Die Kölnmesse organisiert den Deutschen Pavillon bei der Expo 2025 in Japan.
Expo 2025 in OsakaDer Deutsche Pavillon kommt aus Köln

Animation Expo Deutscher Pavillon Osaka
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Die Kölnmesse organisiert und leitet im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums das Projekt, das am 13. April an den Start geht. Denis Steker, Geschäftsbereichsleiter International, und Christopher Hecker, Pavillon-Direktor in Osaka berichten im Gespräch mit Jutta Laege über die Herausforderungen und Intentionen des Projektes.
Welchen Reiz und welchen Stellenwert hat eigentlich der Pavillon bei einer Expo?
Steker: Auch wenn es nicht unser erster Pavillon ist: Wir freuen uns immer wieder, einen solchen Auftrag zu bekommen. Wir sind damit erneut Service-Dienstleister für die Bundesrepublik und für uns ist das eine Königsdisziplin. Und ich finde es immer eine große Bereicherung, in das jeweilige Land, in dem eine Expo stattfindet, eintauchen zu dürfen. Man muss sich kulturell mit dem Land und mit den Menschen auseinandersetzen. Man bekommt nicht nur eine Menge an Erfahrung mit, sondern vor Ort auch ein ganz anderes Gefühl für Völkerverständigung und die großen Themen dieser Welt.
Herr Hecker, Sie sind bei der Messe der Japanexperte. Was ist Ihre Motivation?
Hecker: Wir haben auch die Rolle, mehr als 80 Millionen Bürger zu vertreten, den Besuchern Deutschland näher bringen zu dürfen. Das ist eine ehrenvolle Aufgabe für mein Team, für mich und für alle Projektbeteiligten. Die Expo geht über sechs Monate. Da kommt es nicht nur auf unsere Expertise und Vorarbeit in Köln an, sondern auch auf die Zusammenarbeit mit dem Gastgeberland und mit den anderen rund 160 beteiligten Ländern. Und es ist spannend zu sehen, wie diese andere Länder funktionieren und mit den Herausforderungen umgehen.
Wer sind Ihre Expo-Nachbarn?
Hecker: Wir haben zwei Nachbarn. Auf der einen Seite ist Luxemburg. Auf der anderen Seite Südkorea. Mit beiden Ländern haben wir einen sehr guten Austausch, auch auf operativer, baulicher Ebene. Ob es nun der größere Kran war, den wir über das benachbarte Gelände fahren lassen mussten, oder der Container, der dort mal einen halben Tag stehen bleiben musste. Das hat auf jeden Fall sehr gut funktioniert.

Christopher Hecker ist der Pavillon-Direktor in Osaka
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Haben Sie auch mit lokalen Gewerken gearbeitet oder kommt alles aus Deutschland?
Steker: Wir arbeiten sehr international. Aber wir haben natürlich Partner in Deutschland, wie die baufachliche Projektbegleitung, die vom Bund im Rahmen einer Ausschreibung ausgewählt worden ist. Oder als Teil der Arbeitsgemeinschaft in Köln das Unternehmen Facts und Fiction, das für das kreative Konzept und die Ausstellung im Pavillon zuständig ist.
Nehmen Sie uns mit in den Pavillon: Was erwartet das Publikum?
Hecker: Der Besuch des Pavillons wird eine emotionale Reise durch die Möglichkeiten, die jeder einzelne hat, um nachhaltiger zu leben. Wir zeigen in interaktiven und aufwendig gestalteten Räumen, welche Innovationen zu diesem Zweck aus Deutschland kommen. Ein besonderes Highlight werden sicherlich die Circulars, unsere Maskottchen. In Form kleiner Silikon-Figuren begleiten sie jeden Gast individuell durch die Ausstellung, geben bei den Exponaten akustisch weitere Informationen auf Deutsch, Englisch oder Japanisch aus und können sogar miteinander kommunizieren, ein bisschen wie modernde Tamagotchis. Auf die Reaktionen der Besuchenden freue ich mich dabei besonders.
Was finden Sie in den Pavillon-Räumen am beeindruckendsten und warum?
Hecker: Mich beeindruckt direkt der erste Raum, Circular Living. Hier kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz, um aus den Vorstellungen der Besuchenden beispielhaft die Stadt der Zukunft zu kreieren. Hier werden minütlich Stadtentwürfe gezeigt, die auf den Eingaben der gerade im Raum befindlichen Besuchenden basieren. Da bekommt man ein tolles Gefühl dafür, was in der Städteplanung so alles möglich ist.
Wie viel und welches Material wurde verbaut?
Hecker: Wir verwenden im Pavillon vor allem Holz und Stahl, weil die nachhaltig sind. Sonst eher moderne Stoffe wie Myzelium oder Hanfbaustoffe finden ihre Anwendung. Der Pavillon soll selbst als Exponat für nachhaltiges Bauen stehen. Sie sind ja mit weltweiten Unternehmungen vertraut.

