Die Anti-Geldwäsche-Einheit von Bundesfinanzminister Christian Lindner in Köln hat einen neuen Chef.
„Financial Intelligence Unit“Schweizer leitet jetzt die Kölner Anti-Geldwäsche-Einheit

An einem Wäscheständer hängen, mit Klammern befestigt, mehrere 500-Euro-Scheine (Symbolbild).
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Am Mittwoch wurde der Schweizer Daniel Thelesklaf (58) in Köln offiziell ins Amt eingeführt als neuer Leiter der „Zentralstelle für Finanztransaktionsuntersuchungen“. Oder wie sie neudeutsch heißt: „Financial Intelligence Unit“, kurz FIU.
Die Behörde, der Banken, Notare und andere bei Verdacht auf Geldwäsche Meldung machen müssen, wird seit längerem dafür kritisiert, dass sie Verdachtsanzeigen viel zu langsam bearbeite und etwa beim Wirecard-Skandal Informationen zu spät weitergegeben habe. Im Dezember 2022 musste FIU-Chef Christof Schulte seinen Hut nehmen - offiziell trat er „aus persönlichen Gründen“ zurück. Zuvor war bekannt geworden, dass sich bei der FIU ein Berg von mehr als 100.000 unerledigten Meldungen angestaut hatte.
Nun soll es Thelesklaf richten, er ist seit 1. Juli im Amt. Der Jurist hat jahrzehntelange Erfahrung im Kampf gegen Geldwäsche. Er war bereits Leiter der FIU in der Schweiz und Liechtenstein und arbeitete zuletzt bei den Vereinten Nationen als Projektleiter der Initiative „Finanzen gegen Sklaverei und Menschenhandel“.
300.000 Verdachtsmeldungen im Jahr
Bei einer Feierstunde in Köln-Ossendorf, wo die 670 Beschäftigte zählende FIU vor kurzem einen Neubau bezogen hat — es gibt auch einen zweiten Dienstsitz in Dresden —, betonte Finanzstaatssekretärin Luise Hölscher, Aufgabe der FIU Deutschland sei, „Geldwäsche mit aller Konsequenz zu bekämpfen“. Das Meldeaufkommen sei „wahnsinnig“ gestiegen. Zum Vergleich: 2017, als die FIU vom Bundeskriminalamt (BKA) in die Zuständigkeit des Zolls wechselte, gab es rund 60.000 Verdachtsmeldungen. Im Jahr 2021 waren es 300.000.

Der Schweizer Daniel Thelesklaf leitet seit 1. Juli die „Financial Intelligence Unit“ (FIU) des Zolls.
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Nun gehe es darum, die FIU neu auszurichten und strategisch weiterzuentwickeln, so Hölscher. Sie versicherte Thelesklaf: „Bei uns wird es Ihnen nicht langweilig.“ Der Schweizer outete sich als Opern-Fan, als er ein Zitat aus Mozarts „Cosi fan tutte“ zum Besten gab: „Es ist immer besser, in dieser Welt ein wenig misstrauisch zu sein.“ Er werde „alles tun, um das in mich gesetzte Vertrauen zu erfüllen“, sagte er, betonte aber auch, er sei jemand, „der die Angewohnheit hat, zu sagen was er denkt“.
Um an die „großen Fische“ zu kommen, müsse seine Behörde nicht nur die Fähigkeit erlangen, Daten schneller auszuwerten und besser zu verknüpfen, auch international. Man müsse auch sehr stark priorisieren, so Thelesklaf. Viele Informationen, die von Banken und anderen gemeldet würden, beträfen Personen, die nichts mit Geldwäsche zu tun hätten. „Es ist unsere vornehme Aufgabe, diese Personen zu schützen“, sagte er.
Gleichwohl machte Thelesklaf deutlich, dass er Finanzkriminelle mit aller Macht jagen will. Er werde immer wieder mahnen und „viel von meinen Mitarbeitenden verlangen“, damit Geldwäsche-Opfern Gerechtigkeit zukomme. Eindringlich schilderte er das Beispiel einer jungen Frau aus Ungarn, die vor längerer Zeit mit der Aussicht auf einen guten Job nach Kanada gelockt und dort zur Prostitution gezwungen wurde. Vor Gericht sei ihr Peiniger freigesprochen worden. Hätte es die FIUs und heutigen Informationspflichten der Banken damals schon gegeben, hätte der Täter verurteilt werden können, ist Thelesklaf überzeugt.
Köln spielt zentrale Rolle im Kampf gegen Geldwäsche
Rund 100 Milliarden Euro werden nach Schätzungen jährlich in Deutschland gewaschen. Im bundesweiten Kampf gegen die illegalen Geldströme wird Köln künftig eine zentrale Rolle spielen. Wie berichtet, will Lindner hier das geplante „Bundesamt zur Bekämpfung von Finanzkriminalität“ (BBF) ansiedeln. Als möglichen Standort für die neue Behörde brachte die Kölner FDP die ehemalige, derzeit leerstehende Oberfinanzdirektion am Riehler Platz ins Spiel.
Staatssekretärin Hölscher betonte, die FIU mit ihren Dienststellen Köln und Dresden solle „einer der Hauptbausteine“ der neuen Behörde werden. Ziel sei, den Kampf gegen Geldwäsche und Terrorismus-Finanzierung stärker zu zentralisieren und „aus einem Guss“ zu gestalten.
Thelesklaf kommt somit eine Schlüsselposition im geplanten Bundesfinanzkriminalamt zu. Gut möglich, dass sich der Schweizer in seinem neuen Job für höhere Weihen empfiehlt.