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Eine Woche nach Tod des Kölner KomponistenTrauerfeier für Günter Eilemann auf dem Melaten-Friedhof

Lesezeit 3 Minuten

Günter Eilemann 1973 mit seinen Kollegen in West-Afrika vor der TS Hamburg.

Köln – Auf diesen Anruf konnte sich Dr. Joachim Wüst, Vizepräsident des Festkomitees und Moderator der ARD-Fernsehsitzung, verlassen. Am Karnevalsdienstag, dem Tag nach der Ausstrahlung, klingelte stets sein Telefon. Am anderen Ende der Leitung: Günter Eilemann, Begründer des legendären Eilemann-Trios, erfolgreicher Komponist – und bis zuletzt kritischer Beobachter des Karnevals. „Er hat sich Gedanken über die Entwicklung der kölschen Sprache gemacht und öfters mal gerügt, dass viele Bands in Straßenkleidung auf der Bühne stehen “, erinnert sich Wüst.

Bei der Trauerfeier für Günter Eilemann wird Wüst am Mittwoch einer der Redner sein. Auch WDR-Moderator Gisbert Baltes wird das Leben des Musikers würdigen. Eilemann war am 5. Oktober im Alter von 92 Jahren in seinem Haus in Lövenich gestorben. Zuletzt hatte er in einem Pflegeheim in Weiden gelebt und gegen das Vergessen gekämpft. „Mein Leben war die Bühne“ hatte er einst in einem Interview mit der Rundschau erzählt und sich gewundert, dass ihn sogar Kardinal Joachim Meisner kannte.

Akkordeon liegt im Kölner Karnevalsmuseum

Doch Eilemann war bekannt, sogar bundesweit, seine Musik hatte ihn berühmt gemacht. Im Krieg bewahrte sie ihn vor Schlimmerem. Nachdem er Silvester 1944 vor deutschen Offizieren einige Swing-Nummern am Klavier spielen durfte, musste er nicht mehr an die Front. Nach dem Krieg blieb er der Musik treu, spielte Jazz und Swing in amerikanischen Clubs, obwohl seine Mutter ihn gerne im Zahnarztkittel gesehen hätte. „Musiker wird man nicht“, hatte sie ihm eingeflößt – vergeblich.

Das Akkordeon von Günter Eilemann gehört längst zu den Ausstellungsstücken im Kölner Karnevalsmuseum. Zu Hause hatte sich Eilemann gerne an sein weißes Klavier gesetzt. Für Wüst gehört er in die Riege der großen Kölner Komponisten wie Willi Ostermann, Karl Berbuer und Jupp Schmitz – Eilemann hatte sie mehrfach als seine Vorbilder bezeichnet. Ähnlich wie Ostermann hatte auch das Eilemann-Trio seine großen Erfolge mit hochdeutschen Stücken. „Er war ein hervorragender Musiker. Kein anderer Kölner Musiker hatte bis in die 1970er Jahre bundesweit einen solchen Bekanntheitsgrad erreicht“, weiß Moderator und Ex-Prinz Wicky Junggeburth.

Karneval als Sprungbrett für die Karriere

Kölsch war für Günter Eilemann lange eine Fremdsprache, seine Mutter stammte aus Pommern, sein Vater aus Koblenz. Der Texter Klaus-Peter Urban ebnete Eilemann 1952 mit dem Lied „Eetz kütt et rut rut rut“ den Weg in den Karneval, eine Parodie auf die damals neuen Verkehrsampeln in Köln. Später schrieben auch Martha Ibach und Bruno Wüst (Vater von Joachim Wüst) Lieder für das Trio. Mit Horst Muys und Karl-Heinz Nettesheim holte sich Eilemann zwei Top-Musiker und charismatische Typen an seine Seite, ihnen folgten schon wenig später Willy Schweden und Komödiant Charly Niedick.

Der Karneval war das Karrieresprungbrett für die Eilemänner. Das Trio spielte auf Kreuzfahrtschiffen und war später Stammgast in den großen Unterhaltungsshows von Peter Frankenfeld, Hans Rosendahl und Hans-Joachim Kuhlenkampf. In der Sendung „Zum blauen Bock“ standen sie einst neben Rex Gildo und Costa Cordalis auf der Bühne.

Von Schicksalsschlägen ist Günter Eilemann in seinem Leben nicht verschont geblieben. Seine Frau Ulla starb 1968 an einem Herzinfarkt, vier Jahre später heiratete er seine zweite Frau Karin. Sein Partner Charly Niedick kam 1992 bei einem Unfall ums Leben. Noch im gleichen Jahr hatte Eilemann sein Trio aufgelöst, eine Karnevalssitzung soll er anschließend nie mehr besucht haben.

Nun bleibt auch der Platz am weißen Piano leer.