Denis Steker, Geschäftsbereichsleiter International Koelnmesse
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Ist die Umsetzung aufgrund der Weltlage schwieriger geworden?
Steker: Jede Expo hat ihre Spezialitäten, weil man jedes Mal in einer anderen Kultur ist, mit anderen Partnern zusammenarbeitet, andere Rahmenbedingungen hat. Aber wir haben für jede Herausforderung eine Lösung gefunden.
Was für Herausforderungen waren das zum Beispiel?
Hecker: Wir mussten Holz und Stahl nach Japan bekommen. Beides wurde in Europa gefertigt und musste auf dem Seeweg nach Japan. Eine Herausforderung war: Container zu bekommen und den entsprechenden Slot für die Verschiffung. Da haben sich auch die Japaner mit ihrem Netzwerk und ihren Kontakten sehr stark mit eingebracht, Lösungen herbeizuführen.
Welcher Mehrwert ergibt sich für die Messe am Standort Köln aus dem Expo-Engagement?
Steker: Im Kern ist der Betrieb des deutschen Pavillons in erster Linie ein Referenzprojekt für uns, das positiv auf Köln einzahlt. Die Kölnmesse ist Partner für das Wirtschaftsministerium. Das BMWK stellt unter anderem Fördergelder für ausstellende Unternehmen im In- und Ausland zur Verfügung. Damit können sich etwa deutsche Start-ups zu sehr reduzierten Kosten an unseren Messen beteiligen. Das Fördergeldthema betrifft auch Auslandsmessebeteiligungen wie die Orgatec Tokyo in Japan: Da gibt es Exportförderung deutscher Unternehmen und Aussteller, also Unterstützung für den gesamten deutschen Mittelstand.
Wird Köln durch Ihre Aktivitäten im Ausland bekannter?
Steker: Wir kommen mit den lokalen Regierungen, den lokalen, aber auch privatwirtschaftlichen Partnern ins Gespräch und nutzen die Möglichkeit, über diese Referenzen Kontakte zu Exportfördergesellschaften anderer Länder aufzunehmen. Man kommt vor Ort immer mit deren Ansprechpartnern ins Gespräch und dann kommt es zu neuen Verbindungen – auch für unsere Messen in Köln, wenn wir beispielsweise Partnerländer suchen.
Da fließt sicher auch schon mal das ein oder andere Kölsch?
Steker: Wir tragen natürlich auch ein Stück Köln ins Ausland. Beim Nationentag in Dubai waren die Roten Funken bei der Parade dabei. Die Grundthemen der diesjährigen Expo sind Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit.

