Feuerdrama in ZollstockLebenslang nach Brandanschlag

Mord-Urteil: Der Angeklagte mit seiner Anwältin.
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Köln – Der Richterin stockte die Stimme bei der Urteilsverkündung, Freunde des Opfers applaudierten und umarmten sich, die Mutter des Getöteten weinte, und der Angeklagte schaute versteinert zu Boden. Es waren emotionale Szenen, die sich am Montagnachmittag im Saal 210 des Landgerichts abgespielt haben. Um 14.20 Uhr wurde Fernando Da Silva Dias (53) im Prozess um den tödlichen Brandanschlag auf ein Wohnhaus in Zollstock zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Die Schwurgerichtskammer befand den 53-Jährigen des Mordes mit gemeingefährlichen Mitteln und der Brandstiftung mit Todesfolge für schuldig.
Mit großer Spannung war das Urteil erwartet worden – umso größer entluden sich die Emotionen bei Freunden und Angehörigen des getöteten 17-Jährigen. Nach dem Wort „Lebenslänglich“ jubelten einige Prozessbesucher und applaudierten stürmisch. „Unterlassen Sie das. Dies ist hier eine ernste Angelegenheit“, ermahnte die Richterin, der deutlich anzumerken war, dass der tragische Fall auch an ihr nicht spurlos vorbei gegangen war. Fast den Tränen nahe, setzte die Vorsitzende ihre Urteilsbegründung fort.
Dabei machte die Richterin deutlich, dass die Kammer keinen Zweifel daran hat, dass der Angeklagte im August 2012 mehr als neun Liter Benzin in der Wohnung des 17-Jährigen verschüttet und angezündet hat. „Der Brand wurde absichtlich gelegt“, so die Vorsitzende. Der 53-Jährige solle nicht versuchen sich einen unglücklichen Unfall einzureden. „Dann lügen Sie sich in die Tasche“, betonte die Richterin. Möglicherweise habe der Täter eine brennende Zigarette auf das ausgeschüttete Benzin geschnippt. Ein Feuerzeug oder eine Lunte wurden am Tatort am Gottesweg nicht entdeckt.
Beziehung zur Tochter sollte verhindert werden
Der Angeklagte habe mit aller Macht versucht die Beziehung seiner 14 Jahre alten Tochter mit dem später getöteten 17-Jährigen zu verhindern. Fernando Da Silva Dias hatte den 17-Jährigen schon vor der Tat mit dem Tod bedroht („Du Hund. Ich schieße Dir den Kopf weg“) und wurde auch gewalttätig gegenüber seiner Tochter, die nicht auf ihn hören wollte. Kurz vor der Eskalation beschimpfte der 53-Jährige seine Tochter als „Hure“. Fernando Da Silva Dias war nach Ansicht der Ermittler getrieben von dem Gedanken, dass die 14-Jährige auf die schiefe Bahn gerät und der 17-Jährige die Schuld daran trägt. Am Ende habe der 53-Jährige die Wohnung des Jugendlichen zerstören wollen, damit die Beziehung endet. Mit der Tat habe er den Tod des 17-Jährigen billigend in Kauf genommen.
Trotz aller Vorwürfe machte die Richterin ebenso deutlich, dass sich der Vater nach dem Schlaganfall seiner Frau fürsorglich um diese gekümmert habe und mit der Erziehung der Tochter in Teilen überfordert gewesen sei.
Die Eltern des Getöteten waren als Nebenkläger in dem Prozess vertreten. Der Vater sagte nach der Verhandlung: „Es ist ein gerechtes Urteil. Ich hoffe der Angeklagte kommt frühestens nach 15 Jahren wieder frei“. Die Mutter nannte den Täter ein „Monster“. Dies ließ sie über ihre Anwältin Ruth-Becker Porx mitteilen. Mit dem gesprochenen Urteil sei die Mutter „zufrieden“. Besonders schmerze die Angehörigen, dass der Täter im Prozess keine Reue gezeigt habe.
Die Verteidigung hatte eine Bewährungsstrafe wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Brandstiftung gefordert. Grund: Das Benzin sei vom Angeklagten verschüttet, aber nicht entzündet worden. Die Kammer schenkte dem keinen Glauben und lehnte ein neues Brandgutachten ab.