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Erlebniswelt fürs KölschDas bietet die neue „Brauwelt“ in den Sünner-Hallen

Lesezeit 4 Minuten
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Nicht mehr die Innenstadt, Kalk ist nun das Zentrum traditionsreicher Braukunst aus Köln. Zumindest, was die zwei ältesten Kölsch-Brauereien angeht: Die Malzmühle (Mühlen) eröffnete in den altehrwürdigen Sünner-Hallen die neue „Brauwelt“. Bier- und Spirituosenfans können sich nun das gesamte Gelände erschließen, es gibt Führungen, eine Comedy-Brauereibesichtigung oder eine Rätseltour. Außerdem stehen Erlebnistouren wie die Stadtteilführung Kalk oder die Brauhaustour „Kölsch-Kirche-Kultur“ auf dem Programm. Für die Gourmets sind Gin- und Bier-Tastings unverzichtbar, wer lieber selbst Hand anlegt, verschafft sich über Brau- und Brennseminare die angemessene Vorbildung.

Malzmühle zog vom Heumarkt nach Kalk

Bis es soweit war, gab es allerdings einiges zu tun. Nach acht anstrengenden Monaten, in denen die Malzmühle ihre Produktion vom Heumarkt ins Rechtsrheinische nach Kalk verlagerte, an neuen Rezepten feilte und die alten Sünner-Gebäude behutsam modernisierte, konnten die Geschäftsführenden Melanie Schwartz-Mechler und Michael Rosenbaum nun voller Stolz auf ihre Arbeit und die ihres Teams zurückblicken.

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Zur Eröffnung wurde auch das neue, moderne Sünner präsentiert. „Wir haben am Sünner-Kölsch nicht nur das Design verändert, sondern auch an der Rezeptur gefeilt“, erklärte Rosenbaum. Gemeinsam mit dem Mühlen-Kölsch bilden sie das Herz der Produktpalette. Außerdem präsentierte die Brauerei ein Helles sowie das Wiess. Einen neuen Look gibt es auch für die Spirituosen der Brennerei: Neben dem Gin „Sünner No. 260 – benannt nahe der Hausnummer an der Kalker Hauptstraße – stellten Rosenbaum und Schwartz-Mecher den neuen „Cologne Dry Gin“ und den alkoholfreien „Botanical“ vor.

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Vieles hat sich auf dem historischen Gelände der Sünner-Brauerei verändert. Das Herz der Brauwelt ist das historische Klinker-Gebäude der ursprünglichen Sünner-Brauerei. Darin findet sich das Sudhaus, dessen große Kupferkessel von außen durch eine imposante Glasscheibe zu sehen sind. „Diese Anlage existiert, seitdem die Sünner damals den Laden übernommen hat. Die Kessel sind in beiden Kriegen unangetastet geblieben“, erzählt Moritz Tüting.

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Er ist Assistent der Geschäftsführung und unter anderem zuständig für die Führungen durch die neue Kalker Bier- und Braukultur. Ein Erlebnis für sich sind zweifellos die riesigen ehemaligen Eiskeller, 1000 Quadratmeter groß. Hier wurde einst das Bier gelagert und mit großen Eisblöcken auch im Sommer kühl gehalten. Mittlerweile beherbergt der Keller das Brauhaus und ist mit zahlreichen Tischen und Stühlen ausgestattet. Sogar im Gärkeller direkt nebenan können die Gäste vorbeischauen und zusehen, wie das Bier in großen, blau gekachelten, offenen Bottichen mit Hefe versetzt gärt und schäumt.

Brauwelt-Showroom

Blick in die „Brauwelt“ Köln

Korn zapfen am Holzfass

Ein „Showroom“ ist ebenfalls Teil der Brauwelt, inklusive Kölns wohl ältester Dampfmaschine. In breiten Regalen reihen sich dort die verschiedenen Biere neben Spirituosen und Limonaden. Besucherinnen und Besucher können sich dort sogar die Spirituosen selbst abfüllen und personalisieren. Der hauseigene Korn steht in einem Holzfass bereit zur Verkostung.

Malzmühle und Sünner

1860 nahm die Zechenbrauerei von Christian Sünner ihren Betrieb am heutigen Brauwelt-Standort in Kalk auf. An die Brauerei war das große Gartenrestaurant „Zur Zeche“ angeschlossen, das sich innerhalb kurzer Zeit zu einer beliebten Gaststätte entwickelte. Die Kapazität der Brauerei wurde in den folgenden Jahrzehnten mehrfach durch technische Modernisierungen, wie zum Beispiel eine Kältemaschine, und Erweiterungsbauten der steigenden Nachfrage angepasst, sodass im Jahre 1900 ein Produktionsvolumen von 70 000 Hektoliter Bier erreicht wurde.

Die traditionsreiche Brauerei zur Malzmühle die zweitälteste Kölsch-Brauerei – nach Sünner. Anfang des Jahres wurde aus zwei Traditionsbrauereien eine: „Mühlen“ übernahm Sünner. Die Kalker hatten während der Corona-Pandemie hart zu kämpfen: Als kleine, fassbierlastige Brauerei hatte Sünner auch vor der Pandemie schon mit großen Herausforderungen zu kämpfen – die Lockdowns machten die Sache nicht besser.

Die Mühlen-Produktion wurde nach Kalk verlagert. Dort steht mit dem Hauptgebäude der ehemaligen Zechenbrauerei auch das älteste in seiner ursprünglichen Funktion betriebene Industriedenkmal der Stadt. (two)

Zur Brauwelt Köln gehört nämlich noch die älteste und einzige noch produzierende Spirituosenbrennerei Kölns. „Die einzige angemeldete jedenfalls“, ergänzt Tüting lachend. Sie befindet sich in einem Nebengebäude, das die Besuchenden ebenfalls vom Innenhof aus betreten können. Der dort gebrannte Alkohol wird ausschließlich aus Kölner Rohstoffen gebrannt: das Wasser stammt aus dem hauseigenen Brunnen, der Weizen vom Bauer Kleinschmidt aus Poll.

Zur Eröffnung wurde in den großen Biergarten des Geländes geladen, ein buntes Programm führte die rund 400 Gäste durch den Abend. Auch von ganz oben sicherte man sich Unterstützung zu: Domkapitular Dominik Meiering segnete die Brauwelt. Wie heißt es doch – Hopfen und Malz, Gott erhalt’s.