Teil der Konzeption: Das Universum zirkulärer Dinge.
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Haben Sie sich selbst daran gehalten?
Hecker: Wir wollen Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit anfassbar machen. Deshalb war es uns als Koelnmesse und dem BMWK sehr wichtig, diese Themen in den Planungen mit allen Partnern zu bedenken. Ist das jetzt der nachhaltigste Vorschlag? Gibt es vielleicht noch Alternativen? Wie können wir in Japan zeigen, dass Deutschland ein Vorreiter ist, wie können wir dort ein Leuchtturmprojekt gestalten?
Ist das Vorhaben gelungen?
Hecker: Wir haben mit dem Pavillon eine neue Philosophie umsetzen wollen. Der Pavillon besteht aus standardisierten Balken, die in einer Schreinerei in Deutschland so zugeschnitten wurden, dass sie rückstandsfrei zurückgebaut werden können und in neuen Gebäuden mitverarbeitet werden können. Das Gleiche gilt beim Stahl. Der stand bei einer Ausstellung in Italien, wurde in Japan erdbebensicher gemacht und geht nach der Expo zur nächsten Veranstaltung. Die Pflanzen kommen aus einer Baumschule in Osaka, die uns während der Expozeit als Flächenerweiterung sehen. Unser Pavillon ist der nachhaltigste Pavillon, er ist zu über 90 Prozent zirkulär und wird vor Ort wieder zurückgebaut.
Wie weit spielt das Nachhaltigkeitsthema in den Messealltag dann wieder zurück nach Köln?
Steker: Wir sind absoluter Vorreiter, weil wir schon im Jahr 2030 klimaneutral sein wollen. Bei der Energieversorgung, aber auch in der Kreislaufwirtschaft gehen wir voran, indem wir etwa beim Standbau und bei Bodenbelägen neue Wege gehen. In Deutschland sind wir der erste Messestandort mit einem zertifiziert nachhaltigen Veranstaltungsmanagementsystem gemäß ISO 20121. Das heißt, dass von der Planung bis zur Nachbereitung jeder Veranstaltung alle relevanten Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt werden. Das ist längst ein Wettbewerbsvorteil.
Inwiefern?
Steker: Nachhaltigkeit ist im heutigen Geschäft nicht mehr wegzudenken, auch unsere Kunden fragen gezielt danach. Nachhaltige Prozesse sind für uns also nicht nur eine Herzensangelegenheit, sondern auch wichtig fürs Geschäft.

Innenansicht des Deutschen Pavillons
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Wie viele Besucher erwarten Sie in den kommenden Monaten?
Hecker: Der Veranstalter erwartet rund 28 Millionen Besuchende, die meisten davon aus Japan selbst. Wir haben uns entsprechend vorbereitet; so spricht bis auf wenige Ausnahmen unser gesamtes Team Japanisch mindestens so gut, dass wir unseren Gästen die Inhalte des Pavillons erklären und ihnen bei Rückfragen weiterhelfen können. Diese Gastfreundschaft wird sehr positiv auf unser Image vor Ort einzahlen, davon bin ich überzeugt.
Was ist für den Eröffnungstag geplant, wer kommt?
Hecker: Am Eröffnungstag werden wir den Pavillon zum ersten Mal für die breite Öffentlichkeit zugänglich machen. Natürlich freuen wir uns über viel Prominenz im Deutschen Pavillon – aber am Ende geht es vor allem darum, viele private Besucher bei uns willkommen heißen.
Die Ausstellung
Die Weltausstellung Expo in Japan steht unter dem Titel „Designing Future Society for Our Lives“. Der Deutsche Pavillon zeigt exemplarisch, wie Architektur und Städtebau künftig Nachhaltigkeit und Zirkularität mit Schönheit und Erlebnis verbinden und wie gebaute Umgebung und Natur als integrierte zirkuläre Stoffkreisläufe zusammenwirken können. Im Innern des Pavillons erwartet die Besucher eine emotionale und multisensorische Reise, in der sie Visionen für das Leben in einer zirkulären Gesellschaft kennenlernen.
Facts and fiction aus Köln hat die Welt des Pavillonsmit einem Biosphären-Raum und drei immersive Räumen konizipiert. Im „Circular Economy“ kann man in ein Universum zirkulärer Dinge eintauchen, im „Circular Living“ eine Zukunftsstadt entwickeln. „Circular me“ zeigt, wie der Einzelne etwas verändern kann.
Das Gesamtbudget für den Pavillon beläuft sich auf 56,4 Millionen Euro. Die Kölnmesse erwartet etwa drei Millionen Besucher. Die Expo läuft vom 13. April bis 13. Oktober 2025.