Firma LautenschlägerDiese Kölner Firma kämpft gegen die Keime

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Sauberkeit als Auftrag: Geschäftsführer Markus Meurer in der Rodenkirchener Produktionshalle, in der die Firma Lautenschläger ihre Dampfsterilisatoren herstellt.

Köln – Um die Ausbreitung des Coronavirus zu bekämpfen, ist Hygiene entscheidend. Ein Spezialist in Sachen Sauberkeit sitzt in Rodenkirchen: die Firma Lautenschläger. Seit über 130 Jahren stellt sie Dampfsterilisatoren her.

Den Ausschlag gab Robert Koch, der erste Professor des Instituts, das heute für die bundesweite Bekämpfung von Krankheiten zuständig ist.

Robert Koch gibt Lautenschläger 1887 Auftrag

Rückblick: Im Jahr 1887 gibt Robert Koch dem Berliner Ingenieur Mathias Lautenschläger den Auftrag, eine Maschine zu entwickeln, mit der OP-Kittel und -Bestecke keimfrei werden. Lautenschläger konstruiert daraufhin einen Sterilisator. Erfolgreich.

Ein Jahr später gründet er seine Firma. In den 1950er Jahren verkauften Lautenschlägers Nachfahren sie an den Großvater der heutigen Inhaberin: Susanne Meurer aus Köln. Zusammen mit ihrem Mann, der die Geschäftsführung inne hat, beschäftigt sie rund 60 Mitarbeiter – und beliefert weltweit Krankenhäuser, Labore, Apotheken und Fabriken mit Sterilisationsanlagen.

Geräte sind sehr individuell 

„Für mich ist es so klar, dass Lautenschläger die Dampfsterilisation erfunden hat, dass ich das gar nicht mehr besonders finde“, erläutert Markus Meurer während er durch seinen Produktionsbetrieb mitten in einem Wohnviertel in Rodenkirchen führt. „Der Betrieb war zuerst hier, später kamen erst die Wohnhäuser hinzu“, erzählt der 53-Jährige. 

Hinter dem Geschäftshaus aus den 1950er Jahren sind nach und nach Produktionshallen entstanden. Von kleineren Sterilisatoren für Labore oder Apotheken bis hin zu riesigen Anlagen von mehr als zwei Metern Höhe mit einer mannsgroßen Sterilisationskammer reicht die Palette der Anfertigungen aus hochlegiertem Edelstahl. „Die Geräte sind sehr individuell und für jeden Kunden einzeln konfiguriert“, sagt Meurer.

Coronavirus

6 bestätigte Patienten gibt es derzeit in Köln. Damit ist die Zahl am Dienstag um eins gestiegen.  Die Erkrankten haben 171 Kontaktpersonen benannt, darunter 47 Kölner. Das Rhein-Gymnasium in Mülheim ist die erste Kölner Schule, die wegen des Virus geschlossen ist. Mindestens am heutigen Mittwoch fällt der Unterricht aus. Laut der Schule ist eine Praktikantin erkrankt. Jetzt wird ermittelt, mit wem sie Kontakt hatte. Häusliche Quarantäne gilt derzeit für 82 Kölner. 35 davon meldeten Gesundheitsämtern anderer Orte. Positiv getestet wurde auch einer der 23  Feuerwehrleute aus der Wache in Weidenpesch, die in Quarantäne sind. Insgesamt sind nun drei Kölner Feuerwehrleute infiziert. Alle wohnen nicht in Köln und hatten Kontakte nach Heinsberg. Die JVA meldet , dass der  Verdachtsfall bei einem Häftling  sich nicht bestätigt hat. Er war am Montag getestet worden. Ein Krisenstab der Stadt soll heute tagen. Dabei geht es auch um Großveranstaltungen. (dha)

Nachdem ein Sterilisator in enger Absprache mit dem Kunden entwickelt und konstruiert wurde, wird er von Hand durch Blechschlosser, Elektriker und weitere Fachkräfte in Rodenkirchen zusammengebaut. Einzelanfertigung und Handarbeit. Standardteile wie Pumpen lassen sich die Rodenkirchener zuliefern. 

Meurer ist promovierter Chemieingenieur

Das Prinzip der Sterilisation, die Lautenschläger anbietet, ist so einfach wie wirksam. Aus den abgedichteten, stabilen Edelstahlkammern wird die Luft gepumpt, ein Vakuum entsteht. Dann wird mit einer Pumpe heißer Dampf eingeleitet und ein Druck zwischen 2,5 und 3 Bar aufgebaut. Dampf mit einer Temperatur von 134 Grad Celsius tötet sämtliche Keime.

„Sauberkeit, Hitze und Dampf sind das wichtigste“, sagt der Geschäftsführer, ein promovierter Chemieingenieur – und erklärt den Unterschied zwischen Desinfektion und Sterilisation.

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„Bei der Desinfektion kann noch ein Bruchteil an Keimen übrig bleiben. Für Hände ist das völlig in Ordnung. Nach der Sterilisation ist etwas absolut keimfrei.“ Dass diese Keimfreiheit vor allem im Krankenhaus aber auch bei der Herstellung von Infusionen oder Impfstoffen in Laboren absolut wichtig ist, weiß inzwischen jeder. Mit Blick auf die Hygiene-Empfehlungen, um das neue Coronavirus einzudämmen, ist die Nachfrage bei Lautenschläger jedoch noch nicht gestiegen. 

Geräte kosten zwischen 50.000 und 400.000 Euro

„Weil wir auch an Forschungs-labore liefern, kann es durchaus sein, dass die Nachfrage mittelfristig steigt“, meint der Geschäftsführer. Allerdings: Seine Geräte sind nichts, was man „mal so eben“ kauft. Die Kosten bewegen sich zwischen 50 000 und 400 000 Euro. Meist sind zudem beim Kunden bauliche Veränderungen nötig, um einen Reinraum um den Sterilisator herzustellen. 

Was das Coronavirus angeht, ist Chemieingenieur Meurer mit Blick auf das Sterilisieren gelassen. „Viren sind am leichtesten abzutöten. In der Regel sind die ab 60 Grad tot. Bakterien können deutlich mehr aushalten.“  

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