB-Geschäftsführer Peter Stegmaier die Bewohner um Verständnis für ein volles Haus, das nicht nur mit Repräsentanten der verschiedenen Initiativen, sondern auch mit Medienvertretern gefüllt ist. Allerdings herrscht eine alles andere als hektische Atmosphäre, der gemeinschaftliche Austausch bei Kaffee und Kuchen ist gewährleistet.
„Schön, dass sich so viele Leute für uns interessieren. Und vielleicht kommt dadurch ja noch der ein oder andere Bewohner hinzu“, verweist Hildegard Dehmel auf die drei vakanten Appartements. Die 82-jährige ehemalige Prokuristin kam im April auf den Rat ihrer Tochter hin in die WG. Die Tochter wiederum hatte von einer Arbeitskollegin von dem Angebot erfahren. „Am Anfang war es für mich eine Überwindung. Aber nun, nach einigen Wochen hier, habe ich mich gut eingelebt und komme mit den anderen gut aus. Wir sind noch keine Freunde. Das wäre zu hoch gegriffen, und ich mag es auch, dass wir uns noch siezen. Vielleicht wird sich das ja noch ändern, aber ein wenig Abstand ist schon wichtig“, erklärt die Witwe.
Alternative zum Altenheim
„Wenn man möchte, kann man hier schnell Kontakt finden. Ich bin kein Mensch, der sich in seinem Zimmer vergräbt, und so kam es bald zu ersten gemeinsamen Spaziergängen. Wir kochen hier auch zusammen, aber ich schaue da nur gemütlich zu, denn ich habe ja mein ganzes Leben lang gekocht und eigentlich genug gearbeitet“, berichtet die Rentnerin lachend. Tochter Doris Gries freut sich über das lockere und einladende Ambiente: „Ich wollte nicht, dass meine Mutter in ein Altenheim geht. Ich habe das bei meinem Vater erlebt und mir vorgenommen, dies nicht wieder zuzulassen.“
Zur Einweihung waren auch die Nachbarn aus dem Neubaugebiet mit seinen insgesamt 435 Wohnungen eingeladen. „Ich habe hier einen sehr guten Eindruck gewonnen. Fantastisch, dass es so was überhaupt gibt. Ich würde hier auch einziehen wollen, wenn ich in diese Situation käme“, zeigt sich Anwohnerin Elisabeth Runkel angetan von der unkonventionellen Zukunftsoption.